Stefanie Stallschus - Gombrich / Luhmann // Fortschritt / Evolution | ||
Wenigstens in einem kurzen Epilog soll der Bogen geschlagen werden zu
dem, was heute unter dem vagen Terminus "Medienkunst" zusammengefaßt
wird.
Auffällig ist zunächst, daß in vielen Beschreibungen
von künstlerischen Projekten, die mit den neuen Technologien arbeiten,
dieselben Begrifflichkeiten auftauchen, wie sie in der Systemtheorie benutzt
werden. So sprechen Künstler etwa vom "Cybernetic System", "Intelligent
System" oder von einer "Interactive Evolution". Die Künstler
Sommerer & Mignonneau erheben den Anspruch, mit ihren Arbeiten die
Kunstwerke als lebendige Systeme zu gestalten. In der Mehrzahl der
Fälle reformulieren die Künstler damit die alte Position des
Betrachters vor dem Bild, der nun zum Akteur innerhalb der Maschine, des
Apparates wird. So man möchte, kann man als gemeinsame Bezugsquelle
die modernen Naturwissenschaften angeben, deren Forschungskonzept in der
Physik, Biologie, Kybernetik auf neue Grundlagen gestellt wurden: die Beziehungen
von Elementen und das Entstehen von Phänomen wird nicht mehr organistisch,
atomistisch, usw. begriffen, sondern systemisch. Ein direkter Zusammenhang
zu Luhmanns Gesellschaftstheorie besteht jedoch nicht.
Mit Luhmann würde man die Installationen Sommerer & Mignonneaus,
trotzdem sie mit Hilfe von Algorithmen evolutionäre Bildprozesse erzeugen,
z.B. in A-volve, nicht als autopoietische Systeme, sondern weiterhin
als Trivialmaschinen beschreiben, weil sie auf Inputs aus ihrer Umwelt
angewiesen sind.
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