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[ Ehrenpromotionen vergeben]

Förderer des christlich-jüdischen Dialogs

Das Seminar für Katholische Theologie ehrte am 2. Juni Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Ludwig Ehrlich (Basel) mit der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften. Er ist einer der bekanntesten Vertreter des christlich-jüdischen Dialoges. Der gebürtige Berliner studierte an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums bei Leo Baeck und floh 1943 in die Schweiz. Schon 1955 nahm er Lehraufträge am Institut für Judaistik an. 1958 wurde er Zentralsekretär der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft und bekam 1989 die Honorarprofessur der Universität Bern. Für sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog erhielt er den Leo-Baeck-Preis, 1976 die Buber-Rosenzweig-Medaille und 1984 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Ehrlichs Bücher sind hochaktuell: 1993 erschien „Der Umgang mit der Shoa. Wie leben Juden der zweiten Generation mit dem Schicksal der Eltern?“, 1997 „Meinetwegen ist die Welt erschaffen: das intellektuelle Vermächtnis des deutschsprachigen Judentums“ und 2002 zusammen mit Herbert Bettelheim „Katholische Kirche und Judentum im 20. Jahrhundert“.

Politisch engagierter Kernphysiker

Prof. Dr. Walter Kohn erhielt am 11. Juni die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Physik. Der Nobelpreisträger für Chemie (1998) zeichnet sich nicht nur durch seine wissenschaftlichen Leistungen über Kernphysik und die Dichtefunktionaltheorie aus, sondern auch durch sein politisches und soziales Engagement. So ist er ein aktiver Gegner der Kernwaffen und beteiligte sich an einer Resolution von 41 US-amerikanischen Nobelpreisträgern gegen den 2. Golfkrieg.

1923 in Wien geboren, musste Prof. Kohn – aus einer jüdischen Familie stammend – 1939 nach England fliehen. Er wurde nach Kanada gebracht, von wo er durch Mithilfe eines Mitarbeiters von Albert Einstein in Cambridge angenommen wurde und später nach Harvard wechselte, wo er auch promovierte. 1979 ging er dann nach Santa Barbara/Kalifornien an das neu gegründete Institute for Theoretical Physics der National Science Foundation. Heute lehrt er eben dort an der UCLA.

Experte für das Œuvre Picassos

Der Kunstwissenschaftler, Essayist und Ausstellungskurator, Prof. Dr. Werner Spies, wurde am 7. Mai mit der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften ausgezeichnet. Im Zentrum seines Interesses steht das Werk von Pablo Picasso und Max Ernst. F.A.Z.-Lesern ist der Wahl-Pariser durch seine pointierten Kunstkritiken seit 1964 bekannt. Als Direktor des Musée national d’art moderne im Centre Georges Pompidou (1997–2000) zeichnet er für die Neugestaltung des Museums verantwortlich. Die Ausstellung „La révolution surréaliste“ entwickelte sich zum Publikumsmagneten. Bereits 1977 machte er sich mit der Organisation der Schau „Paris – Berlin“ einen Namen. Seine Publikationen reichen von der Festschrift für Daniel-Henry Kahnweiler 1964, über den sechsbändigen Œuvre-Katalog zu Max Ernst und Picasso. Spies ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und erhielt u.a. die Hausenstein-Ehrung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Premio Internazionale Arte e Letteratura Sergio Polillo, Bergamo, und die Goethe-Medaille. Er ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes sowie Commandeur des Arts et des Lettres und Offizier der französischen Ehrenlegion.

Brillianter Wirtschaftshistoriker

Der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften verlieh dem israelischen Historiker und ehemaligem Leiter des Leo Baeck Instituts in Jerusalem, Avraham Barkai, am 8. April die Ehrendoktorwürde. Der brilliante Kenner deutscher Wirtschaftsgeschichte, konnte auf Grund seiner Vertreibung aus Deutschland erst mit 56 Jahren an der Universität Tel Aviv promovieren. Barkai, 1921 als Sohn eines Thora-Schreibers im Berliner Scheunenviertel geboren, emigrierte 1938 nach Palästina, wo er eine landwirtschaftliche Ausbildung machte. Als Kibbuz-Bewohner widmete er sich über zwanzig Jahre der Landwirtschaft und der Jugenderziehung. Seine Dissertation mit dem Titel „Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus: Der historische und ideologische Hintergrund 1933 bis 1936“ (1977) revolutionierte die Forschung. Außerdem verfasste Barkai ein wichtiges Werk über den „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 1893-1938“, der ersten Gesamtdarstellung der größten jüdischen Interessenorganisation in Deutschland. Barkai ist Mitglied der Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank im Nationalsozialismus.

FU-N

 

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