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Von geologischen und bodenkundlichen Hyperkarten

Von Claudia Kurreck

Stellen wir uns folgende Situation vor: Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) plant in einem bestimmten Gebiet, Kinderspielplätze zu bauen. Entsprechende Areale wurden von den Verantwortlichen schon ausgesucht. Doch waren diese Entscheidungen richtig? Wie sieht es beispielsweise mit der Bodenbeschaffenheit der betreffenden Gebiete aus? Ist der Grund, auf dem in nächster Zukunft die Kinder spielen sollen, schadstoffbelastet?

Um diese und andere relevante Fragen beantworten zu können, ist ein Gang zum nächst gelegenen geologischen Landesamt notwendig. Dort sind unendlich viele geologische und bodenkundliche Karten archiviert, mit deren Hilfe Fragen zu geplanten Neubauprojekten, wie beispielsweise Kinderspielplätze, Wasserwerke, Häuser oder Fabriken, beantwortet werden können.

Da solche Karten jedoch nur von Experten gelesen und interpretiert werden können und sie dazu eine Fülle von Informationen enthalten, war es bisher für die Landesämter sehr mühsam und zeitaufwendig, die speziell gewünschten Auskünfte möglichst schnell zu erteilen. Um diese Arbeit in Zukunft wesentlich zu vereinfachen, wurde ein Modellprojekt gestartet. Dabei schlossen sich das Geologische Landesamt Nordrhein-Westfalen mit den beiden an der Freien Universität arbeitenden Forschungsgruppen von Prof. Wolfdietrich Skala (Geologie) und Dr. habil. Agnes Voisard (Informatik) zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammen. Seit 1996 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Projekt "Hypermediale Erschließung und Nutzung geologischer Karten" über einen Zeitraum von fünf Jahren. Ziel war es, die gewünschten geologischen Informationen möglichst schnell und unkompliziert per Knopfdruck auf dem Rechner abrufen zu können. "Wir wollten sowohl die geologischen Karten, als auch den jeweils dazugehörigen Erläuterungstext mit den Mitteln der Informatik verfügbar machen", erzählt Dr. Gudrun Heyn, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe von Prof. Skala.

In jahrelanger Kleinarbeit wurden vom Geologischen Landesamt NRW in Krefeld zahlreiche Karten des Gebietes Brilon erstellt. Diese 130 km2 große Fläche befindet sich im Sauerland und ist dem nordöstlichen Rheinischen Schiefergebirge zuzuordnen. "Das Gebiet wurde ausgewählt, weil es sehr komplex ist. Neben vielen unterschiedlichen Gesteinsarten, finden wir auch einen schwierigen Untergrundaufbau", erläutert Gudrun Heyn. Sie weist auf eine Vielzahl unterschiedlichster Karten auf ihrem Schreibtisch, die für den Laien auf den ersten Blick so aussehen, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Denn die Karten zeigen die unterschiedlichsten Gegebenheiten des Gebietes, wie beispielsweise die Topologie, die Wasserläufe, die Verkehrsverbindungen zu den Ortschaften oder dreidimensionale Ansichten der Gebirge. Diese vielen unterschiedlichen Informationen sind notwendig, um ein vollständiges Gesamtbild von dem Gebiet zu erhalten.

In den Computer eingespeist, zeigen sie den großen Fortschritt durch die digitale Aufarbeitung. Die Karten finden sich sehr farbig im Rechner wieder. Dazu gibt es eine Reihe elektronischer Abfrage-, Klassifizierungs-, Bewertungs- und Prognose-Werkzeuge zur gezielteren Kartennutzung. Zusätzlich stehen Werkzeuge zur thematischen und räumlichen Abfrage zur Verfügung, die bei der Auswertung einer Karte nützlich sind. Der Nutzer kann sich mit Hilfe des neuen Programms nun, je nach Bedarf, einen bestimmten Kartenausschnitt wählen, mehrere unterschiedliche Karten gleichzeitig aufrufen, sich den dazugehörigen Erläuterungstext laden und sich sogar kleine Videosequenzen, beispielsweise über Bachläufe, ansehen. Wegen dieser zahlreichen "Hyperlinks", die in dem Programm möglich sind, sprechen die Experten auch von geologischen Hyperkarten. Innerhalb kürzester Zeit sind die Mitarbeiter des Geologischen Landesamts in NRW jetzt in der Lage, per Mausklick die Fragen zu beantworten, die ihnen zu geplanten Neubauprojekten gestellt werden. Das neue Programm, das in die Geographischen Informationssysteme (GIS) integriert wurde, stellt einen Prototyp dar und nennt sich GeoHyp.

Leider ist in diesem Projekt ein Wermutstropfen enthalten. Die neuentwickelte Software wird nicht für jeden frei verfügbar zur allgemeinen Nutzung ins Internet gestellt. Sie wurde in Kooperation mit dem Geologischen Landesamt in NRW entwickelt, und die Daten können auch nur von diesem zur Verfügung gestellt werden.

Das Projekt hat aber gezeigt, dass digitale geologische und bodenkundliche Karten neue Möglichkeiten eröffnen, Planungs- und Entscheidungsprozesse beispielsweise von Neubauprojekten zu unterstützen. Spezielle Anfragen können nun sehr schnell und unkompliziert beantwortet werden.

 
 
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