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Iris Kammerer produziert zwei Mal im Jahr ein Kunststück
Entzifferungskünstlerin: Aus einem Riesenberg loser Zettel macht Iris Kammerer die blaue Bibel der FU. Foto: Dahl Ein schönes Gefühl sei es schon, wenn das blaue Vorlesungsverzeichnis nach monatelanger Arbeit fertig vor ihr liege, sagt Iris Kammerer, die seit acht Jahren die Redaktion des Namens- und Vorlesungsverzeichnisses betreut, Verkauf inklusive. "Von Anfang März und Anfang September an vertreibe ich die Vorlesungsverzeichnisse im Immatrikulationsbüro in der Iltisstraße", erzählt die Mitarbeiterin der Abteilung Studium und Lehre und fügt hinzu, dass es für sie "keine minderen Tätigkeiten gebe". Immerhin fragten ihr die neu immatrikulierten Studierenden oft die Seele aus dem Leib, da könne sie mit dem ein oder anderen Tip helfen. Seitdem Iris Kammerer 1991 von der Technischen Universität an die Freie Universität wechselte, ist sie es gewohnt, ihren Lebensrhythmus nach dem Erscheinen des Vorlesungsverzeichnisses auszurichten. Krank werden darf sie nicht. "Aufgrund des Umfangs des Verzeichnisses und der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit muss ein sehr straffer Zeitplan eingehalten werden", heißt es in den von ihr herausgegebenen Bearbeitungshinweisen. Im August erhalten die Fachbereiche einen Ausdruck des jeweils aktuellen Vorlesungsverzeichnisses, das sie bis Mitte November an die Redaktion zurückschicken müssen. Den institutionellen Teil mit den Listen des wissenschaftlichen Personals schickt Iris Kammerer an die jeweiligen Fachbereiche sowie Zentralinsitute und -einrichtungen, den allgemeinen Teil, der viele praktische Hinweise zum Studium und einen Überblick über die Strukturen der FU gibt, an die jeweils zuständigen Stellen. "Die Lehrveranstaltungen werden jedes Jahr vom Satzrechenzentrum neu eingegeben", erzählt sie. Ausnahmen sind Medizin, Veterinärmedizin und Pharmazie, wo es auf Grund der Approbationsordnung vergleichsweise wenige Veränderungen gibt. Mehrfach liest sie Druckfahnen Korrektur, macht handschriftlich Korrekturzeichen und vergleicht sie mit den Anmerkungen der Fachbereiche. Manchmal sei es schon unglaublich, in welchem Zustand sie die Mitteilungen bekäme, meint sie und fügt rasch hinzu, dass sie in letzter Zeit immer weniger zum Meckern hätte. Den neu gegliederten Fachbereichen lässt Iris Kammerer für die Korrekturen mehr Zeit. "Wo ich kann, da kooperiere ich natürlich", meint sie und lacht, "doch manchmal erschrecke ich selbst über den hohen Zeitdruck". Dabei hat Iris Kammerer einen Ehrgeiz: Das Vorlesungsverzeichnis muss so aktuell und so genau wie möglich sein. Ob die Raumangabe für eine Vorlesung fehlt oder ein Graduiertenkolleg nicht aufgenommen wurde, in der späten Phase der Korrektur macht sie vor allem eins: telefonieren. In dieser Phase weiß der Freundeskreis der gebürtigen Pfälzerin, dass mit Iris Kammerer abends höchstens noch ein Telefongespräch möglich ist. Nachts kann es vorkommen, dass sie von Korrekturzeichen träumt. Oder davon, für das Vorlesungsverzeichnis ein neues Software-Programm anzuschaffen. "Viele denken doch, die Alte hat keine Lust sich mit EDV zu beschäftigen", meint sie fast ein wenig belustigt und streicht sich über den Pferdeschwanz, dabei hängt alles von der derzeit noch nicht entschiedenen Anschaffung eines neuen Programms ab. Für die Redaktion des Vorlesungsverzeichnisses kommt es Iris Kammerer zugute, dass sie wie sie sich selbst bezeichnet "pingelig" ist. Jahrelang hat sie, um nebenher Geld zu verdienen, Dissertationen und Magisterarbeiten abgetippt und nach dem Begabtenabitur mit vierzig begonnen, Psychologie zu studieren. Als interessante Erfahrung bezeichnet sie die wenigen Semester am Psychologischen Institut der TU, wo sie später als Sachbearbeiterin arbeiten wird. Der Wunsch, Dinge zu ändern, Neues auszuprobieren, beseelt Iris Kammerer immer wieder. Und so ist es fast eine Art Privatsport, wenn sie versucht, das Vorlesungsverzeichnis jedes Jahr ein Stück besser zu machen. Seit einigen Semestern gibt es ein alfabetisches Verzeichnis der Einrichtungen der FU und im Register sind außer den Fundstellen die dienstlichen Telefonnummern des wissenschaftlichen Personals und der Verwaltungsmitarbeiter genannt eine "kleine" Revolution, für die ihr viele Benutzer des Vorlesungsverzeichnisses ausgesprochen dankbar sind. Ein weiterer Neuanfang kommt nach der Rente: Dann will Iris Kammerer ganz in ihre zweite Heimat, in die Normandie, ziehen, sich der Gartenarbeit und den Freunden widmen und endlich Zeit haben, das zu tun, was sie wirklich liebt: Musik hören. Felicitas von Aretin |
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