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"Wie passt man alte Institutionen an neue Herausforderungen an, wenn die Personaldecke dünner wird?", fragt Dr. Ulla Bock von der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung halb amüsiert und stellt damit eine Frage, die Viele in der Freien Universität bewegt: Die ZE Frauen- und Geschlechterforschung besonders, denn fast unbemerkt von der universitären Öffentlichkeit hat sie nicht nur ihren Namen, sondern auch ihre Aufgaben verändert. "Wir wollen unsere vielfältigen Tätigkeiten künftig besser bündeln und repräsentieren", so Bock, die von einer Zentralisierung der Frauen- und Geschlechterforschung wie an der Humboldt-Universität nichts wissen will. "Dezentralisierung ist unsere Stärke", sagt die Soziologin. Künftig wolle man aber die zahlreichen Initiativen besser vernetzen, wie dies auch die neue Ordnung der ZE (Amtsblatt vom 20.8.2000) vorsieht. Seit dem vergangenen Sommersemester sind die Mitarbeiterinnen der ZE verpflichtet, Lehrveranstaltungen in ihren Fächern zu geben. "Dadurch sind wir in den Fachbereichen besser verankert", erzählt Dr. Anita Runge. Derzeit ist die ZE in Absprache mit Kolleginnen aus verschiedenen Fachbereichen dabei, einen Aufbaustudiengang "Gender-Kompetenz" zu entwickeln, der Frauen mit Studienabschluss Hilfe in geschlechterspezifischen Fragen vermitteln will. Für ganz entscheidend halten die Mitarbeiterinnen der ZE, die an der FU geleistete Frauen- und Geschlechterforschung besser zu vernetzen und sichtbarer zu machen, wie dies mit der "Agenda" und mit "Querelles", dem Jahrbuch für Frauenforschung, seit Jahren äußerst erfolgreich passiert. Seit Juni ist Querelles-Net auf dem Markt und damit im Netz, ein vierteljährlich erscheinendes Rezensionsjournal, das Besprechungen zu einem bestimmten Thema anbietet, auf Neuerscheinungen hinweist und im Diskussionsforum zum Mitmachen anregt. Das aktuelle Online-Journal beschäftigt sich mit "Studien zur Geschichte des Nationalsozialismus und zu Antisemitismus", abrufbar unter: http://www.querelles-net.de. Die argentinische Webdesignerin und Künstlerin Pat Binder lädt in dem Journal zu einem "virtual memorial", einer virtuellen Gedenkausstellung, für die 132.000 Frauen ein, die in der Zeit von 1933-1945 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück inhaftiert waren. Schon die Eingangsseite führt die Besucherin in die beklemmende Enge des KZ´s: Ein langer Gefängnisgang mit künstlichem Licht und verschlossenen Türen verweist auf die Einsamkeit und Auswegslosigkeit vieler Inhaftierter. Hilfe fanden sie im Gedicht. Rund 1.200 Gedichte sollen als rätselhafte Flaschenpost in Ravensbrück entstanden sein, sei es, um den Mitinhaftierten Mut zu zusprechen, sei es, um den grauen Gefängnisalltag zu durchbrechen. Gedichte zu bestimmten Themen wie Alltag, Tod und Hoffnung erscheinen, wenn die Besucherin die Zellentür öffnet und sich damit auf die bedrückende Enge der Zelle einlässt. fva |
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