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[Jahrestagung der International Association for Mathematical Geology]



Magnesitgewinnung im Tagebau Breitenau der Radex-Heraklith-International AG, Wien.

Vom 15. bis 20. September 2002 wird die Jahresversammlung der International Association for Mathematical Geology an der Freien Universität Berlin stattfinden und den langjährigen Forschungsleistungen der Mathematischen Geologen an der FU ihre Ehre erweisen. Erwartet werden zu dieser internationalen Tagung etwa 300 Teilnehmer/innen aus 40 Ländern.

Geologie ist die „Wissenschaft von der Entstehung und Entwicklung der Erde und der sie bewohnenden Lebewesen“, so Meyers Konversations-Lexikon. Während sich die Geologie früher auf die Interpretation von Geländebeobachtungen konzentrierte, um die Geschichte unseres Planeten nachzuzeichnen, hat heute in der Auswertung und Schlussfolgerung die moderne Technik Einzug gehalten. „Mathematische Geologie“ heißt eine dieser neuen speziellen Fachrichtungen, was wie ein Paradox klingt. „Ja, die Mathematische Geologie scheint zunächst ein Widerspruch in sich zu sein, denn die Geologie ist im Prinzip eine diagnostische Wissenschaft. Sie muss sich letztlich auf Hypothesen stützen, die mit geologischem Sachverstand getroffen werden“, erklärt Professor Wolfdietrich Skala, der Leiter der Arbeitsgruppe. Die Entstehung der Mathematischen Geologie ergab sich aus der Forderung, in der Geologie vermehrt quantitative Methoden einzusetzen. Mit der rasanten Entwicklung der Computertechnik sowie schnellerer und verbesserter chemischer und physikalischer Analyseverfahren stieg weltweit die Bedeutung dieser Arbeitsrichtung.

Die Berliner Mathematische Geologie konzentriert sich vor allem auf folgende, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch praktisch relevante Aufgabenbereiche: die Erkundung und Bewertung von Bodenschätzen (Erzlagerstätten, Industriemineralen, Kohle, Kohlenwasserstoffen); das Erstellung von Planungsgrundlagen für Grundwassermanagement und Umweltengineering; die Entwicklung und Realisation neuer Verfahren zur Modellierung der Verteilung chemischer und physikalischer Gesteinseigenschaften sowie die Erstellung digitaler geologischer Karten auf der Basis „hypermedialer geowissenschaftlicher Informationssysteme“, durch die der Geologe der Zukunft bei seiner Feldarbeit optimal unterstützt werden soll.



Computersimulation des Messini-Beckens in Griechenland
mit prognostizierten Überschwemmungsgebieten.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die dreidimensionale Modellierung geologischer Körper und die rechnergestützte Visualisierung deren Modelle. Diese zukunftsweisende Arbeitsrichtung entspricht sowohl den aktuellen Tendenzen der geologischen Forschung als auch den praktischen Erfordernissen großer Industrieunternehmen, in denen junge Mathematische Geologen Arbeit finden können. Möglich wird sie durch den Einsatz moderner Hardware und Software, wie sie der Fachrichtung zur Verfügung stehen.

Mit Mathematischer Geologie beschäftigten sich russische Forscher bereits in den späten 1940er Jahren. Internationale Arbeitsgruppen entstanden in den sechziger und siebziger Jahren in Südafrika, Frankreich sowie in den USA und Kanada. An der Freien Universität rief Wolfdietrich Skala gemeinsam mit Heinz Burger bereits 1971 dieses Fach ins Leben. Seitdem nimmt die Arbeitsgruppe in Deutschland eine Vorreiterposition ein. Das interdisziplinäre Team, das aus Geowissenschaftlern, Mathematikern und Informatikern besteht, hat für viele geowissenschaftliche Probleme praktische Lösungen gefunden. Die Ergebnisse der Forschungen werden in Form von Programmen allgemein nutzbar gemacht. Programmentwicklungen der Berliner Mathematischen Geologie werden daher seit über zwei Jahrzehnten weltweit erfolgreich eingesetzt. So wird beispielsweise seit 1996 die Betriebsplanung im österreichischen Magnesitbergbau Breitenau durch ein Programmsystem zur Prognose von Qualitätsparametern unterstützt, das von René Prissang an der Freien Universität entwickelt wurde. Seit 1981 stellt die Berliner Mathematische Geologie ihr Know-how auch auswärtigen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen des Weiterbildenden Studiums Mathematische Methoden und Modelle in den Geowissenschaften zur Verfügung.

Ilka Seer

Foto: Th. Frömmer
Illustration: E. Spyridonos



Prof. Dr. Wolfdietrich Skala,
Institut für Geologische Wissenschaften (Geoinformatik),
Tel.: 838-70566,
E-Mail: wskala@zedat.fu-berlin.de
Internet: http://userpage.fu-berlin.de/~geoinfor

Informationen zur Jahrestagung der IAMG:
www.fu-berlin.de/iamg2002


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