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Anke Ziemer Der Sprung in die Karriere Die Frage nach dem "Danach" hat sich Claudia Sode während ihres Studiums an der FU nicht gestellt: "Ich wollte immer in die Wissenschaft. Dafür habe ich hart gearbeitet. Ich grub mich durch griechische und lateinische Texte und verbrachte ganze Monate mit meinen Notizblöcken in Bibliotheken", erinnert sich die 31-Jährige. Nach dem Examen ging sie zunächst mit einem Stipendium an das Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies (Washington) und ist seit sechs Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Jena. Über ihre beruflichen Zukunft hat sie inzwischen promoviert klare Vorstellungen: "Trotz aller Schwierigkeiten im deutschen Wissenschaftsbetrieb möchte ich auch weiterhin in Lehre und Forschung arbeiten." Wer nicht wie Claudia Sode mit ausgesprochenem Ehrgeiz in die scientific community strebt, dem ergeht es vielleicht wie Mina Daskalowa: Sie jobbte viel, dadurch zog sich ihr BWL-Studium in die Länge. Für Praktika blieb keine Zeit. Eher zufällig stellte sie vor kurzem ihr Diplomthema einer Unternehmensberatung vor, und der Job präsentierte sich wie von selbst auf einem Silbertablett. Zugegeben: Nicht alle FU-Absolventen schaffen so einen geradlinigen Wechsel vom Hörsaal in die Arbeitswelt. Doch auch für Nicht-"High-Potentials" ohne berufsbezogene Studienplanung, praxisnahe Diplomarbeit und den Hang zum Recruiting-Messen-Tourismus ist noch Einiges möglich, und das Klischee, nur Philosophen studierten am Markt vorbei, zählt längst nicht mehr: Gelegentlich hört man schon von Taxi fahrenden Juristen. Der Semesterbeginn bietet Anlass zu neuen Vorsätzen, insbesondere denjenigen, die noch nicht, oder aber nicht mehr wissen, warum sie an der FU studieren und was genau sie eigentlich wollen. Ihnen empfiehlt Dr. Dieter Grühn, Leiter des CareerService: "Studieren Sie das, was Ihnen Spaß macht, und nicht nur auf einen bestimmten Beruf hin. Denn ein mehrjähriges Studium können Sie lediglich in den Fächern erfolgreich absolvieren, die Ihren Neigungen entsprechen. Gerade auf einem engen Arbeitsmarkt ist der gute Abschluss noch immer die beste Grundlage für beruflichen Erfolg. Auch die gefragten Schlüsselqualifikationen wie selbständiges Arbeiten, Kommunikationsfähigkeit, analytisches Denken und Allgemeinbildung lernen schließlich nur fleißige und aktive Studierende." Im Grundstudium sollte man sich auf fachspezifische Inhalte konzentrieren, im Hauptstudium dann zusätzlich Kenntnisse in BWL, Recht, Rhetorik und EDV erwerben. Praktika und Nebenjobs sind nicht nur ein absolutes Muss für alle Karrierebewussten, ebenso bieten sie Unentschlossenen die Chance, sich zum Examen neu zu motivieren und Berufsperspektiven auszuloten. Sowohl die Fachbereiche als auch der CareerService veranstalten im WS 2000/2001 wieder entsprechende Kurse mit Referenten aus der Praxis und sind bei der Praktikumssuche behilflich.
Doch auch wenn die Lebensumstände allen guten Vorsätzen und Empfehlungen widersprechen, besteht kein Grund zur Panik. Denn aktuelle Studien über den Verbleib von FU-Absolventen zeigen durchaus auch ermunternde Trends. Erfreuliche und beruhigende Erkenntnis aller Befragungen: Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler ist weithin besser als sein Ruf. Von den beteiligten Politologen und Japanologen waren jeweils über 83%, von den Germanisten über 67% regulär beschäftigt. Dr. Dieter Grühn bestätigt diese Ergebnisse anhand neuerer Befragungen unter FU-Absolventen der Diplom-Soziologie. Germanisten und Politologen sind überwiegend in den traditionellen Bereichen Medien, Kultur, Bildung und Wissenschaft tätig, Soziologen vorrangig in den Bereichen Soziales, Gesundheit sowie privatwirtschaftliche Forschung und Beratung, Japanologen in Wissenschaft und Wirtschaft. Parallel dazu wird die Wirtschaft als Einsatzfeld für Geisteswissenschaftler immer wichtiger, hier vor allem die Personal- und Marketingabteilungen kleiner und mittlerer Unternehmen. Grundsätzlich nehmen alle Formen der Selbständigkeit zu. Politologen etwa erschließen durch selbständig geführte Presse- und Werbeagenturen verstärkt neue Dienstleistungsbereiche. Lediglich ca. 5% der Umfrageteilnehmer sind effektiv arbeitslos. Obwohl kurze Studiendauer, Zusatzqualifikationen sowie Praxiserfahrungen vor und während des Studiums den Berufseinstieg wesentlich verbessern helfen, beschränkt sich der Erfolg nicht auf eine erlesene Schar des Management-Nachwuchses. Dem Gros gelingt auch mit über 12 Semestern Studiendauer und weiteren Ausbildungsformen nach dem Uni-Abschluss (z.B. Promotion, ABM, berufsqualifizierende Weiterbildung, Praktika) der Einstieg. Über Auf- und Abstieg entscheiden schließlich die Bewerbungsaktivitäten jedes Einzelnen. Somit ist ein erfolgreicher wenn auch beschwerlicherer Berufseinstieg über Fortbildungen und Praktika nach dem Examen eine ermutigende Perspektive für diejenigen Absolventen, die auf studienbegleitende Berufserfahrungen verzichten mussten. Der Weg zum Erfolg ist manchmal lang und steinig. Doch die meisten FU-Absolventen sind nach eigenen Angaben mit ihrem Studienverlauf zufrieden und würden in gleicher oder ähnlicher Weise noch einmal studieren. "Sie schätzen das Studium vor allem als Phase der Persönlichkeitsentwicklung, in der sie sich Bildung ihren Neigungen entsprechend und ohne unmittelbaren Verwertungsdruck aneignen konnten", sagt Grühn.
CareerService 10.11. - 11.11. 15.11. 29.11. - 30.11. |
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