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[Wichtiger Schwerpunkt an der FU]

In den siebziger Jahren wurde die Kindheit neu entdeckt. Die gesellschaftlichen Veränderungen machten vor den Kindergärten nicht halt. In West-Berlin gab es damals etwa ein Drittel aller deutschen Krippenplätze. Diese Krippen waren, wie auch die Kindergärten, autoritär und hierarchisch organisiert. Die besonders von Berlin ausgehende Kinderladenbewegung, ein Resultat der veränderten traditionellen Familienstrukturen, gab den Anstoß zu einer Reform in der Kleinkinderziehung. Es genügte nicht nur, antiautoritäre Erziehung zu propagieren. Wichtig war die Entwicklung eines pädagogischen Konzepts.

In dieser Situation nahm Kuno Beller seine Arbeit an der Freien Universität auf. Ausgehend von seinen Erfahrungen in den USA begann er im Wintersemester 1975 als Gastprofessor mit dem Aufbau eines neuen Arbeitsbereiches „Kleinkindpädagogik“. Gleichzeitig startete er sein erstes Forschungsprojekt „Berliner Krippe“, das von der autoritären zur offenen und autonomen Kleinkinderziehung führte. Berlin mit seinen vielen Krippenplätzen ermöglichte eine rasche und empirische Auswertung dieses Projekts im Vergleich mit den traditionellen Einrichtungen.

1978 wurde der erste Lehrstuhl für Kleinkindpädagogik mit Prof. Dr. Kuno Beller an der FU gegründet. Der Ausrichtung seiner wissenschaftlichen Ausbildung und Forschung auf dem Gebiet der Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit ist er bis heute treu geblieben. Nach seiner Emeritierung 1994 übernahm Wolfgang Tietze die Leitung. Er erweiterte den Schwerpunkt um die Komplex Vorschulerziehung und gründete 1999 die interdisziplinäre Gesellschaft PädQUIS (Pädagogisches Qualitäts-und Informationssystem).

Ohne die Pionierarbeit von Kuno Beller und anderer Reformpädagogen wäre die Kleinkindpädagogik heute nicht in dem Lehr- und Forschungskanon der Universitäten präsent. Es wäre in der Praxis nicht möglich, kindliche Begabungen ebenso wie kindliches Problem- und Fehlverhalten bereits frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu kanalisieren oder therapieren.

Hedwig Görgen

Foto: Photocase

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