Multimediakurs Leinfelder: Inhalt/ A:Einsteiger/Modul 4 "Optik u. Inhalt"/Modul 4.3.3 "Planung:Kognitives Design"

(© copyright)     Letzte Änderungen:17.03.2003


Modul 4: Webangebotsoptik, Inhalte und Navigation

Modul 4.3.3: Vorplanung: Kognitives Design und dessen layoutmäßige, strukturelle und textliche Umsetzung

Position innerhalb des Kurses

Die Philosophie von Hypertext-Strukturen und ihr psychologischer Background

Im Unterschied zur Buchform verwenden wir im Web Hyptertext- bzw. Hypermedia-Inhalt und Strukturen. Dies bedeutet insbesondere, dass der Inhalt in kleine Untereinheiten ("Module", "chunks") zerteilt werden kann, die fast beliebig vernetzt werden können und somit das Durchblättern von Sites in der Regel nicht linear, sondern basierend auf spontanen Entscheidungen und Assoziationen vorgenommen werden kann. Also, nun gibt's etwas Hausmanns-Psychologie:

Veranschaulichung: Man kann dies vielleicht mit einem 20-bändigen Lexikon in Buchform vergleichen. Schlagen Sie dort ein Stichwort nach, finden Sie wahrscheinlich weitere Querverweise, welche Ihnen besonders interessant erscheinen, ziehen den entsprechenden Band raus, schauen dort nach, finden wieder weitere Verweise. Sie verfolgen diese weiter, lassen sich treiben und haben am Schluss möglicherweise einen Informationszuwachs erfahren, der in dieser Form nicht geplant war. Sie haben eine interessante Zeit verbracht und dabei ggf. noch jede Menge Unerwartetes gelernt bzw. sprichwörtlich "erfahren".

Diese positive Erfahrung kann allerdings stark eingeschränkt werden, wenn etwa Folgendes auftritt:


Im Web ist dies sehr vergleichbar. Grundsätzlich kommt die Hypertext-Struktur dem Arbeiten des menschlichen Gehirns sehr entgegen. Assoziatives Lernen und freie Entscheidungsmöglichkeit über den weiteren Verlauf der Websurf-Erfahrung werden positiv erfahren, solange sich daraus keine negativen Erlebnisse ableiten lassen. Das menschliche Gehirn kann nämlich in ausgezeichneter Weise:

Genau dem sollten unsere Webseiten zuarbeiten, die technischen Möglichkeiten hierzu beinhaltet es.


Das Gehirn kann allerdings bei Reiz- und Informationsüberflutung auch rasch "dicht machen" und reagiert mit Konzentrationsschwäche. Genau dies kann auch die Gefahr bei der Benutzung des Webs sein. Hier hilft dann nur die Ruhe linearen Denkens, des linearen Verfolgens und Weiterentwickelns von Ideen und Handlungen (analog eines Besinnungsaufsatzes, einer Erzählung in Buchform oder eines Kinofilmes). Hier müssen keine Entscheidungen zu Reaktionen getroffen werden, was ein erholsames Erlebnis sein kann. Das linear konzentriert aufgenommene Wissen kann aber dann später für kompetente Entscheidungsfindungen und Reaktionen verwendet werden.

Je nach Inhalt, Zielgruppe und eigenen Webmaster-Fähigkeiten sollten wir also Webseiten produzieren, die beiden Strukturen menschlichen Denkens Rechnung tragen. Dennoch sind puristisch lineare Angebote ohne die Möglichkeit des Aufrufens zusätzlicher vertiefender Links oder Feedback-Möglichkeiten sind sicherlich nach wie vor in Buchform besser aufgehoben. Bücher haben gegenüber dem WWW den Vorteil, dass man sie auf dem Sofa, am Strand, im Bett oder in der Badewanne lesen kann. Wir sollten also die Möglichkeiten und Vorteile der interaktiven Hypertext-Strukturen nutzen, ohne sie überzustrapazieren.

Tipp: Könnte es sein, dass der Webnutzer Ihr Angebot v.a. auch als Papierausdruck benutzen möchte? Vielleicht, weil es keine entsprechenden Bücher gibt, vielleicht, weil er nicht ohne Weiteres immer online sein kann oder möchte. Dies ist nur möglich, wenn Ihre Seiten überwiegend linear aufgebaut sind und nicht nur aus sehr kurzen Teilmodulen bestehen. Machen Sie dies aber nicht zur generellen Prämisse, Sie schränken ansonsten Ihre Ausdrucksmöglichkeiten mit dem Webmedium sehr stark ein. Vielleicht können Sie ja auch eine ausdruckbare Version (am besten als pdf-File) zusätzlich zu Ihrem hypertext-strukturierten Angebot online zur Verfügung stellen (mehr dazu im Teil B des Kurses).


Umsetzung

Wie können wir nun die bisher gemachten Vorüberlegungen bei der Umsetzung in unsere Website berücksichtigen?

Textlicher Ausdruck im Web
Ziel: rasche Informationsaufnahme, Verlängerung der "Attention Span", Modularisierung zum beliebigen Einstieg innerhalb Website. Hierzu einige Stichworte bzw. Anregungen:


Generelles Layout
Ziel wiederum: Rasche Informationsaufnahme, Verlängerung der "Attention Span", Modularisierung zum beliebigen Einstieg innerhalb Website. Strukturierung. Hierzu:


Navigations- und Sitestruktur
Ziel wiederum: Rasche Informationsaufnahme, Modularisierung zum beliebigen Einstieg innerhalb Website. Strukturierung. Insbesondere Vermeidung des Verlorengehens im Web ("Lost in Cyberspace"). Hierzu:

Dieses Thema vertiefen wir mit Beispielen in Modul 4.4.3


Sonstige Möglichkeiten


Finger weg!

Und vergessen Sie bitte nie: das tollste Design, die beste Navigation und die ausgefeilteste Site-Technik nützen nichts, wenn die Inhalte wenig informativ und insgesamt uninteressant sind !

Oops: Interessiert Sie des Kursleiters Selbstkritik zu diesem Thema?


>> Fortsetzung: Modul 4.4: Wechselwirkungen zwischen Inhalt, Layout und Design

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