Thème / Programme
Das Zusammentreffen wird unter dem Stichwort "Das Andere
der Philosophie" stehen. Das Andere: Inwiefern ist es Gegenstand,
Subjekt der Philosophie? Spricht die Philosophie nur vom Anderen
oder spricht sie gar mit ihm, mit ihrem Anderen? Ist sie gebunden
in diesem Dialog, der ja möglicherweise mit der Differenz
der Sprachen beginnt? Viele Gesichter hat es gehabt, das Andere:
Idee, Ding an sich, Nicht-Ich, Nicht-Identisches, différance,
aber auch soma, res extensa, Schein, Maschine, etc. Es stand im
Zentrum als Säule des philosophischen Gebäudes und war
verdrängt an den Rand als Störenfried und letzte Hoffnung.
Hegel zeichnet für eine Philosophie, die mit dem Anderen
rechnet und es doch zugleich sich einverleiben zu können
glaubt. Spätestens mit dem Hegelianismus liegt die Frage
auf dem Tisch, ob überhaupt die Philosophie sich bücken
und ihr Anderes aufheben kann, ohne es in ihrer Hand zu zerstören,
es auszulöschen. Und dan kommt Nietzsche mit seinem dionysischen
Theaterdonner und will das Andere auslösen aus seinem Bann,
in den es der Idealismus gestellt hat. Lässt aber der Freigeist
das Andere frei, wenn er es dem Griff des absoluten Geistes entwindet?
Die weite Geschichte, in der die Philosophie sich um das Andere
bekümmert, von Hegel bis zu Phänomenologie und Existenzialismus
und gar zur Psychoanalyse Lacans, kann im Rahmen der Veranstaltung
zu Sprache kommen. Zugleich bietet das Thema die Möglichkeit,
sich in systematischer Absicht dem Anderen zu nähern: erkenntnistheoretisch,
anthropologisch, und wieweit Euer Intereese bzw. Eure Phantasie
reicht. Zuletzt wäre das Andere der Philosophie als dasjenige
anzusprechen, was der Philosophie von Außen gegenübersteht:
die anderen Disziplinen, die Randgebite, Außenstellen und
fremden Welten. Explizit wollen die Einladenden alle aufrufen,
die genuin anderen Fachgebieten (bspw. der Geschichte, der Soziologie,
den Philologien oder Psychologien) angehören und sich aus
ihrem Gebiet heraus für das Gespräch mit der Philosophie
interessieren. Auch die Künste, die der Philosophie als ihr
Anderes lehr liebgeworden sind, sind willkommen, sich in den Dialog
einzumischen.
Programme
DIMANCHE / SONNTAG, 21.7.1996
matin / Vormittag
Marc Goeffrey (Paris): Le choc de l'autre: Averroes
Florence Wallez (Lille): Titel noch zu bestimmen
APRÈS-MIDI / NACHMITTAG
Patrick Hofmann (Leipzig): Die Konstitution des Anderen
in der Phänomenologie Husserls
LUNDI
/ MONTAG, 22.7.1996
matin / Vormittag
Jim Murdoch (New York): Das Andere bei Hegel und Derrida
Milo Sweedler (Paris): Différance et répétition
(Derrida/Platon/Deleuze)
APRÈS-MIDI / NACHMITTAG
Iljitsch Rumpf (Giessen): Übersetzung: Quine und Derrida
MARDI / DIENSTAG, 23.7.1996
MATIN / VORMITTAG
Agata Zielinski (Grenoble): Husserl von M. de Certeau gelesen
Renate Kappes (Giessen): Mme Bovary und die Geschlechterdifferenz
APRES-MIDI / NACHMITTAG: libre / frei
MERCREDI / MITTWOCH, 24.7.1996
MATIN / VORMITTAG
Anita Kernwein (Stuttgart): Poetik der Relation (Glissant)
Jean Zoungrana (Strasbourg): Foucault / Heidegger
APRES-MIDI / NACHMITTAG
Thorsten Wagner (Dortmund): Das Erhabene und die Improvisation
JEUDI / DONNERSTAG, 25.7.1996
MATIN / VORMITTAG
Marion Picker (Köln): Celan und Jabès
Timo Skrandies (Düsseldorf): Vom Igel in vorläufiger
gegenwart
APRÈS-MIDI / NACHMITTAG: libre / frei
VENDREDI / FREITAG, 26.7.1996
MATIN / VORMITTAG
Thomas Bedorf (Bochum): Das Andere als Versprechen und
Anspruch. Adorno und Lévinas
Nicolas Gaillard (Paris): Utopie und Philosophie bei Deleuze
APRES-MIDI / NACHMITTAG
Georg Bertram (Giessen) / Stefan Blank (Frankfurt/M.):
Der Begriff des Theorie-Politischen bei Foucault und Schröder
Organisation:
Georg W. Bertram (Berlin), Robin Celikates (Amsterdam), David
Lauer (Berlin). In cooperation with: Alessandro Bertinetto (Udine), Karen Feldman (Berkeley), Jo-Jo Koo (Dickinson), Christophe Laudou (Madrid), Claire
Pagès (Paris), Diane Perpich (Clemson), Hans Bernhard Schmid (Wien),
Contact:
evian@philosophie.fu-berlin.de
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