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[Führender Standort für die 
medizinische Forschung]

Die Berliner Universitätsmedizin steht vor einem großen Eingriff in ihre Strukturen.

Die Universitätsmedizin in Berlin steuert in diesem Jahr auf eine Vereinigung in neuer Form zu. Allerdings wird es weder eine Konzentration an einer Universität noch eine eigenständige Medizinische Hochschule geben. Auch der Wissenschaftsrat folgte in seinen Empfehlungen Mitte Januar dem Strukturentwurf der Expertenkommission unter Leitung von Dr. Benz, nach dem ein interuniversitärer Fachbereich Humanmedizin von Freier Universität und Humboldt-Universität und ein gemeinsames Universitätsklinikum gebildet werden soll.

Zuvor hatte das Votum des Medizin-Ausschusses des Wissenschaftsrates für Turbulenzen gesorgt, der sich im Vorfeld für die Errichtung einer Medizin-Hochschule ausgesprochen hatte. Das Plenum des Wissenschaftsrates folgte dieser Empfehlung jedoch nicht, weil dies „den Auszug aus den Universitäten“, so Ratsvorsitzender Prof. Karl Max Einhäupl, bedeutet hätte. Diese Verbindung werde aber als wichtiger erachtet als die Vermeidung organisatorischer Erschwernisse, die sich mit dem neuen, erstmals in Deutschland praktizierten Modell einer „hochschulmedizinischen Gliedkörperschaft“ von zwei Universitäten ergäben.

Im Unterschied zur Benz-Kommission sprach sich der Wissenschaftsrat für deutlich schlankere Leitungsstrukturen der neuen Einrichtung aus. So soll der Vorstand nur aus drei hauptamtlichen Mitgliedern bestehen: dem Vorstandsvorsitzenden, sowie jeweils einem Vorstand für Forschung und Lehre (Dekan des medizinischen Fachbereichs) sowie für Krankenversorgung (Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums). Der Aufsichtsrat unter Vorsitz des Wissenschaftssenators soll aus sieben stimmberechtigten Mitgliedern bestehen, wobei die Präsidenten von FU und HU dem Gremium nur als „beratende Mitglieder“ angehören sollen. Zu den Aufgaben der Gemeinsamen Senatskommission – als dem dritten zentralen Organ des neuen Fachbereichs und Klinikums – soll insbesondere die Zustimmung zu den Berufungsvorschlägen des Fachbereichs zählen. Das Modell soll zunächst für die Dauer von fünf Jahren erprobt und dann evaluiert werden.

Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Einhäupl, sprach von einer „einmaligen Chance zur notwendigen Neuausrichtung der Hochschulmedizin“ in Berlin, die jetzt genutzt werden müsse. Auch wenn die vom Senat auferlegte Kürzung von 98 Mio. Euro Forschung und Lehre stark belaste, könne Berlin durch die Umstrukturierung zu einem „führenden Standort für die medizinische Forschung“ entwickelt werden.

Die Präsidenten von Freier Universität und Humboldt-Universität, Prof. Peter Gaehtgens und Prof. Jürgen Mlynek, machten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme die Vorschläge des Wissenschaftsrates im Grundsatz zu eigen, bekräftigten allerdings ihre Auffassung, „dass die Interessen der Universitäten in den derzeit vorgeschlagenen Leitungsgremien noch nicht ausreichend vertreten sind“. So sollte die Gemeinsame Senatskommission von einem der beiden Universitätspräsidenten geleitet werden und die Präsidenten sollten mit Stimmrecht im Aufsichtsrat vertreten sein. Die Präsidenten äußerten ihre Erwartung, dass sie bei der Ausformulierung des Vorschalt- wie auch des Medizinstrukturgesetzes maßgeblich beteiligt und ihre Vorschläge berücksichtigt werden.

Die Bildung einer gemeinsamen Medizinfakultät beider Universitäten sei durch die besondere Stellung der Medizin in der Universität (umfangreiche Dienstleistungen und hoher Investitionsbedarf, eigener Haushalt innerhalb der Universität, Doppelfinanzierung aus Zuschuss und Kassenerlösen) begründbar, betonten die beiden Präsidenten. Die neue Struktur sei aber auch durch die massiven Einsparvorgaben des Senats erzwungen und stelle daher „kein Modell für andere Fächergruppen“ dar. Sie erwarten vom Land eine zügige Entscheidung über die künftigen Rahmenbedingungen der Berliner Hochschulen sowie die durch einen Hochschulvertrag zu sichernde Garantie, dass mit der Umsetzung dieser Umstrukturierung eine langfristige Organisationsruhe eintreten kann: Die Universitäten bedürfen dieser Zusicherung dringend, um sich nach den ständigen Umstrukturierungen der letzten Jahre endlich ihren eigentlichen Aufgaben in Forschung, Lehre und Krankenversorgung widmen zu können.

Der Fachbereich Humanmedizin der Freien Universität Berlin / Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) begrüßte die Empfehlungen des Wissenschaftsrates. „Entscheidend ist, dass der aus unserer Sicht verkehrte Weg in Richtung einer eigenständigen Medizinischen Hochschule nicht eingeschlagen wurde“, betonte der Dekan der Humanmedizin, Prof. Martin Paul.

Nach Meinung von Wissenschaftssenator Dr. Thomas Flierl unterstreichen die Empfehlungen des Wissenschaftsrates, „wie wichtig und richtig es war, mit der Einsetzung einer Expertenkommission Rationalität in das Entscheidungsverfahren um die Zukunft der Berliner Hochschulmedizin zu bekommen“. Bei der Umsetzung solle keine weitere Zeit verloren werden. Seiner Meinung nach, so der Senator, sollte die neue Einrichtung den Namen „Charité. Hochschulmedizin in Berlin“ tragen.

Dekan Paul vom FU-Fachbereich Humanmedizin erklärte dazu, dass die bisherigen Bezeichnungen der Klinika in beiden Fällen (Charité, Benjamin Franklin) wichtige historische Bezüge zum Ausdruck brächten, die auch künftig nichts an Bedeutung einbüßten. Auf alle Fälle sei bei der Namensgebung darauf zu achten, dass innerhalb der neuen Struktur der Name nicht wie „Partnern erster und zweiter Klasse“ zugeordnet werden. Prof. Paul sagte: „Auch wenn der Name Charité für das neue Universitätsklinikum gewählt werden sollte, darf daraus nicht ein Ungleichgewicht, z.B. bei der Besetzung der Gremien, zugunsten der jetzigen Charité abgeleitet werden“.

Manfred Ronzheimer

Foto: Dahl

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