Ich freue mich, hier einen neuen Vortrag zum Thema Abwesenheit ankündigen zu können, den ich im September in Bern halten werde. Die Tagung des Graduiertenprogramms ProDoc: Intermediale Ästhetik. Spiel — Ritual — Performanz
der Universitäten Basel und Bern mit dem Titel I prefer not to be. Zeitgenössische Spielarten des Körpers fokussiert auf das Thema der Abwesenheit – was sich natürlich hervorragend mit der von Lars Meier, Erika Sigvardsdotter und mir organisierten Doppelsession zum Thema Absenz bei der Tagung der Royal Geographical Society ergänzt. Hier das Abstract für meinen Baseler Vortrag:
Am Ende der als architektonische Errungenschaft inszenierten Aussichtsplattform über dem Aurlandsfjord wartet die Leere. Eine massive Glasscheibe hält den sich bewegenden Körper auf, doch der Blick kann hinabstürzen, hinab bis zur spiegelnden Oberfläche des Wassers. Touristen tummeln sich auf der Plattform. Einige gehen nur langsam und vorsichtig voran, wie gegen einen spürbaren Widerstand. Sie machen sich schrittweise vertraut mit der Abwesenheit, überwinden so den Widerstand gegenüber der Leere. Andere zeigen sich wagemutig. Sie lehnen sich gegen die Glasplatte und ihr Spiel mit dem Fall in den Abgrund zeigt den anderen Anwesenden, wie sie sich selbst, ihre Angst und ihren Körper beherrschen.
Diese und andere Konfigurationen von Dingen und Menschen habe ich im Rahmen eines ethnografischen Forschungsprojekts zu architektonisch aufwendig gestalteten Rastplätzen entlang der Norwegischen Tourismusroute im Detail analysiert. Als empirische Grundlage dienen Videoaufzeichnungen, die von mir und den Touristen selbst angefertigt wurden. Anhand dieses Materials wird in meiner Präsentation die konkrete Rolle des Abwesenden im Wahrnehmungshandeln der Akteure untersucht. Wie wird Abwesenheit strategisch inszeniert, zum Beispiel über einen architektonischen Eingriff in räumliche Anordnungen? Wie wird Abwesenheit auf der anderen Seite aber auch zum Gegenstand einer Vielzahl von unterschiedlichen Taktiken, in denen die Szene auf eine eigene Weise hervorgebracht wird und sie so für eine bestimmte Zeit einen anderen, vielleicht sogar die Planung durchkreuzenden Charakter erhält? Und schließlich: Wie und wie lange kann die Spannung zwischen Präsenz und Absenz gehalten werden, bevor sie sich der Aufmerksamkeit entzieht oder die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wird? In der Beantwortung dieser Fragen wird deutlich werden, dass Abwesenheit prozesshaft hervorgebracht wird und sozialräumlich gebunden ist.
Tags: absence, materiality, performance, presentation, resistance, space