Für viele Künstler des englischen
18. Jahrhunderts heißt ein Abschied von den Normen der
Hochkunst nicht Abschied auch von ihren Formen. Der klassischen
Formen versuchen sich die Künstler auch bei ihren neuen,
der gegenwärtigen Realität entnommenen Themen zu
versichern. So unterlegen sie nicht selten ihre Themen mit
klassischen Bildschemata, versuchen neuen Wein in alte Schläuche
zu füllen. Dabei geht es ihnen auch um eine künstlerische
Aufwertung der zeitgenössischen alltäglichen Gegenstände:
die Kunst will sich nicht in der Gegenwart erschöpfen,
den Anspruch auf Dauer nicht aufgeben. Hier ist ein heikler
Punkt erreicht: Form und Inhalt drohen auseinanderzufallen;
die Form droht zur bloßen Hülse zu werden, in die
beliebiger Inhalt gegossen werden kann. Dieses Problem spitzt
sich in der 2. Hälfte des Jahrhunderts noch zu; denn
nun geht auch noch die eine statische Gesellschaftsform voraussetzende
verbindliche Moralnorm verloren. Im Zuge der Industriellen
Revolution ändert sich die Sozialstruktur Englands besonders
auf dem Land grundlegend. Die Hogarthschen Moralsatiren, die
einen bestimmten Moralbegriff voraussetzten, verloren ihren
historischen Ort.
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