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[Der Internationale Club der Freien Universität lud zum türkischen Abend ein]

„Mit so einem Ansturm hatten wir eigentlich gar nicht gerechnet“, freute sich Stefan Höppe vom Internationalen Club der Freien Universität über das große Publikumsinteresse am 7. Februar. Der Club hatte zum türkischen Abend nach Alt-Moabit in das neu errichtete Sonar Bangla Cultural Center eingeladen. „Seit dem 11. September stoßen Themenabende mit islamischem Hintergrund noch immer auf großes Interesse“, erklärte Höppe die gute Resonanz. „Und das vor allem in Berlin, wo überdurchschnittlich viele Muslime leben.“ In wochenlanger Vorarbeit hatte der Japanologe die Veranstaltung zum Thema „Sufismus“ organisiert. Eilig wurden noch ein paar zusätzliche Stühle herbeigeholt, damit auch jeder einen Platz fand. Aus der Küche duftete es derweil verführerisch nach türkischen Spezialitäten. Bürgel Yilmaz, die in Ankara Germanistik und VWL studiert und zur Zeit an der FU zu Gast ist, erklärte das Ziel des Abends: „Wir wollen den Menschen zeigen, dass es keinen einheitlichen islamischen Glauben gibt, sondern dass der Islam, wie das Christentum auch, eine Vielzahl von Varianten aufweist, die in ihrer Ganzheit die Vielfalt und Lebendigkeit der Religion ausmachen.“

Im Unterschied zur islamischen Tradition suchen die Anhänger des Sufismus eine sehr individuell-persönliche Beziehung zu Allah. Das Wort „Sufismus“ leitet sich von dem arabischen Wort „suf“ (Wolle) ab. „Suf“ wurde das weiße Wollkleid genannt, das die ersten Mystiker als Zeichen der Demut trugen. Historisch betrachtet ist der Sufismus eine Reaktion auf die zunehmende Verweltlichung des Islams zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Als die islamischen Metropolen mächtiger wurden und in Folge dessen die Dekadenz zunahm, bildeten sich erste asketische Gemeinschaften, deren Ziel es war, dem drohenden Verlust der islamischen Ideale entgegenzuwirken. Ausgehend von Persien und Zentralasien verbreitete sich der Sufismus über die ganze islamische Welt. „In der Türkei wurden die Sufi-Orden in den 20er Jahren im Zuge der Reformen unter Kemal Atatürk verboten“, erzählt Bürgel Yilmaz, „sie existierten jedoch im Untergrund weiter, wo sie das religiöse Erbe ihrer Vorväter weiterführen und bis heute bewahren konnten.“ Ein buntes Kulturprogramm sorgte beim türkischen Abend dafür, dass die Besucher ebenso gut informiert wie unterhalten wurden: Angefangen bei einer Lesung aus dem Roman „Das schwarze Buch“ zur religiösen Philosophie des Sufismus, über eine Dia- und Videoschau zu sufistischen Stätten in der Türkei, bis hin zu einer Tanzdarbietung in traditionellen Kostümen, war für jeden Geschmack etwas dabei.

Benedikt Vallendar


Internationaler Club der FU Berlin
Kaiserswerther Str. 16-18
14195 Berlin

E-Mail: Intlclub@zedat.fu-berlin.de
Internet: www.fu-berlin.de/internationaler-club


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