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[Der Erhalt der Freien Universität als akademische Einrichtung mit höchster wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit bleibt das wichtigste Ziel]

Schulterschluss der Berliner Universitäten: Gemeinsam kämpfen sie für eine zukunftsfähige Wissenschaftspolitik. V.l.n.r. in der ersten Reihe: Prof. Gaehtgens (FU), Prof. Mlynek (HU) und Prof. Kutzler (TU).

In diesen Tagen vollzieht sich ein wichtiger Amtswechsel: Ein neues Präsidium wird für die nächsten vier Jahre die Geschicke der Freien Universität lenken. Die neue Amtszeit hat noch nicht begonnen, und schon steht eine große Herausforderung in Form der Einsparforderungen des Landes vor der Tür. Waren bereits die vergangenen Jahre von einer ständigen Auseinandersetzung um die Sicherung der Finanzierung und von tiefgreifender Umstrukturierung geprägt, so lassen die bisher diskutierten Kürzungsvorschläge Einschnitte in erheblichem Ausmaß erwarten.

Zu Beginn der Amtszeit des „alten“ Präsidiums bestand noch die Hoffnung, dass nach Jahren des Abbaus eine Phase der Konsolidierung und personellen Erneuerung auf der Basis der Strukturpläne und Hochschulverträge eingeleitet sei. Die Konsolidierung hatte noch nicht richtig begonnen, als sich die Hoffnungen auf eine Zeit der Stabilität zerschlugen. Schon unter dem rot-grünen Senat war die damals anstehende Verlängerung des Hochschulvertrags und die damit verbundene Planungssicherheit keineswegs sicher.

Den nächsten Schlag erhielt die Freie Universität mit der Entscheidung des rot-roten Senats, den Fachbereich Humanmedizin/UKBF zu schließen. Dies konnte zu Gunsten einer Fusion der beiden Medizin-Bereiche von Freier Universität und Humboldt-Universität zu einer gemeinsamen medizinischen Fakultät abgewendet werden. Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Medizin war noch nicht beendet, als der Finanzsenator begann, Forderungen nach Haushaltskürzungen in den Raum zu stellen, deren Volumen die Existenz der Berliner Universitäten in Frage stellen würde.

Hierüber finden jetzt intensive Auseinandersetzungen mit dem Land statt, denn es geht um mehr als die Streichung einiger Stellen. Die Freie Universität steht vor der Aufgabe, sich weiter erfolgreich im Wettbewerb als eine der führenden Forschungsuniversitäten Deutschlands zu behaupten. Trotz aller Schwierigkeiten und eines gewaltigen Personalabbaus ist es in der zurückliegenden Amtszeit gelungen, die Freie Universität für diese Auseinandersetzung zu rüsten: Die Leistungsbilanz der Freien Universität in Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung verbesserte sich kontinuierlich, der Generationenwechsel bei den Professoren/innen wurde erfolgreich eingeleitet, die flächendeckende Einführung gestufter Studiengänge wurde begonnen, Erprobungsregelungen, neue Steuerungsmodelle sowie eine Reorganisation der Fachbereiche und Verwaltungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit wurden vorangetrieben. Nicht zuletzt haben sich Wahrnehmung und Wertschätzung der Universität im In- und Ausland deutlich verbessert. Auch wenn es in Berlin oft nicht wahrgenommen wird: Die Freie Universität Berlin gehört zu den ersten Adressen in der deutschen Universitätslandschaft.

Die Freie Universität wird möglicherweise einen weiteren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung des Landes leisten müssen. Hierfür werden strukturelle Einschnitte nötig sein, deren Umsetzung Zeit und Kraft kosten und die Konsensfähigkeit beanspruchen werden. Solche Einschnitte werden vor allem die Bereiche treffen müssen, deren wissenschaftliche Produktivität unterdurchschnittlich ist. Denn das wichtigste Ziel bleibt: der Erhalt der Freien Universität als einer akademischen Einrichtung von höchster wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit, Reputation und internationalem Ansehen.

Eine Universität ist keine Schraubenfabrik. Dies gilt auch für die Freie Universität, die von den Begegnungen zwischen Lehrenden und Lernenden lebt, der zur Entfaltung wissenschaftlicher Kreativität notwendige Freiräume bedarf und der Weitergabe und Bewahrung von neuem Wissen und alten Erfahrungen dient. Dies sind entscheidende Elemente der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Gesellschaft. Kaum eine Formulierung bringt die damit verbundenen Anforderungen so deutlich auf den Punkt, wie die drei Kernbegriffe im Wappen der Freien Universität: Veritas – Justitia - Libertas. Sie waren und sind gleichermaßen Voraussetzung, Verpflichtung und Ziel wissenschaftlicher Arbeit und damit leitend für die Funktionsbestimmung der Freien Universität. Universitäten stehen vor einer neuen Zeit mit härter werdendem Wettbewerb um gesellschaftliche Anerkennung und materielle Ressourcen. Die akademischen Prinzipien der alten Zeit bleiben der Kern der Zweckbestimmung der Universität. Aber sie sind dafür allein keine ausreichenden Leitkriterien, sondern müssen durch neue Formen des Managements ergänzt werden. Dies als Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen, wird eine wichtige Herausforderung sein. Dieses Grundverständnis war handlungsleitend für das Präsidium und sollte auch in Zukunft bei allen Diskussionen um Reformen in der Verwaltung, Neugestaltung der Lehre oder wirtschaftlicher Verwertbarkeit von Wissenschaft nicht aus den Augen verloren werden.

Ich wünsche der Freien Universität, dass es ihr unter der Leitung des neuen Präsidiums gelingt, die bevorstehenden Aufgaben zu meistern und eine der wissenschaftlich erfolgreichsten und international profiliertesten Universitäten zu bleiben. Prof. Dr. Peter Gaehtgens

Prof. Dr. Peter Gaehtgens

Foto: Dahl

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