Stefanie Stallschus - Gombrich / Luhmann // Fortschritt / Evolution | ||
Die Romantik ermöglicht mit der Erfindung
eines eigenen Naturbegriffs die Vereinigung von Natur und Kunst zu einem
Ganzen. Entscheidend aber ist, daß die Selektion bezüglich der
Operation "Beobachtung" mittels der beiden sich durchsetzenden Stile erfolgt.
Gombrich problematisiert instruktiv, daß sich der Fortschritt
in der Kunst aus der historischen Betrachtung von Werken, also erst im
Rückblick ergibt; daß sich mit der Historisierung der Kunst,
ihrer Stile aber auch die Ansicht verbreitet, jede Epoche besitze ihre
eigenen Maßstäbe und Leistungen und das Ideal einer vergangenen
Kunst werde schon deshalb unerreichbar bleiben. Nach Luhmann ist
die Mobilisierung eines eigenen (und zwar dem Kommunikationssystem und
nicht dem Individuum gehörigen) Gedächtnisses für das Kunstsystem
nötig, um sich an der eigenen Geschichte orientieren und eigene Kriterien
entwickeln zu könnten. Das ist der Schritt hin zu einer Autonomie
des Kunstsystems. Der entscheidende Einschnitt im 18. Jahrhundert besteht
in der Historisierung der Tradition und des Stilbegriffs. Vor welche neuen
Probleme diese Entwicklung die Künstler stellt wird anschaulich in
der Dante-Barke von Delacroix.
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