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Dissertationen im Internet


Zum Doktortitel mit www.diss.fu-berlin.de/diss

Endlich ist es geschafft! Jahre hat man im Labor, in der Bibliothek, auf Recherche verbracht. Forschungsergebnisse und gesammelte Literaturstellen füllen unzählige Aktenordner. Die Auswertung nahm Monate in Anspruch, aber jetzt ist es fertig – das Opus: die Dissertation. Ist auch die Disputation erfolgreich überstanden, gibt es nur noch ein Hindernis, bis man sich endlich selbst "Dr.” nennen darf: Der Pflicht zur Veröffentlichung der Arbeit muss nachgekommen werden. Und spätestens hier beginnt der unangenehme Teil. Mit einem Assistentengehalt tut es schon mächtig weh – je nach Umfang der Dissertation – einige Hundert bis zu mehreren Tausend Mark für den Druck von z.B. 140 Exemplaren oder die Herstellung von 50 Mikrofiches auszugeben.

Aber das soll jetzt anders werden. Das heißt, es ist eigentlich längst kein Thema mehr, seit die Veröffentlichung von Doktorarbeiten auch im Internet möglich ist. Die Möglichkeit dazu besteht an allen Berliner Universitäten, doch bislang wurde davon wenig Gebrauch gemacht. Seit 1997 wurden an der Humboldt-Universität 184, an der TU gerade mal 17 und an der FU 225 Dissertationen (davon allein 119 aus der Veterinärmedizin) ins Netz gestellt. Bei circa 1000 Promotionen pro Jahr an der FU ist das nicht gerade viel.

Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Die Präsentation im Internet ist zeitnah: Innerhalb einer Woche nach Abgabe ist die Arbeit weltweit einsehbar. Gerade in den sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften und der Medizin geht es um eine möglichst schnelle Publikation von Forschungsergebnissen, denn die Konkurrenz rund um den Erdball schläft ja bekanntlich nicht. Bis ein Paper bei einer renommierten Fachzeitschrift angenommen wird, können Monate vergehen. Auch für die Fachkollegen ist diese Art der Publikation von großem Nutzen, denn es erleichtert die Recherche enorm, wenn eine Arbeit nach indizierten Bestandteilen "durchforstet” werden kann. Bisher musste man Dissertationen von den Bibliotheken anfordern – ein sehr langwieriges Verfahren. Um so deprimierender, wenn sich unter dem Lesegerät herausstellte, das die Mikrofiches nicht die gewünschten Informationen enthielten. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass künftig Highlights gesetzt werden können, in Form von farbigen Bildern, Animationen, Simulationen, Videosequenzen oder sogar Tonaufnahmen. Das Forschungsgebiet wird sozusagen "erlebbar”. Dass die Freie Universität dabei auch Kosten für die Archivierung und Lagerung der Dissertationen spart, ist ein Pluspunkt, der für den Verfasser der Arbeit verständlicherweise eher nebensächlich ist.

Unter http://darwin.inf.fu-berlin.de erhalten interessierte Doktorandinnen und Doktoranden Informationen darüber, wie sie ihre "Diss” bearbeiten müssen, damit sie ins Netz gestellt werden kann. DARWIN steht für das Pilotprojekt "Dahlemer Naturwissenschaftler im Netz”, das in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek das zentrale Dissertationsangebot der FU im Internet koordiniert.

Die FU liegt zwar mit der Anzahl an Online-Dissertationen knapp in Führung, aber noch immer haben nicht alle Fachbereiche einen entsprechenden Passus in ihre Promotionsordnung aufgenommen. Auf Beschluss des Akademischen Senats wurden die Fachbereiche Humanmedizin, Rechtswissenschaft, Geowissenschaften, Politik-und Sozialwissenschaften, Mathematik/Informatik und Wirtschaftswissenschaft kürzlich aufgefordert, dies bis zum Jahresende nachzuholen.

Bei Abgabe einer Elektronischen Dissertation wird die Anzahl der abzuliefernden gedruckten Pflichtexemplare dann künftig auf maximal zehn begrenzt sein. Ein paar Exemplare mehr wird wohl trotzdem jeder drucken lassen. Schließlich gehört es dazu, sich zu bedanken – bei allen Kollegen, die einem halfen und bei guten Freunden, die in den Sinnkrisen während dieser Jahre hilfreich zur Seite standen. Und außerdem werden sicher noch einige Jahre ins Land gehen, bis alle Eltern, die das Studium mitfinanziert haben, "Internet-tauglich” sind und stolz erzählen können: "Guckt mal unter www.diss.fu-berlin.de/diss/ ... das hat unsere Caroline geschrieben!”

Catarina Pietschmann, (Dr. rer. nat.)
Foto: Portnoi

Internet-Dissertationen an Berliner Hochschulen

Freie Universität Berlin
http://www.diss.fu-berlin.de/diss

Infos über:
http://darwin.inf.fu-berlin.de,
E-Mail: darwin@inf.fu-berlin.de

Humboldt-Universität:
http://dochost.rz.hu-berlin.de/epdiss/

Technische Universität:
http://edocs.tu-berlin.de/diss/