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[Humboldt-Forschungspreisträger Gennadi Paramow zu Gast an der FU]

Eines steht fest: Ohne den Fall des eisernen Vorhangs könnte Gennadi Paramonow jetzt nicht an der Freien Universität forschen. Da verwundert sein enthusiastisches Urteil über Michail Gorbatschow nicht: „He’s a great man“, sagt der Weißrusse über den in seiner Heimat nicht gerade populären letzten Staatschef der Sowjetunion. Dessen Name taucht sogar in der Danksagung einer seiner wissenschaftlichen Publikationen auf.

Gennadi Paramonow ist Physiker. Sein Arbeitsgebiet, angesiedelt im Grenzbereich zur Chemie, ist für einen Fachfremden nicht eben leicht zu begreifen: Er beschäftigt sich mit der „Laserkontrolle chemischer Reaktionen“. Ziel seiner Forschungsarbeiten ist es, kurz gesagt, Moleküle mit Licht wunschgemäß zu manipulieren. Etwa so, dass man sie von einer Konfiguration in eine andere zwingt und dabei erwünschte Eigenschaften optimiert. Zu diesem Zweck entwirft er ultraschnelle Laserpulse, die mit dem jeweiligen Molekül zielgerecht wechselwirken.

Auf seinem Forschungsgebiet, das sich in den letzten Jahren weltweit wachsender Aufmerksamkeit erfreut, ist Gennadi Paramonow einer der Pioniere. Seine ersten Arbeiten stammen aus der ersten Hälfte der 80er Jahre, einer Zeit, als russische Fachzeitschriften in der westlichen Welt kaum beachtet wurden. „Der erste Kontakt nach Deutschland entstand im Jahre 1990 zu Prof. Jörn Manz, der damals an der Universität Würzburg lehrte“, erinnert sich der Physiker. Seit dessen Berufung an die Freie Universität 1992 hat sich Paramonow schon mehrfach zu Forschungszwecken an der FU aufgehalten. Sein jetziger Aufenthalt, der im Juni zu Ende gehen wird, wurde ermöglicht durch den Humboldt-Forschungspreis, der Gennadi Paramonow im vergangenen Jahr für seine wissenschaftliche Lebensleistung verliehen wurde. „Als erstem Weißrussen auf dem Gebiet der Chemie und einem der wenigen Wissenschaftler ohne Professur“, wie Prof. Manz betont. Er freut sich darüber, dass die „Investition“ der FU sich „ausgezahlt“ habe – zu Beginn der 90er Jahre wurde die Kooperation mit Wissenschaftlern aus den ehemaligen Sowjetrepubliken von der Freien Universität großzügig gefördert.

Dass sich Gennadi Paramonow in Berlin wohl fühlt, obwohl seine Ehefrau etliche hundert Kilometer entfernt in der weißrussischen Stadt Gomil lebt, hängt nicht nur mit den „exzellenten“ Forschungsbedingungen zusammen, die er hier nach eigenen Angaben vorfindet. Der 53-jährige hat zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen seiner Heimatstadt Minsk und der deutschen Hauptstadt ausgemacht: Beides seien moderne Städte, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut wurden, der Lebensrhythmus der Bewohner sei ähnlich und in beiden Städten gebe es viele Parks, aber auch viele Baustellen. Schließlich sei sogar das deutsche Essen dem weißrussischen sehr ähnlich („potatoes and vegetables, no problem...“).

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, für immer in Deutschland zu leben, antwortet Gennadi Paramonow jedoch ausweichend: Er liebe sein Vaterland und wünsche sich ein Europa mit offenen Grenzen. So wie Gorbatschow, dem Paramonow noch immer dankbar ist.

Thorsten Lichtblau

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