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[Klaus W. Hempfer ist neuer Erster Vizepräsident]

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Für den Erhalt der „Kleinen Fächer“, gegen die Juniorprofessur:
Prof. Klaus W. Hempfer ist ein Mann mit klaren Standpunkten.

„Kommen Sie herein“, empfängt Prof. Dr. Klaus W. Hempfer die Besucherin mit offenen Armen und bietet sogleich Wasser oder Kaffee an, fast als wehe ein schwacher italienischer Wind durch die Rostlaube. Künftig wird der international renommierte Spezialist für das cinquecento in Italien vermutlich weniger Zeit haben für seine Wahlheimat. Denn der Erweiterte Akademische Senat hat den Romanisten Hempfer zum Ersten Vizepräsidenten gewählt – ein Amt, das Hempfer am 15. Juni übernommen hat.

Als Wissenschaftler beschäftigt sich Hempfer vor allem mit der Umbruchssituation im Italien des 16. Jahrhunderts und damit, wie es zu einer Relativierung und Pluralisierung des Wahrheitskonzepts kam. Dabei zieht Hempfer nicht nur literarische Texte, sondern das gesamte Diskurssystem der Zeit heran, um Änderungen in der literarischen Situation nachzuvollziehen. Fast könnte man meinen, Hempfer habe damit ein literarisches Trockenschwimmen hinter sich gebracht, um für die spezielle Berliner Hochschulpolitik gerüstet zu sein.

Was er will, weiß Hempfer genau. „Niemand stirbt, wenn man Opern schließt oder die Ägyptologie, aber die Kultur stirbt“, sagt Hempfer und will im Team mit Dieter Lenzen für die „Notwendigkeit des scheinbar Überflüssigen“ kämpfen. Konkret gesprochen heißt das, dass sich Hempfer für den Erhalt eines breiten Fächerspektrums, insbesondere der „Kleinen Fächer“ einsetzen möchte, um die deutsche Universitätstradition von Wissensvermittlung und Reflexion zu retten. Keinen Hehl macht der Romanist daraus, dass er von der Juniorprofessur nichts hält und andere Modelle der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, wie befristete C3-Stellen oder partielle Freistellung, bevorzugt.

Dass Hempfer als Erster Vizepräsident gewählt wurde, spricht für den Paradigmenwechsel an der Freien Universität, dafür, dass Qualität statt politische Gesinnung zählt, die alten Grabenkämpfe zwischen links und rechts beigelegt sind. „In den siebziger und achtziger Jahren habe ich manche negative Erfahrung mit den Strukturen an der Freien Universität gemacht“, sagt das Mitglied der „Liberalen Aktion“, was ihn aber auf Grund des „positiven Potenzials“ nicht am Bleiben gehindert habe.

Möglichkeiten, die Freie Universität zu verlassen, hatte der 1942 in Augsburg Geborene genügend. Seitdem er 1977 an die Freie Universität kam, hat er Rufe an die Universitäten Passau, München und Salzburg abgelehnt, obgleich sein Herz eigentlich in Süddeutschland schlägt. In München hat Hempfer Anglistik und Romanistik studiert und sich wegen der komparatistischen Breite der Romanistik schließlich gegen die Anglistik entschieden. Mit 28 war Hempfer promoviert, mit 32 habilitiert. „Ich habe mich mit dem Poststrukturalismus schon kritisch auseinandergesetzt, als Derrida oder Krisfeva noch kaum in Deutschland bekannt waren“, erzählt Hempfer stolz. Weltgewandtheit gehört für Hempfer zum Handwerkszeug. Englisch, Italienisch, Französisch sind ihm geläufige Fremdsprachen.

Seit 1977 lehrt Hempfer an der Freien Universität, nicht zuletzt weil er „partout in Berlin leben wollte“. Hier hat Hempfer, der in verschiedenen Perioden dem Akademischen Senat angehörte, sich stets für ein qualitätsvolles Studium eingesetzt, den von dem Stifterverband für die Deutschen Wissenschaft geförderten Frankreichstudiengang, später den Regionalstudiengang Italienstudien mit auf den Weg gebracht. Gleichzeitig beteiligt sich Hempfer mit einem Projekt zum Renaissance-Dialog an dem Sonderforschungsbereich „Kulturen des Performativen“, war am Aufbau des Graduierten-Kollegs „Körper-Inszenierung“ beteiligt und ist Direktor des 1997 gegründeten Italienzentrums.

Bei so viel Engagement für Italien verwundert es nicht, dass Hempfer jüngst mit dem „Nobelpreis Italiens“, dem Premio Internazionale Galileo geehrt wurde. Der Preis wird in zehn unterschiedlichen Disziplinen jeweils einem ausländischen Wissenschaftler pro Jahr verliehen, so dass jede Disziplin nur alle zehn Jahre an der Reihe ist. Hempfer hat den Preis 2002 für seine Arbeiten zur italienischen Literatur erhalten.

Felicitas von Aretin

Foto: Dahl

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