[Freie Universität Berlin] [FU-Nachrichten - Zeitung der Freien Universität Berlin]
 
  
TitelAktuellInnenansichtenInnenansichtenLeuteWissenschaftDie Letzte
FU Nachrichten HomeFU-Nachrichten ArchivFU Nachrichten SucheLeserbrief an die RedaktionImpressumHomepage der FU Pressestelle
Vorheriger Artikel...
Nächster Artikel...

[Ab Oktober wird an der FU das Semesterticket eingeführt]


Das Fahrrad fährt beim Semesterticket kostenlos mit.

Morgens, halb zehn in Berlin: Vollbesetzte U-Bahnzüge der Linie 1 rollen aus dem Stadtzentrum hinaus ins grüne Dahlem. Die meisten der noch etwas verschlafen dreinblickenden Fahrgäste sind auf dem Weg zur Uni. Bei dem Versuch, sich im Gedränge hinter der Tageszeitung zu verschanzen oder noch einmal das Skript der letzten Woche durchzugehen, stoßen sie sich gegenseitig die Ellbogen in die Rippen. Für viele Studierende der Freien Universität ist das allmorgendliche Routine. Um mit dem Fahrrad zu fahren, sind die Wege oft zu weit, und den Luxus eines eigenen Autos können sich nur wenige leisten. Doch auch wenn man angesichts der steigenden Benzinpreise mit den Berliner Verkehrsbetrieben noch günstiger fährt als mit dem PKW, bedeutet der Preis von 41 Euro für ein Monatsticket doch eine erhebliche Belastung für das studentische Budget.


Zehn Jahre lang währte das Tauziehen zwischen studentischen Vertretern und den Berliner Verkehrsbetrieben um die Einführung eines Semestertickets, und nach einigen gescheiterten Versuchen wird jetzt endlich wahr, woran schon fast keiner mehr geglaubt hat: Nachdem die Studierenden der Technischen Universität bereits in diesem Sommersemester in den Genuss des günstigeren Fahrpreises kommen, wird zu Beginn des Wintersemesters 2002/03 auch an der FU das Semesterticket eingeführt, wobei dies der Studierendenausweis ist. In einer Urabstimmung im Januar diesen Jahres sprachen sich 87,05 Prozent der an der Abstimmung Beteiligten für die Einführung der Fahrkarte zum Preis von 109 Euro aus.

Den größten Vorteil vom Semesterticket haben diejenigen Studierenden, die auch bisher schon die BVG regelmäßig genutzt haben. Ihre Kosten reduzieren sich um mehr als die Hälfte. Sechs Monate lang können Studierende mit dem Ticket sämtliche Berliner Nahverkehrsmittel im Tarifbereich ABC nutzen und gegebenenfalls noch ihren Hund, ihr Fahrrad, einen Kinderwagen nebst Inhalt oder Gepäck mitnehmen.

Doch nicht für alle Studierenden bedeutet das Ticket eine finanzielle Entlastung. Diejenigen, die die BVG nicht nutzen – sei es, weil sie ein Auto besitzen oder aber den Frühsport auf dem Fahrrad lieben – zahlen zwangsläufig drauf, denn jeder an der FU Immatrikulierte ist grundsätzlich zur Zahlung verpflichtet. Allein auf dieser Grundlage konnte die BVG die anfallenden Kosten so günstig kalkulieren. Die Gegner des Semestertickets bewerten den Zwang zum Vertragsabschluss mit den Verkehrsbetrieben freilich als Eingriff in ihre persönliche Entscheidungsfreiheit und fühlen sich nun, angesichts der Realisierung des Semestertickets, von den studentischen Repräsentanten in ihrer Meinung nicht vertreten.

Befürworter des Semestertickets argumentieren dagegen, dass jeder ohne eigenes Auto in Berlin früher oder später auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sei. Wer sich aber ein eigenes Auto leisten könne, müsse auch noch 109 Euro für das Semesterticket übrig haben. Verfechter des kollektiven Fahrscheins appellieren demgegenüber an die Solidarität mit den weniger betuchten Kommilitonen, für die das Semesterticket in der Regel nur Vorteile bietet.


Ausnahmen von der Regel

Nur in Ausnahmefällen kann man vom Beitrag für das Semesterticket befreit werden. Von der Beitragspflicht ausgenommen sind zum Beispiel Gasthörer, Mehrfachimmatrikulierte, die ihre Mitgliedschaftsrechte an einer anderen Hochschule wahrnehmen, Schwerbehinderte, die nach dem Schwerbehindertengesetz Anspruch auf Beförderung haben oder durch ärztliches Attest nachweisen können, dass sie auf Grund ihrer Behinderung nicht in der Lage sind, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Befreien lassen können sich auch Studierende, die sich im Urlaubssemester befinden oder sich im Rahmen ihres Studiums für mindestens ein Semester außerhalb des Verbundtarifraumes aufhalten.

In besonderen Fällen können Studierende, die nicht von der Beitragspflicht befreit sind, beim Semesterticket-Büro des Studentenwerks in der Silberlaube, Räume KL 29/102 und 103, Habelschwerdter Allee 45, Zuschüsse zum Ticket beantragen. Diese werden aus dem Sozialfonds finanziert, an den künftig jeder Studierende zusätzlich drei Euro zu zahlen hat. Zu den Antragsberechtigten gehören unter anderem Schwangere ab der 12. Schwangerschaftswoche und Alleinerziehende. „Die von der Studierendenschaft gewährte Unterstützung erfolgt auf Grund von Einzelfallentscheidungen nach Maßgabe der der Studierendenschaft zur Verfügung stehenden Mittel“, steht bürokratisch-sperrig im Informationsblatt zum Semesterticket. In Umgangssprache übersetzt bedeutet es so viel wie: Die Bedürftigkeit jedes Antragstellers bzw. jeder Antragstellerin wird intensiv geprüft, und Zuschüsse gibt es nur so lange, wie das Geld aus dem Sozialfonds reicht.

Wer sich nicht sicher ist, ob er oder sie ein „Ausnahmefall“ ist, sollte sich nicht scheuen, den Beratungsservice der Mitarbeiter/innen des Semesterticket-Büros in Anspruch zu nehmen. Das Studentenwerk wird die Öffnungszeiten des Büros, die jetzt noch nicht feststehen, rechtzeitig durch Aushang bekannt geben. Das Informationsblatt erhalten die Studierenden mit den Rückmeldeunterlagen Anfang Juni per Post. Diese Informationen werden zu gegebener Zeit auch von der Homepage des AStA (www.astafu.de) abrufbar sein.

Franziska Garbe

Foto: Dahl


 Zum Anfang des Artikels...