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Neu an der FU: Prof. Hans-Ulrich Reißig
In Neuanfängen ist Prof. Hans-Ulrich Reißig erprobt. "Bisher bin ich alle sieben Jahre umgezogen", erzählt er. Dabei steht sein jüngster Umzug eigentlich erst noch bevor: Hans-Ulrich Reißig hat zum Wintersemester 1999/2000 eine C4-Professur in Organischer Chemie an der FU Berlin erhalten und packt diesmal seine Kisten an der Takustraße aus. Entsprechend spartanisch eingerichtet ist auch noch das Büro, in dem wir uns zum Interview treffen. Reißig und seine Arbeitsgruppe pendeln noch zwischen Dresden und Berlin hin und her, der Einzug in die "großzügigen Labors", sagt Reißig, ist im Gang und per Aushang im Treppenhaus sucht er nach Verstärkung seiner Arbeitsgruppe durch Berliner Doktoranden und Diplomanden. Viel herumgekommen ist der gebürtige Franke Reißig in der Tat, und das annähernd im Siebenjahresrythmus: Er studierte und promovierte an der Universität München in organischer Chemie. Danach ging er 1978 als Postdoc nach Vancouver, Kanada. Zurückgekehrt nach Franken habilitierte er sich 1984 als Liebig-Stipendiat an der Universität Würzburg, und schließlich wechselte er 1986 auf eine Professur nach Darmstadt. Dort war er wiederum sieben Jahre tätig. Eher bescheiden erzählt Hans-Ulrich Reißig, dass er danach sogar zum echten Pionier wurde: Als erster westdeutscher Professor ist er nach der Wende an eine ostdeutsche Hochschule gegangen. 1993 wurde er an der Technischen Universität Dresden Professor am Institut für Organische Chemie. "Man wusste nicht so recht, worauf man sich einlässt", beschreibt er die Stimmung drei Jahre nach der Wende, dafür habe man sich in Improvisation bewährt. Zum Beispiel begann eine seiner Vorlesungen im Sommersemester 1993 bereits um halb acht Uhr morgens. Tatsächlich waren dann auch alle Studierenden pünktlich erschienen. "Die Studierenden in Dresden waren jünger, pünktlicher und höflicher", erzählt Reißig, "man wurde als 'Herr Professor' angesprochen". Doch trotz dieser eher formellen Mentalität habe eine sehr persönliche Atmosphäre geherrscht, in der er die meisten seiner Studierenden persönlich kannte. An der FU können die Studierenden ihren neuen Prof und sein Arbeitsgebiet ab dem kommenden Wintersemester beschnuppern. Schwerpunkt von Reißigs Arbeit ist die synthetische organische Chemie. "Wir wollen biologisch aktive Verbindungen effizient und umweltfreundlich zugänglich machen", sagt Reißig. Und dazu greift der Chemiker tief in den Werkzeugkasten der modernen Synthesechemie: Stereochemie, Cyclopropane, Heterocyclen, metallorganische Chemie und pericyclische Reaktionen wendet Reißigs Arbeitsgruppe an, um organische Substanzen zu synthetisieren. "Dabei ist das Spielerische ein wichtiges Element", betont Reißig, "denn dadurch findet man ungeplante Wege zu neuen Substanzen". Ein Ziel seiner Arbeit ist es daher, neue Methoden für effiziente Synthesen zu finden, bei denen nur wenige Nebenprodukte anfallen, "denn das bedeutet automatisch eine Entlastung der Umwelt". In Zusammenarbeit mit der Industrie stellen die Chemiker um Reißig so Medikamentenvorläufer her, die z.B. in der Krebstherapie Anwendung finden könnten. Eine weitere Substanzklasse, die N-Heterocyclen, sind Moleküle, die eines Tages beim Kampf gegen neurodegenerative Krankheiten wie z.B. Alzheimer von Nutzen sein können. "Für die FU spricht die gute Vernetzung der Forschung", sagt Reißig und er erhofft sich Kooperationen mit Pharmazie, Biologie und Medizin: "In der organischen Synthese wollen wir als wichtiger Partner mithelfen, die Probleme zu lösen." Doch zunächst freut sich Reißig darauf, in großzügig geplante Labors einziehen zu können und die gute Infrastruktur zu nutzen. In den nächsten Jahren sieht er aber auch Veränderungen auf die FU zukommen: "Die große FU, die es mal war, wird sich jetzt zu einer normalen Universität entwickeln", meint er. Ein Freund der Stadt Berlin ist Hans-Ulrich Reißig schon lange. Der passionierte Opern-und Konzertgänger hat bereits einen Platz in der Philharmonie ("Leider nur einen!") und ist vom Angebot dreier Opernhäuser begeistert. Außerdem macht er ein Kompliment: "Mir gefällt die unkomplizierte Art der Berliner." Grund genug, diesmal länger als sieben Jahre zu bleiben. Steffi Barbirz
Institut für organische Chemie im Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie Takustr. 3, 14195 Berlin Studienfachberatung (Studienziel Diplomchemiker) Studentische Studienfachberatung: Weitere Informationen im Kommentierten Vorlesungsverzeichnis (KVV).
Hans-Ulrich Reißig: V ders. u.a.: 21 360 S ders. u.a.: 21 399 W ders. u.a.: 21 359 P |
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