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"Den" Islam gibt es nicht. Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg, räumte einige der gängigen Schnellurteile über die islamische Welt beiseite. In seinem Vortrag über die multireligiöse Zukunft Europas am 3. Juli im Henry-Ford-Bau im Rahmen der Initiative "Idee Europa" sprach er über die Chancen und Risiken einer Annäherung unterschiedlicher Kulturen, und zwar zu einem Zeitpunkt, da die EU entschieden hat, die Türkei zu einem Kandidaten auf eine volle Mitgliedschaft zu machen. Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes und der anstehenden Erweiterung der Europäischen Union ist eine Debatte um die "Europäische Identität" und die Zukunft des "christlichen Abendlandes" entbrannt. Angesichts einer nie da gewesenen Dichte der Interaktion mit der islamischen Religion kann sich das Selbstverständnis als Europäer nicht darauf beschränken, das christliche Abendland wieder zu entdecken. Europa muss sich von einer paternalistischen Belehrungshaltung verabschieden und zu einer Lernkultur werden. Steinbach fordert, den Islam "zu einem Teil einer neuen und zukunftsfähigen Perönlichkeit Euro-pas" zu machen. Allerdings könne auch der Islam nicht in rückwärts gewandter Attitüde verharren, sondern müsse sich in der Integration in einer europäisch geprägten Moderne zukunftsfähig machen. "Vielleicht brauchen die Muslime einen Martin Luther", vermutet Steinbach mit aller Vorsicht, weiß aber gleichzeitig, dass "die Luthers des Islam derzeit keine Konjunktur haben". Oder bleibt der "Islam das Fremde an sich"? Aufklärung tut not, betont der Orientalist. Und angesichts der anste-henden Fragen sei eine Schrumpfung der kulturwissenschaftlichen Fächer an den Universitäten "ein fataler Fehler". Steinbach plädiert für eine neue Humanität im Sinne der Annahme anderer Kulturen und Menschenbilder, nicht im Sinne einer belanglosen Toleranz, sondern als essentieller Teil, um friedfertig in eine Welt zu gehen, in der die Menschen global handeln, denken, reisen und kommunizieren. Und seine Antwort auf Samuel Huntington "Der ,Zusammenprall der Kulturen' war die Antwort von gestern." Susanne Weiss |
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