DAAD-Preisträgerin Anna Egorova mit Sir Peter Ustinov und FU-Präsident Dieter Lenzen.
Erfolgreich im Studium und engagiert in der Hilfe für andere - das ist preiswürdig! Eine der diesjährigen DAAD-Preisträger ist Anna Egorova, Informatik-Studentin an der FU Berlin. Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt sie aus den Händen von Sir Peter Ustinov.
Missstände sehen und handeln - das ist die Verhaltensmaxime der 24-jährigen Anna Egorova. Als Gymnasiastin an einem deutschen Gymnasium in Sofia wurde ihr während eines Besuches in einem bulgarischen Waisenhaus bewusst, unter welch ärmlichen Bedingungen die Kinder dort lebten.
Gemeinsam mit Klassenkameraden und unterstützt durch die deutschen Lehrer an ihrer Schule begann sie, Kontakt zu sozial engagierten Organisationen in Deutschland aufzunehmen. "Wir haben Geld und Sachspenden gesammelt, Feiern für die Kinder organisiert oder Ausbildungen für ältere Waisen finanziert, damit sie Möbel für ihr Heim bauen konnten", beschreibt Anna Egorova ihre Aktivitäten. Obwohl es schon mehrere Jahre zurückliegt, hält sie den Kontakt und versucht, von Deutschland aus aktiv zu bleiben. Das ist gar nicht so einfach. Denn die Tochter einer Informatik-Professorin arbeitet intensiv in ihrem Spezialgebiet, der Verhaltensprogrammierung von Robotern, ist als Tutorin für Studienanfänger tätig und gibt in den Ferien Computerkurse für Schülerinnen und Studentinnen. "Es macht mir Spaß, mein Wissen an andere weiterzugeben", sagt sie. Doch das ist nicht der einzige Grund: "Frauen sind in der Informatik unterrepräsentiert. Dagegen helfen keine psychologischen Kurse, sondern ganz praktische Seminare mit konkreter Wissensvermittlung. In Bulgarien sind mehr Frauen in diesem Fach vertreten, und ich möchte in Deutschland auch Ansporn und Vorbild für die Jüngeren sein", sagt die junge Frau.
Dieses vielseitige Engagement wurde nun auch öffentlich gewürdigt. Die Freie Universität Berlin nutzte den "DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender", um "ihrer" Studentin für deren Einsatz zu danken. Seit 1995 stellt der DAAD allen deutschen Hochschulen Geld für diese Auszeichnung zur Verfügung. Dabei geht es nicht "um einen Forschungspreis oder die Würdigung einer Promotion", wie DAAD-Präsident Professor Theodor Berchem betont. Vielmehr "sollen Studierende mit besonderen akademischen Leistungen und bemerkenswertem gesellschaftlichen, interkulturellen Engagement" bedacht werden, so Berchem. Allein in diesem Jahr nahmen 171 deutsche Hochschulen diese Möglichkeit wahr.
Für Anna Egorova steht nun die Diplomarbeit auf dem Programm, danach möchte sie promovieren. Die Robotik wird weiterhin ihr Arbeitsfeld sein, denn die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz fasziniert sie. "Unsere fußballspielenden Roboter, die wir gemeinsam gebaut und programmiert haben, sind Deutsche Meister geworden", berichtet sie stolz von der Arbeit der Studentengruppe "FU Fighter". Ihre berufliche Zukunft sieht sie in der Forschung, deshalb wird sie vorerst auch nicht nach Bulgarien zurückkehren, denn dort gibt es nicht die entsprechenden Stellen an der Universität.
Im Nebenfach studiert die Bulgarin Luft- und Raumfahrttechnik und sieht darin eine ideale Verknüpfung mit der Informatik. "Bei den Marsmissionen werden Roboter eingesetzt und auf diesem Feld gibt es weiterhin enormen Forschungsbedarf", meint sie. Sieht so aus, als ginge Anna Egorova galaktischen Zeiten entgegen.