DEFO an der FU - Wahlergebnisse / -analysen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Fakten, Fakten, Fakten, und immer an die Leser denken." Wenn sich der Chefstatistiker den ersten Teil dieser Maxime zu eigen machen und wüste Zahlenkolonnen präsentieren würde, müßte er zwangsläufig den zweiten Teil mißachten - das Markwortsche Paradoxon. Daher wird der Chefstatistiker schon bald dem Chefanalytiker Platz machen, zuerst aber dennoch ein paar ...
Zunächst gilt es 89 % zu vermelden. So hoch lag nämlich die Wahlnichtbeteiligung an der Uni insgesamt. Einmal mehr also hat es die überwältigende Mehrheit aus Unwissen oder wider besseren Wissens vorgezogen, keine Kreuzchen zu machen. Und das ganze trotz der diesmal auf drei Tage angesetzten Wahlen. Das war aber für den erstmals eingesetzten studentischen Wahlvorstand wohl auch besser so, hätten doch noch mehr Stimmen auch noch mehr Chaos "Bei Heppels unter'm Sofa" erzeugt (vgl. den Artikel von Chefchaotiker R. Randaliert). Unter anderem durch das von der AusländerInnenliste durchgesetzte Verbot von Listenverbindungen schrumpfte die Zahl der antretenden Listen, z. B. beim StuPa von 60 (!) auf 39. Neben den alljährlichen Wahlen zu den Gremien der studentischen Selbstverwaltung (ja, lieber AStA, dazu gehören - gerichtlich bestätigt - auch die Fachschaftsräte) wurden aber auch die Gremien zur Durchsetzung des professoralen Willens gewählt: Kuratorium (wird abgewickelt, da hatten die Professoren ja sowieso nie die Mehrheit), Akademischer Senat, Erweiterter Akademischer Senat und Fachbereichsräte.
Das Ergebnis des Akademischen Senats ist auch für den Erweiterten Akademischen Senat maßgeblich (die Kuratoriumswahl will ich der Pietät mit Sterbenden wegen lieber doch verschweigen):
Beachtlich war, daß die Ergebnisse bezüglich der Reihenfolge der Gewählten erheblich von den Vorstellungen der Listenersteller abwich, vor allem bei der "Monsterliste" mehrerer Oppositionsgruppen: Weil sämtliche Kandidaten einer Liste auf dem Wahlzettel aufgeführt wurden, was die "Monsterliste" fast den halben Stimmzettel einnehmen ließ, haben auch die hinteren Kandidaten noch zahlreiche Stimmen bekommen (So auch L. Calculante, den sein Ergebnis doch erstaunt hat, zumal es dem Produkt der Zahlen entspricht, die für die Stellen der Buchstaben des zu wählenden Gremiums im Alphabet stehen, kapiert?). Viel geändert hat sich im AS durch diese Wahlen insgesamt aber trotzdem nicht, die gemäßigt linke Liste der FSIs Naturwissenschaften verlor zugunsten der ebenfalls gemäßigt linken "AusländerInnen"liste.
Tja, mit den Gewinnern und Verlierern ist es diesmal so eine Sache, vor allem die politische Bewertung ist nicht so einfach. Zuerst aber arithmetisch, das ist einfacher und gehört sich auch so. Zu den Verlierern zählen muß man die großen Listen und damit leider auch das DEFO. Ebenso wie Alternative Liste und FU-Bündnis verlor es ein Mandat, blieb damit aber immer noch stärkste Liste. Zurückführen lassen sich die Verluste bei diesen Gruppen allerdings wohl auf verschiedene Gründe. Fehlte dem FU-Bündnis wohl der Mobilisierungseffekt des letzten "Streiks" (war wohl nichts mit der "Uni-Volkspartei"), machte der "großen" AL die kleine Schwesterliste der AL-Jura Konkurrenz. Weniger Konkurrenzprobleme dürfte das DEFO gehabt haben, vielmehr war es wahrscheinlich vor allem die gesunkene Wahlbeteiligung, die 1/6 der Sitze kostete. Geht dem DEFO womöglich die von anderen Gruppen offenbar so gefürchtete Fähigkeit zur Mobilisierung aus? Wohl eher nicht, lag die Wahlbeteiligung bei den vom akademischen Wahlvorstand parallel durchgeführten Wahlen doch bei üblichen 17,9 %. Verzögerungen, divergierende Öffnungszeiten und nicht immer klare Verhältnisse in den Wahllokalen dürften zumindest mitursächlich für das DEFO-Ergebnis gewesen sein. Draußen und damit ebenfalls Verlierer ist die Unigruppe Demokratischer SozialistInnen (UDS), und das trotz Platz 1 auf dem Wahlzettel. Leider kann ich kein Mitleid mit Postkommunisten empfinden, zumal die Abspaltung UL diesen Sitz dafür geholt hat. Von den Inis haben nur die Germanisten einen Sitz verloren, ebenfalls Opfer der geschaßten Listenverbindungen. Dafür sind aber einige den FSI's nahe Listen nicht wieder angetreten, so daß sich da nicht viel geändert hat, insgesamt -1 belassen sie auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Erstaunlich viele Listen konnten ihre Mandate halten, das war beim letzten Mal anders. Dazu muß man auch die JuSos zählen, die diesmal nur mit einer Liste angetreten waren, welche zwar ein Mandat hinzugewann, womit die JuSo-Gruppen aber insgesamt bei enttäuschenden 3 Mandaten hängen blieben, trotz "Neue Mitte" und so. Ansonsten dürften sich viele kleine Gruppen wie die LHG, die Initiative Semesterticket, einige linke Listen sowie diverse FSIs über den mit der Stagnation verbundenen Wiedereinzug gefreut haben. Zulegen konnten hingegen vor allem die "AusländerInnen"liste und der Block der RCDS-Listen mit jeweils 2 Mandaten. Bei beiden scheint eine Ausweitung des Wahlkampfes (beim RCDS vor allem in den alten Hochburgen WiWi und Medizin) Früchte getragen haben. Was bei sämtlichen anderen aus den verschiedensten Gründen Zweifel an der Vernunft der Wähler aufkommen ließ. Auch von den mittelgroßen Listen gewannen ein paar dazu, ansonsten konnten mit Ausnahme von pam vor allem AStA-tragende Listen neu oder wieder einziehen, wie AL-Jura, FSI am OSI oder die Semtix-Liste. Nun aber wie versprochen zum politischen Teil, d. h. der Schlammschlacht: Verloren haben eigentlich alle. Die Opposition insgesamt an Mandaten. Der Wahlvorstand an Vertrauen. Die AStA-Listen an Zusammenhalt. Oder, um mit dem Trend zu gehen (nach der Amerikanisierung nun die Fußballisierung der deutschen Sprache, schließlich ist Klassenkampf doch ein Fußballspiel): Weil die einen mehr in der neuentdeckten Mitte, die anderen am linken Flügel spielen wollten, war das Mannschaftsspiel derart schlecht, daß es die Spieler vorzogen, auf die eigenen Leute einzutreten. Manche munkeln schon, daß eine völlig neue Mannschaft gebildet werden soll, jedenfalls ist der Spielerrat kräftig dabei, einen neuen Kapitän auszukungeln, der aber wie immer nichts zu sagen haben wird, dafür aber nach außen den Kopf hinhalten darf. Indes war schlechtes Mannschaftsspiel mutmaßlich aber auch der Grund für das unbefriedigende Abschneiden der "Monsterliste" der SpVgg. Dahlem, dem vermeintlich schärfsten Gegner in der Großgremienliga: Sofern man sich als Saisonziel das "Triple" setzt (dreimal mehr Punkte als die viertstärkste Liste), reicht nämlich nicht nur eine gute Strategie, vielmehr müssen auch alle in der Mannschaft an einem Strang ziehen, der Kapitän jedenfalls kann nicht Spielmacher, Wasserträger, Torwart und sogar Trainer in einem sein, auch wenn er dann den Pokal in den Händen halten darf. Aber ich will nicht unfair sein, wenn den Flügelspielern von den Rängen ein scharfer Wind entgegenbläst, kann das auf Dauer nichts werden; möglicherweise sollte in Zukunft wieder jeder für sich allein spielen, vielleicht klappt's dann ja auch mit dem Aufstieg. Erfolg beim Kampf gegen den Klassenfeind konnten auch diejenigen nicht verbuchen, die auf einen Solidarisierungseffekt wegen des Streits um das politische Mandat gehofft hatten: Eine Verschiebung innerhalb der Lager aufgrund bestimmter Stellungnahmen war nicht zu beobachten, weder links noch ReChDS. Offen gestanden kann L. Calculante darüber nur zufrieden sein. Wahrscheinlich ebenfalls mehr Erfolg hatten sich einige Gruppen von Unterschriftenaktionen versprochen. Mobilisieren konnten sie schon, die wackeren Streiter wider die Kälte. Jedoch ließ sich der Schwung über Weihnachten nicht mit in die Wahlen retten oder aber der Wiedererkennungseffekt war zu gering, vielleicht schätzen die Wähler auch Fachbereichsarbeit mehr oder ließen sich von den Fehlinformationen der anderen Seite irreführen - was soll's, Jungs und Mädels, es ist vorbei! Vielleicht hätte der RCDS auch von der CDU die Kampagne "Ausländer-nicht-rein" übernehmen sollen? Die haben das jedenfalls besser hingekriegt mit Unterschriften und Wahlsieg... In diesem Moment muß sich denn auch der selbsternannte Chefanalytiker als Verlierer outen, hatte er doch nicht nur Stimmengewinne für die Opposition wegen der destruktiven Haltung des AStA bezüglich der Urabstimmung zum Semesterticket prophezeit, sondern war auch davon ausgegangen, daß sich streikbedingte Ergebnisse wieder relativieren würden. Freilich haben sich auch andere verschätzt. Der Name allein macht es denn doch nicht, selbst dann nicht, wenn er diejenigen prominenter Gewerkschaften enthält. Daß schließlich Hare-Niemeyer trotz mehr Stimmen und zweier Listen nicht unbedingt mehr Sitze bringt, mußten die Ökos erfahren. Und auch die Sache der Frauen kann nicht zu den Gewinnern gezählt werden, wie schon der geschätzte Kollege vom ND errechnet hat. Immerhin ist die neue Sitzungsleitung nicht vollständig patriarchalisch besetzt. Also keine Gewinner in ganz Gallien? Nein! Erschienen mir letztes Jahr die Studis als die größten Verlierer, sind sie diesmal auf der anderen Seite einzuordnen. Das liegt zwar weniger an der nur gering höheren Wahlbeteiligung, aber das Verhalten einiger AStA-tragender Gruppen nach der Wahl weckt die Hoffnung, daß diese ihre Wahlversprechen diesmal wirklich einlösen wollen, von wegen mehr Demokratie wagen oder so. Im übrigen haben die Studierenden selbst nach der Wahl, nämlich bei der Urabstimmung, gezeigt, daß sie politisch mündiger sind (zumindest wenn es um ihr Geld geht), als rechts, mitte, links und nicht zu vergessen fundamental-dogmatisch-links es ihnen vorher zugetraut hatten, wie die sehr divergierenden Abstimmungsergebnisse einerseits und die geringen Unterschiede zwischen den Fachbereichen trotz verschiedener Meinungshoheit andererseits gezeigt haben. And now for something completely (?) different:
"Ich traue nur Statistiken, die ich selber gefälscht habe." Nein, dieser Ausspruch stammt selbstverständlich nicht von einem Dekan, auch wenn der Titel bei Nichtlateinern diese Assoziation geweckt haben sollte, vielmehr wird er Winston Churchill zugeschrieben. Schon eher hat der Titel etwas mit Legenden zu tun, obgleich auch diese Assoziation eine falsche ist. Statt dessen handelt es sich bei dem folgenden um die verkappte Rezension eines Buches mit dem aufschlußreichen Titel "Der Hund, der Eier legt - Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken" von Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans-Hermann Dubben, erschienen 1997 im Rowohlt-Verlag. Schließlich möchte ich nicht, daß meine Leser nach meinen Statistiken noch auf die anderer hereinfallen. Mit dem Titel wird auf folgendes Beispiel von Fehlinformationen angespielt: Auf einem Tisch befinden sich 7 Würstchen und 3 Eier, die damit also 30 % der auf dem Tisch liegenden Dinge stellen. Nachdem ein Hund im Raum war, hat sich jedoch der Anteil der Eier auf 60 % verdoppelt, was den Schluß nahelegen könnte, das der Hund die Eier gelegt hat. Es ist allerdings dann doch wahrscheinlicher, daß der Hund fünf der Würstchen gefressen hat, womit zwar der absolute Anteil der Eier gleich bleibt, der relative sich aber erhöht. Wem dieses Beispiel zu trivial ist, der möge sich hieran versuchen: A und B sind Kandidaten für die Präsidentschaft in einer Bananenrepublik. A war zehn Jahre lang Präsident und wurde dann von B abgelöst, der in den folgenden zehn Jahren regierte. Wahlentscheidend wird sein, welcher Kandidat in den Augen der öffentlichen Meinung die Geldentwertung besser bekämpfen kann. A verweist darauf, daß während seiner Amtszeit die Preise um durchschnittlich 11 %, während der von B um durchschnittlich 19,3 % gestiegen seien. Welche Taktik ist B zu raten? (Auflösung am Ende). Um auf das eingangs zitierte Bonmot zurückzukommen, bestehen mehrere Möglichkeiten für die Darstellung von Zahlen und damit natürlich auch Möglichkeiten der Manipulation. Selbst bei reiner Auflistung von Tabellen kann durch die Wahl des Beginns die Darstellung in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. So ist z.B. weitgehend bekannt, daß sich die Temperatur global seit Beginn der Messungen um 1850 im Durchschnitt signifikant erhöht hat. Weniger bekannt ist, daß um 1850 vermutlich ein Tiefpunkt zu verzeichnen war, nach dem sich die Temperatur wieder einem Wert genähert hat, derüber die Jahrhunderte hinweg den Mittelwert bildet. Von diesen Gefahren und anderen Möglichkeiten mit Statistiken "umzugehen", wie z.B. abgeschnittenen Balkendiagrammen, zufälligen Häufungen, Mehrfachtests und spekulativen Computersimulationen ist in diesem Buch die Rede. Dabei spielen Statistiken zwar eine erhebliche Rolle, aber zumeist wird (s.o.) mit anschaulichen Beispielen gearbeitet, so daß dieses Buch auch für Nichtmathematiker ein erheblicher Gewinn sein wird, wie sich spätestens beim Lesen der nächsten Statistik in einer Fernseh- oder Tageszeitung herausstellen wird. Und nun die Auflösung: B kann einwenden, daß Prozentrechnung nur ein Taschenspielertrick sei und es doch mehr auf den Wert des Geld ankomme. War die Währung 100 Bananos bei Amtsantritt des A noch 100 Bananos und bei dessen Ende noch 35 wert, so war der Kaufkraftverlust mit 65 Bananos mehr als doppelt so hoch wie in der Amtszeit von B mit 29 Bananos... Und wenn es mit ehrlichem Wahlkampf nicht klappen sollte, kann sich B ja bei unserem AStA Rat holen, was man dann machen kann. Sollte B schließlich weder mit Statistikfälschung noch mit unfairer Wählerbeeinflussung zurechtkommen, kann er es ja mit Wahlfälschung versuchen. Wie man eine Wahl jedenfalls so manipuliert, daß man nicht mehr erkennen kann, ob gefälscht wurde oder nicht, kann er ebenfalls bei unserem AStA erfahren. L. Calculante (Auszug. Artikel erschienen im DEFO-Info Nr. 39 vom SS 1999) |
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