Die Freie Universität wird mit den Gewerkschaften über einen neuen Tarifvertrag für die Angestellten und Arbeiter der Universität verhandeln. Mitte November waren die Technische Universität, die Universität der Künste und die Fachhochschulen bereits mit den beiden Gewerkschaften Verdi und GEW einig geworden. Ihr Abschluss orientiert sich am Berliner Tarifvertrag, der im wesentlichen Freizeit gegen weniger Gehalt eintauscht, um die Ausgaben der öffentlichen Hand zu senken. Dabei reduziert sich der monatliche Verdienst um ca. zehn Prozent.
Wir haben ein anderes Modell vorgeschlagen, erläutert FU-Kanzler Peter Lange. Wenn wir den Berliner Abschluss übernehmen, vernichten wir dringend benötigte Kapazitäten für die Verwaltungsreform und den Betrieb der Hochschule. Wir haben viele Beschäftigte in Nadelöhrfunktionen, die einfach da sein müssen.
Der angestrebte Tarifabschluss, der das Potsdamer Ergebnis berücksichtigt, könnte ab Januar 2004 wirksam werden. An der FU wären davon 2145 Vollzeit- und 1512 Teilzeitkräfte betroffen. Der Vorschlag sieht vor, die wöchentliche Arbeitszeit von 38,5 Wochenstunden beizubehalten. Die Angestellten werden jedoch um eine Lebensalterstufe zurückgestuft. Das Urlaubsgeld wird abgeschafft und das Weihnachtsgeld drastisch gekürzt. Damit gelingt es uns, die gleichen Einsparsummen zu erreichen wie durch die Übernahme des Berliner Abschlusses, rechnet der FU-Kanzler vor. Als Gegenleistung würden die Beschäftigten zusätzliche freie Tage erhalten, aber weniger, als im Berliner Tarifvertrag vorgesehen. Drei Einmalzahlungen zu je150 Euro sollen Härten abfedern. Herauszuheben ist, dass nach dem FU Modell der monatliche Verdienst der Beschäftigten nahezu unverändert bleibt.
Die Freie Universität muss einige spezifische Probleme bewältigen. So hat sie im Vergleich zu den anderen Berliner Universitäten den höchsten Anteil an Teilzeitkräften. Zugleich schiebt sie einen Personalüberhang von mehr als sechzig Professuren und neunzig wissenschaftlichen Mitarbeitern vor sich her. Diese Bugwelle wird erst in den kommenden Jahren abebben, meint Peter Lange. Derzeit werden diese Stellen aber bei den Zulassungszahlen der Studenten mit eingerechnet. Wir sind also auf jede Hand angewiesen. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren die Summe der eingeworbenen Drittmittel erheblich erhöht. Wer Drittmittel einwerben will, muss aber eine gewisse Grundausstattung vorweisen. Die Zahl der durch Drittmittel angestellten Mitarbeiter (Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte) der FU liegt derzeit bei rund 455. Auch sie wären vom neuen Tarifabschluss betroffen. Die meisten Zuwendungsgeber von Drittmitteln orientieren sich an den Verhandlungen zum Tarif auf Bundesebene. Dort sind beispielsweise die Tarifverträge für Weihnachts- und Urlaubsgeld gekündigt worden. Dessen ungeachtet will der FU-Kanzler zügig weiter verhandeln. Mein Ziel ist es, zum ersten Januar einen neuen Tarifvertrag zu haben, sagt er. Langfristig müssen wir aber zu einem speziellen Tarifvertrag für die Wissenschaft in der Berliner Region kommen, denn die Tarifmodelle des Öffentlichen Dienstes, also für Behörden, Kitas oder die Polizei, sind für uns kaum übertragbar.
Heiko Schwarzburger
Foto: UNICOM/Grabner