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FU-N 5/2000 Leute |
Dr. Michael Engel ist Von Bernhard Fechner Offener Durchgang zu den Verschlusssachen der Universität Zwei Kernbegriffe Sicherung und Nutzung deuten die große Spannweite archivarischer Tätigkeit an, die es auszufüllen gilt, damit auch für diesen Aufgabenbereich vorzeigbare Leistungen im Informationsmanagement entstehen können, die über das Zusammentragen und Ordnen hinaus gehen. In den vergangenen 30 Jahren wurde ein ganzes Berufsleben an dieser Universität dem Archiv gewidmet, die unermüdlich geleistete Arbeit aber eher scheu vor der Öffentlichkeit abgeschirmt. Gewinnung, Erweiterung und Sicherung des Archivguts standen im Vordergrund. Dabei konnte jedes Flugblatt, das in längst vergangenen Tagen mit vielen anderen schriftlichen Niederschlägen dieser Art die Mensatische reich machte, und jedes Protokoll reichlich vorhandener und tagender Gremien, die nicht an diesen Bestimmungsort gelangt waren, Verdruss bereiten. Dank für die Erschließung der sorgsam zusammengetragenen und gehegten Schätze, die in diesen 30 Jahren nachweislich auch der Forschung bereit gestellt wurden und ihr nutzten. Die Zeugnisse dieser beruflichen Lebensleistung werden bestehen bleiben und zum dauerhaften Besitz der Freien Universität Berlin gerechnet werden müssen.
Foto: Glöwing Im Mai finden Übergabemodalitäten statt und die bisherige ressortmäßige Anbindung wandelt sich. Die Archiv-Stelle gelangt in einen anderen großen Bereich. Dr. Michael Engel löst Dr. Armin Spiller ab. Aus dem Bestand der Universitätsbibliothek, an der das Archiv angesiedelt ist, erwächst die Nachfolge. Erfreulich ist, dass dem Nachfolger mit den neuen Aufgaben nunmehr unerwartet ein jahrzehntelanger Berufswunsch für seine berufliche Restlaufzeit erfüllt wird. Er ist wie sein Vorgänger Bibliothekar, formell kein Historiker, jedoch nach naturwissenschaftlicher Promotion Dahlem- und wissenschaftsgeschichtlich orientiert und ausgewiesen. Ohne dass ihm bisher der ganze Reichtum, der sicher verwahrt ist im Archiv, erschlossen und zugänglich war, hat er gezielte Vorstellungen für den neuen Wirkungskreis. Dazu gehören neben erster Bestandsübersicht und Prüfung von vorhandenen Erschließungsinstrumentarien der kritische Blick auf die Fragen der Materialsicherung, das Werben für die Archivierung und Überzeugung von dessen Notwendigkeit in den Bereichen der Freien Universität Berlin. Dienstleistungsorien-tierte Archivführung sowohl für universitätsinterne Belange als auch für die Forschung müssen Grundsatz der Arbeit sein. Hierzu gehört sicher auch, für die Rechtstreue bei der Abgabe wie bei der Sicherung und Nutzung von Archivgut zu sorgen. Der Erfolg wird auch davon abhängen, welche Bedeutung die Leitung dieser Universität dem Unternehmen in dem neuen Zuschnitt zumessen will. Wie für andere Bereiche gilt hier auch, dass ein offeneres Konzept personeller und finanzieller Zuwendung bedarf, um Chancen der Realisierung zu erhalten, ansonsten besteht die Gefahr, dass trotz engelsgleicher Bemühung Archiv und Archivgedanke Verschlusssache bleiben. Daher gehen alle guten Wünsche am Starttag darauf, dass dieses Archiv auch im Vergleich zu anderen Hochschulen an Gewicht und Attraktivität gewinnen möge. Die Tugenden des Archivars Endlichkeit im Zeitlichen ist Zeitmaßvorgabe aller menschlich geprägten Mühewaltungen. Es gibt daher immer wieder Anlass, bei entsprechend geeigneten Zeitmessstellen inne zu halten und sich zu besinnen. Dies gilt auch für das weite, umfassende Feld der Archivwesens. Mancher Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs Richtung "Krumme Lanke" passiert mehr oder minder sehenden Auges das "Geheime Preußische Staatsarchiv", ohne jemals intensiv genug den Wunsch zu verspüren, sich dort während reichlich angesetzter Öffnungszeit in Akten zu vertiefen. Doch welcher U-Bahn-Nutzer denkt daran, dass auch er in seinen verschiedenen Lebensbereichen Anlass zur Erstellung von Schriftgut bieten kann, das eines Tages als archivwürdig definiert und interpretiert werden muss. Das gilt auch für Mitglieder zukunftsorientierter Einrichtungen, wie es Universitäten und Hochschulen sind, deren schriftgutintensive und behördenmäßige Geschäftsgänge über ihre rechtliche Relevanz hinaus gehend auch den Gang in Lehre und Forschung sowie die Entwicklung der Wissenschaften in ganz spezifischer, wenn auch nicht immer leicht zu durchschauender Weise dokumentieren. Die Akten und Informationsträger treffen auf Menschen, die die Tugenden von Hege und Pflege des Überlieferten zu den ihren zählen, die aber vor dem Sichern und Bewahren die schwierige Aufgabe des Wertens haben. Erst dann werden Erschließung und Zugänglichmachung von Archivgut einer optimalen Nutzung dienen können. Sicher erfüllt jeder Archivar alle diese Kriterien, wenn auch nicht durchweg in gleicher Intensität. Und somit hat jeder von ihnen individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Auch die Freie Universität Berlin hat spät, aber nicht zu spät die Bedeutung des anfallenden archivwürdigen Gutes erkannt und ihr "Hochschularchiv" gegründet. Dies ist nun 30 Jahre her und unter einer Präsidentschaft während der Zweiten Gründungsphase der Freien Universität Berlin geschehen. Dies ist auch insoweit erwähnenswert, als der damalige Präsident Rolf Kreibich an einer anderen Berliner Hochschule bis auf den heutigen Tag deren Archiv mit festen Öffnungszeiten und damit gewährleisteter Benutzung leitet. |
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