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[Architektur-Studenten der TU verschönerten einen Hörsaal]

Keine Chance für Tristesse: Der farbenfrohe Hörsaal macht müde Studis munter.

„Die zarteste Versuchung seit es Hörsäle gibt“, urteilte der „Tagesspiegel“ in seiner Ausgabe vom 27. Februar 2002. „Der Raum sieht aus wie eine Packung Smarties“, meint dagegen ein Mitarbeiter des John-F.-Kennedy-Instituts (JFK) der Freien Universität skeptisch. Wurden diese Reaktionen auf den frisch renovierten Hörsaal im JFK durch den unterdrückten Genuss von Süßigkeiten während der Fastenzeit hervorgerufen? Oder erinnert der Raum in seinem neuen Glanz tatsächlich an Schokolade? Zumindest unterscheidet er sich nach seiner Renovierung durch eine Gruppe von drei Architektur-Studierenden der Technischen Universität grundlegend von anderen Auditorien der Freien Universität.

Die Instandsetzung des Saals hätte dem Institutsrat schon lange am Herzen gelegen, sagt Professor Holtfrerich, stellvertretender Institutsleiter, der das Projekt im Haus betreut hat. Als Veranstaltungsort für die bekannten „Fraenkel Lectures“, zu denen jeden Monat ranghohe und prominente Persönlichkeiten als Referenten zu Gast sind, sei der alte Raum einfach nicht repräsentativ genug gewesen. Nachdem das Institut grünes Licht für die Baumaßnahmen bekommen hatte, begann es Ende des Wintersemesters 2000/01 mit der Suche nach einem Architekten. Dabei entstand die Idee, mit der TU zusammenzuarbeiten: Den dortigen Architektur-Studierenden sollte im Rahmen einer Veranstaltung die Gelegenheit gegeben werden, Entwürfe für die Neugestaltung des Hörsaals vorzuschlagen. Eine studentische Dreier-Gruppe unter der Leitung der TU-Architektin Susanne Hofmann bekam schließlich den Auftrag, ihren Entwurf zu realisieren. Sie wurden während des gesamten Projekts von der Technischen Abteilung des JFK-Instituts begleitet. Am 23. Januar 2002 waren die Tage der Veranstaltungen in Ausweichräumen für Studierende der Nordamerikastudien schließlich Vergangenheit: In einer internen Feierstunde wurde der neue Saal eingeweiht.

Wenn sich die Tür des Auditoriums im zweiten Stock öffnet, fällt zuerst der Gegensatz zwischen dem künstlichen Licht im Flur und dem natürlichen Tageslicht auf, das durch die Deckenfenster in den Saal fällt. Es riecht frisch. Nicht nach Farbe, sondern eher nach „draußen“. Der oft gebrauchte Vergleich mit einer Frühlingswiese ist gar nicht so falsch. Die Stühle sind in verschiedenen Grüntönen lackiert, nur ab und zu fällt ein Exemplar in knalligem Gelb oder in Babyrosa aus der Reihe.

Design trifft auf Funktionalität

Ein Kunstgriff der studentischen Designer ist die himmelblau lackierte „Welle“: Sie beginnt als Bodenrampe im hinteren Drittel des Saales und läuft dann über die rückwärtige Wand an der Decke entlang bis fast nach vorne zum Rednerpult. Das soll dem Raum Dynamik verleihen. Dem Laien fällt zunächst nur der praktische Aspekt der ansteigenden Bodenrampe auf, die es auch Zuhörern in den hinteren Sitzreihen ermöglicht, den Referenten vorne am Pult zu sehen. Überhaupt wurde bei aller künstlerischen Extravaganz besonders auf Funktionalität geachtet. Die Akustik ist dank der Platten hinter der schwarzen Tafel und des doppelten Faltenwurfs des rosa Vorhangs so gut, dass kein Mikrofon mehr nötig ist. Für Filmvorführungen kann der Hörsaal verdunkelt werden.

Mit einer Sache kann der Vortragsraum aber auch nach der Modernisierung nicht dienen: Sicherheitsvorkehrungen, wie sie zum Beispiel anlässlich des Vortrags des amerikanischen Botschafters am 30. Januar 2002 erforderlich schienen, sind nicht vorhanden. Doch der Diplomat aus den USA kam trotz fehlender Überwachungskameras und Durchgangsschleusen, und entgegen aller Befürchtungen wurde die Veranstaltung nicht von Demonstranten gestört, obwohl „einschlägig bekannte Störenfriede“ im Publikum gesichtet worden sein sollen. „Es kann natürlich viele Gründe für den friedlichen Verlauf der Veranstaltung gegeben haben“, meint Professor Holtfrerich, „aber viele glauben, dass der Raum eine beruhigende Wirkung auf die in ihm Anwesenden hat.“ So gesehen ist der neue Hörsaal also tatsächlich wie Schokolade.

Franziska Garbe

Foto: Dahl

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