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Mit leuchtenden Strausseneiern durchs MedizinstudiumMit leuchtenden Strausseneiern durchs Medizinstudium

Von Irene Portnoi

Moritz Peill-Meininghaus zieht den blauen OP-Mundschutz über seine Nase und nimmt das Skalpell zur Hand. Heute operiert er ohne Latex-Handschuhe. Auch sonst ist die Fabrikhalle am Erkelenzdamm – sein Arbeitsreich – nicht gerade steril. Neben Skalpellen, Klemmen und Scheren liegen auch Hammer, Säge, Sandpapier und Zangen. Damit bringt er sie zur Welt, seine Geschäftsidee. Zärtlich schaut der 27-jährige Nachwuchsmediziner die Ausgeburt an – zwei kopfgroße glatte Eier. "Ich werde sie Les deux au mur nennen", sagt der FU-Student, und seine Augen leuchten. Eine Stunde später strahlen auch die Straußeneier. Denn jetzt sind sie Lampenschirme.

Wenn der Jungunternehmer nicht gerade am Universitätsklinikum Benjamin Franklin mit dem Stethoskop menschliche Herzen belauscht, findet man ihn bei den Straußeneiern in der Fabrik. Hängelampen, Schreibtischleuchten – Moritz, der Meister des Lichts, erschafft sie aus Eierschalen und diversen Schläuchen und Drähten. Seine Eier spenden warmes, gelblich-oranges Licht, das auf dem Balkon, im Bad oder in der Küche für die richtige Atmosphäre sorgt. Damit verdient der Student sein Geld.

Immer mehr Studierende, vor allem Geistes- und Sozialwissenschaftler, denken heute über die Selbständigkeit nach – Berufsberater vom Hochschulteam des Arbeitsamtes Berlin Südwest stellen diese Tendenz täglich in ihren Sprechstunden fest. Gründerseminare boomen an Deutschen Universitäten, denn "Hochschulen haben auch die Aufgabe, in Kooperation mit der Wirtschaft positive Struktureffekte auszulösen, indem sie Gründerideen anregen, aufgreifen, unterstützen, beraten und fördern", sagt Dieter Grühn vom CareerService der FU.

"In meinen Seminaren brütet jeder zweite über einer Unternehmensgründung. Vor zwei Jahren gab es pro Semester höchstens zwei bis drei Wagemutige", sagt der Wirtschaftspädagoge Professor Günter Faltin, der sich an der Freien Universität als Starthelfer und so genannter "Business-Angel" einen Namen gemacht hat. Dass viele jetzt nicht nur nachdenken, sondern konkret den Sprung ins kalte Wasser wagen, hängt laut Faltin unter anderem mit der rasanten Entwicklung des Internets zusammen: "Im Web kann man jetzt alles verkaufen, und eine Homepage ist schnell und preiswert erstellt. Jetzt kann jeder Unternehmer werden. Entscheidend ist die zündende Idee."

Moritz kam sie ganz unverhofft: "Angefangen hat das Ganze mit dem 70. Geburtstag meiner Mutter. Ich wollte ihr etwas ganz Besonderes schenken. Bei einem Freund sah ich zufällig ein Ei. Dann hat es gefunkt." Innerhalb von drei Wochen hat der Student ein Unternehmen aus dem Boden gestampft – den "mpmshop.de". Er mietete für 500 Mark einen 100 m2 großen Raum in Kreuzberg, ließ aus Südafrika Straußen- und aus Australien Emueier einfliegen und bereitete eine Internetpräsentation vor. Mit nur 3000 Mark Startkapital war er dabei. "Die Investition hatte ich schnell wieder raus", sagt er. "Wenn es so weiter geht, kann ich mein Studium so komplett finanzieren und muss nicht befürchten, als Arzt arbeitslos zu werden." Seit März dieses Jahres ist er von Eiern wie besessen. Der vielseitige junge Mann – vor dem Studium hat er eine Tänzerausbildung abgeschlossen – hat regelmäßig neue Ideen: "Ich habe schon oft daran gedacht, mich selbstständig zu machen. Vor allem mit Schmerztherapien. Bei den Eierlampen war ich mir aber ganz sicher, dass es klappt."

Den Vertrieb regelt er übers Internet (http://www.mpmshop.de). Für seine Lampen nimmt Moritz zwischen 150 und 800 Mark – "Jedes Einzelstück wird mit Liebe gemacht. Das hat seinen Preis", sagt er.

 
 
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