Für die Erklärung von aggressiven, aber auch von prosozialen Verhaltenstendenzen kommt es weniger auf die Schulform an, als vielmehr auf die individuelle Einschätzung der Schüler-Lehrer-Beziehung durch die Jugendlichen.
Dies ist der überraschende Befund eines Beitrags des PISA-Teams aus dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Der Aufsatz berichtet, welche Wirkungen die Schulform (z.B. das Gymnasium) auf die aggressive Orientierung der Jugendlichen hat bzw. auf die Bereitschaft, Mitschüler zu unterstützen. Ergebnis: Verglichen mit den Schulformunterschieden bei den Schulleistungen, sind die Differenzen im Bereich der Sozialkompetenz, der Kommunikation und Kooperation gering. Wichtiger sind dagegen Geschlecht, soziale Herkunft und die individuelle Einschätzung der Lehrer-Schüler-Beziehungen. So zeigen Mädchen positivere soziale Tendenzen als Jungen. Kinder mit höheren kognitiven Grundfähigkeiten haben eine niedrigere aggressive Tendenz. Ferner gehen ein höherer sozialer Status und bessere Kommunikation mit geringeren aggressiven Tendenzen einher. Damit wird klar, dass es für bestimmte Schulformen (etwa Gesamtschule oder das dreigliedrige Schulsystem) keine politischen Argumente gibt, die aus empirischen Ergebnissen über besseres soziales Lernen abgeleitet werden könnten.
Zwei weitere Beiträge des PISA-Autorenteams beschäftigen sich außerdem mit der Lesekompetenz deutscher Schülerinnen und Schüler: Im ersten wird herausgearbeitet, wo die spezifischen Stärken und Schwächen der 15-jährigen Jugendlichen im internationalen Vergleich liegen, um endlich Ansatzpunkte für eine gezielte Verbesserung der Lesekompetenz aufzuzeigen. Die Autoren weisen nach, dass das Wissen von Schülern über geeignete Lernstrategien und das Leseinteresse von entscheidender Bedeutung für die Lesekompetenz sind. Der zweite Beitrag zum Lesen berichtet von den geschlechterspezifischen Leistungsdifferenzen. Er analysiert den Vorsprung der Mädchen beim Lesen. Daraus ergibt sich eine erhebliche Benachteiligung von Jungen im Schulsystem, zumal die Lesekompetenz auch eine Voraussetzung für die Leistungen in anderen Fächern ist und die Deutschnote bei der Gymnasialempfehlung eine hervorragende Rolle spielt. Hier besteht ein dringender bildungspolitischer Handlungsbedarf.
FU-N
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