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Schwarzer Marmor bedeckt den Boden und zum Teil auch die Wände des Foyers im Hauptgebäude.
Ortstermin im Headquarter: Bauplaner Michael Krauß erteilte den Mitgliedern des Akademischen Senats und dem Präsidium rechts im Bild Vizepräsident Prof. Gerhard Braun fachliche Auskünfte über die Bausubstanz.
Nach dem Umbau werden Elektroinstallationen, die sich heute noch zum großen Teil in Kabelschächten auf den Wänden befinden, unter Putz verlegt sein.
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von Uwe Nef Kaum zu glauben, aber wahr: Vom ehemaligen US-Hauptquartier an der Clayallee, einem der großen Gebäudekomplexe in Berlin, gibt es keine Originalpläne der Gebäude mehr. Das berichtete Michael Krauß von der FU-Bauabteilung am 17. Januar den zu einem ersten Rundgang über das künftige Zentrum des FU-Campus erschienenen Mitgliedern des Akademischen Senats. Dass ein für militärische Zwecke konzipiertes und dafür fast 60 Jahre genutztes Areal nicht ohne größeren Aufwand in eine Stätte des Geistes zu verwandeln ist, war allen Anwesenden schon vor dem Besuch klar. Doch wer rechnet schon mit solchen Widrigkeiten? Selbst für einen erfahrenen Architekten wie Krauß, der seit 1981 an der FU für die Bauplanung zuständig ist, sind diese Umstände noch eine echte Herausforderung: So müssen z.B. alle sechs Gebäude, die die FU zunächst übernehmen wird (Gesamtnutzfläche ca. 13.000 qm), vor der Sanierung und dem Umbau neu vermessen und deren Statik geprüft werden. Auch die Versorgungsleitungen für Gas, Wasser und Strom sowie die Abwasserleitungen auf dem Gelände müssen vollständig aufgespürt und kartiert werden, bevor man daran gehen kann, eine neue Infrastruktur zu schaffen. Allein diese vorbereitenden Arbeiten werden viel Zeit kosten, gleichwohl ist Eile geboten, denn schon im Jahr 2003 soll zumindest das Präsidialamt, dessen Mietvertrag dann für die Kaiserswerther Straße endet, in das Hauptgebäude einziehen. Trotz dieses Zeitdrucks muss die Bausubstanz sorgsam erkundet werden, um nach dem Einzug vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein. Zwar steht nicht zu befürchten, dass man Asbest in so großen Mengen wie in der Rost- und Silberlaube findet, aber gänzlich frei von jeder Belastung sind auch die Kasernen nicht, denn der Stoff wurde auch schon vor dem Krieg in vielen Gebäuden für den Brandschutz eingesetzt. Wenn erst mal die Gitter vor den Fenstern entfernt sind, Auf Sand gebaut Wesentlich klarer sind demgegenüber die Bodenverhältnisse des weitläufigen, parkähnlichen Kasernengeländes. Munitions- und treibstoffverseuchte Böden haben die Amerikaner im Gegensatz zur Sowjetarmee in Wünsdorf südlich von Berlin in Zehlendorf nicht hinterlassen. So konnte Krauß auch die Besorgnis einiger Besucher, dass unter der ungewöhnlichen Bodenerhebung gleich neben dem Hauptgebäude noch böse Überraschungen lauern, mit dem Hinweis auf eine bereits erfolgte erste Sondierungsuntersuchung zerstreuen: Unter dem Rasen befindet sich vermutlich nichts als märkischer Sand. Und der ist entgegen der weitverbreiteten, aber falschen Laienauffassung ein guter Baugrund, weil er dauerhaft stabil bleibt. So zeigen die Gebäude keine Setzungsrisse, was auch ein Anzeichen für die architektonische und handwerkliche Solidität der Baukörper ist. Am Material haben die Erbauer jedenfalls nicht gespart. Nirgendwo sonst wird das so deutlich wie im Hauptgebäude, dass sich sowohl äußerlich als auch innen in einem erstaunlich guten Zustand befindet: Die Wände und Geschossdecken sind massiver als andernorts, selbst die Innenwände machen den Eindruck, als müssten sie die ganze Last des Himmels tragen. Im ausladenden Foyer hinter dem schweren Metalltor bedeckt schwarzer Marmor den Boden, und durch die zwei Stockwerke hohe Glaswand fällt das Tageslicht auf eine imposante Treppe, die sich auf der Höhe der Fensterfront in zwei Aufgänge teilt. Der Blick fällt von dort auf einen Pavillon im Innenhof des Gebäudes, den die Amerikaner errichteten. Der Kontrast könnte kaum größer sein: Umgeben von der monumentalen Architektur der 30er Jahre lädt dieser Ort zum Verweilen und Entspannen ein. War es dieser Gegensatz, der FU-Präsident Gaehtgens zu der Idee anregte, eventuell den Innenhof mit einem Glasdach zu überspannen, um ihn als lichtdurchfluteten Raum für die künftige Bibliothek der kleinen Fächer nutzbar zu machen? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nichts entschieden, aber der Ideenwettstreit ist eröffnet. Tonnenschwere Last Vieles will gut bedacht sein. Die Auflagen des Denkmalschutzes setzen dem Gestaltungswillen ebenso enge Grenzen wie der zu erwartende Finanzrahmen für die Sanierung. Da ist der Umstand, dass die Heizung komplett erneuert und ein großer Teil der elektrischen Installationen nicht deutschen Vorschriften entspricht und deshalb neu verlegt werden muss, noch das kleinere Übel. Auch die Lichtverhältnisse in den Räumen werden keine unlösbaren Probleme aufwerfen, wenn erst mal alle schweren Fenstergitter entfernt sind. Sorge bereitet vielmehr die Ungewissheit, ob die Raumschnitte den universitären Erfordernissen angepasst werden können, denn auf diesem wie auch auf allen anderen Gebäuden lastet nicht nur der Schatten seiner nationalsozialistischen Vergangenheit, sondern eine zusätzliche im wahrsten Sinne des Wortes tonnenschwere Last, von der bisher nur wenige wussten. Man muss den Kasernen schon bis unters Dach steigen, um das zu erkennen. Wo in anderen, zivil genutzten Bauten normalerweise hölzerne Dachstühle die Dachziegel tragen, befinden sich auf den ehemaligen Kasernen Spitzdächer aus dickem Stahlbeton! Irgendjemand scheint 1937 die eigentümliche Erwartung gehabt zu haben, dass mal was vom Himmel fallen könnte, kommentierte FU-Präsident Gaehtgens hintersinnig die bauliche Kuriosität, die doch einige Verwunderung in der Besucherschar auslöste. Um die Dachgeschosse später als Büro- oder Institutsräume nutzen zu können, müssen zunächst größere Fensteröffnungen in die Betondächer gefräst werden. Technisch ist dieses heute grundsätzlich machbar. Ob es wirtschaftlich realisierbar ist, wird noch zu kalkulieren sein. Fotos: Kundel-Saro |
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