International Philosophy Colloquia Evian
20th Colloquium 2014 - Evian, 13-19 juillet 2014

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Kolloquium 2010: Kunst

20th Colloquium 2014


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Thema / Programm

Kunst ist ein besonderer Gegenstand der Philosophie. Einerseits grenzen sich die Philosophen von der Kunst ab, andererseits orientieren sie sich an ihr. Die Abgrenzung der Philosophie von der Kunst wird immer wieder durch einen Verweis auf das Verhältnis begründet, das die Kunst zur Wahrheit unterhält: Der menschliche Geist artikuliere sich in der Kunst jenseits einer Verpflichtung zur Erkenntnis des Wahren und Guten. Die Dichterschelte Platons hat dieses Motiv präfiguriert: Kunst ist gefährlich, weil sie die Standards des Wirklichkeitsbezugs aufzulösen droht. Der Philosophie kommt – wie dies noch Habermas in seiner Kritik an Derrida vorgeführt hat – die Aufgabe zu, entsprechende ästhetische Auflösungstendenzen zu kritisieren.

Die Orientierung von Philosophie an der Kunst wird dadurch begründet, dass Kunst eine besondere Erkenntnis- und Artikulationsfähigkeit besitze. Schon ihre Rehabilitierung bei Aristoteles ist mit dem Gedanken verbunden, dass Kunst als nachahmende Tätigkeit für die Erkenntnisgewinnung und Bildung des Menschen wichtig ist. Dieses Motiv ist besonders in romantischen Denkweisen profiliert worden, in denen der Kunst die Eigenschaft zugeschrieben wird, eine über die begrenzten Erkenntnisformen des Alltags hinausgehende Erschließung der Welt zu ermöglichen. Kunstwerke sind für diese Philosophien an einer emphatischen, höheren Wahrheit orientiert, als sie dem prosaischen Denken zugänglich wäre (Nietzsche, Heidegger).

In der Bestimmung des Verhältnisses der Philosophie zur Kunst spielt dabei eine entscheidende Rolle, wie man Kunst insgesamt begreift. Sind Kunstwerke Gegenstände besonderer Erfahrungen (wie es Kantisch und phänomenologisch geprägte Ästhetiken vertreten) oder handelt es sich um besondere Zeichen (wie man nach Hegel, Cassirer und Goodman sagen kann)? Erlauben Kunstwerke nur einen subjektiven Zugang (wie es in der Tradition Humes zu denken ist) oder haben sie objektive Gehalte? Ist der ontologische Status eines Gegenstands als Kunstwerk daran gebunden, dass er in einer bestimmten Weise interpretiert wird (Danto)? Muss die moderne Selbstthematisierung der Kunst so verstanden werden, dass sie einen Zusammenhang von Kunst und Interpretation nahe legt? Welche Rolle spielt Kunst innerhalb der menschlichen Lebensform? Handelt es sich bei ihr um ein Korrektiv gegenüber rationalen Praktiken (wie unter anderem Merleau-Ponty und Adorno behaupten) bzw. deren Reflexion und Transformation (Dewey)? Ist Kunst wesentlich für die Ausbildung moralischer Sensibilität und Urteilskraft (Nussbaum, Nehamas) oder hat sie einen in erster Linie spielerischen Charakter (Gadamer und in anderer Weise Walton)? Hat Kunst einen genuin politischen Charakter (Benjamin, Rancière)? Stellen Kunstwerke eine Basis für historisch-kulturelle Identitäten bereit (im Sinne Hegels)? Hat Kunst autonom oder politisch engagiert, gar subversiv zu sein? Und nicht zuletzt: Gibt es überhaupt einen klar umrissenen Bestand von Kunst? Oder handelt es sich um ein offenes Geschehen, das sich nicht eingrenzen lässt (Derrida)?

Das 16. Internationale Philosophie-Kolloquium Evian lädt Philosophinnen und Philosophen an den Genfer See, über Kunst und über das Verhältnis, in dem die Philosophie zur Kunst steht, zu diskutieren. Im Zentrum des Kolloquiums stehen also nicht spezielle Fragen der philosophischen Ästhetik, sondern die philosophische Reflexion, welche Rolle die Kunst in Zusammenhängen der Philosophie des Geistes, der Erkenntnis, der Moral, des Sozialen, des Politischen sowie der Sprache und Medien spielen kann. Beiträge sollten aus (post-)strukturalistischer, phänomenologisch-hermeneutischer und (post-)analytischer Perspektive Bestimmungen des Begriffs der Kunst, aber auch Differenzen und Konvergenzen dieser Bestimmungen diskutieren und systematisch fruchtbar machen.


Programm

Programm als PDF-Download


Lundi, 12 juillet 2010

David Nowell-Smith (Cambridge): Medium and Meaning for the Philosophy of Art
Élise Marrou (Paris): Le paradigme d’œuvre revisité
Tobias Keiling (Freiburg): Hermeneutische und phänomenologische Kunsterkenntnis

Eran Dorfman (Tel Aviv/Berlin): L’art au quotidien: De Merleau-Ponty à Benjamin
Katharina Bahlmann (Mainz): Die Bedeutung des Kunstwerks für das Leben als subversives Moment


Mardi, 13 juillet 2010

Alessandro Bertinetto (Udine): Improvisation and Artistic Creativity
Lucile Chartain (Paris/Berlin): Le cinéma comme vision du monde artistique
Christian Skirke (Amsterdam): Artworks, Content, Truth and »the New«

Catrin Misselhorn (Tübingen/Berlin): Kunst und ästhetische Emotion
Íngrid Vendrell Ferran (Genève): Horror Narratives and Aesthetic Pleasure


Mercredi, 14 juillet 2010

Anke Haarmann (Lüneburg): Künstlerische Forschung und theoretische Reflexion: Zwei Wege zum Wissen?
Iskra Fileva (Reno): Thought Experiments in Philosophy and Fiction
Georg Bertram (Berlin): Kunst und Philosophie

Après-midi libre


Jeudi, 15 juillet 2010

Claire Pagès (Paris): En quoi l’œuvre est-elle révolutionnaire ? L’ « anti-art » chez J.-F. Lyotard
Sylwia Chrostowska (Toronto): "That all art aims to end art": The Place of Utopia in Adorno’s Aesthetics
Florent Jakob (Paris): Le tableau comme voie d’accès à l’époque : surface et barbarie

Guillaume Lejeune (Bruxelles/Paris): De l’art comme mythologie aux mythologies comme art
Wiebke-Marie Stock (Berlin): Kunst und Kult. Systematische Perspektiven


Vendredi, 16 juillet 2010

Alberto Frigo (Pisa/Lyon): Prudence et connoisseurship : sagesse pratique et sagesse artistique
Judith Siegmund (Berlin): Lässt sich Kunst als gesellschaftliche Arbeit begreifen?
Christophe Laudou (Madrid): Mon corps cette œuvre d'art

Andrew Huddleston (Princeton): The Location of Artistic Value: Against Aesthetic Consumerism
David Lauer (Berlin): Künstlerischer Ausdruck und das Unausdrückliche
Discussion terminale

 

Organisation: Georg W. Bertram (Berlin), Robin Celikates (Amsterdam), David Lauer (Berlin). In cooperation with: Alessandro Bertinetto (Udine), Karen Feldman (Berkeley), Jo-Jo Koo (Dickinson), Christophe Laudou (Madrid), Claire Pagès (Paris), Diane Perpich (Clemson), Hans Bernhard Schmid (Wien), Contact: evian@philosophie.fu-berlin.de