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Femina politica erhält Margherita-von-Brentano Preis 1999

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Femina politica erhält Margherita-von-Brentano Preis 1999


Anmutige Seilschaften

VON FELICITAS VON ARETIN

Vizepräsidentin Klann-Delius (r.) gratuliert den Redakteurinnen
der "femina politica"
  Foto: Dahl

"Man kann fragen, in was für einer Erfahrungswelt Menschen leben, die sich selbst das Erfahrungsverbot auferlegen, Schönheit und Weiblichkeit anders denn geistlos, und Geistigkeit anders denn geschlechtsegoistisch und als männliches Monopol auf Spitzenpositionen zu sehen”, schrieb die erste Vizepräsidentin Margherita von Brentano 1963 "Zur Situation der Frauen und das Bild der Frau an der Universität” pointiert.

Auch wenn sich seither Einiges verändert hat, hängt die gesellschaftliche Wertschätzung nach wie vor vom Geschlecht ab, führte eine ihrer Nachfolgerinnen, Prof. Dr. Gisela Klann-Delius in ihrer Ansprache zur Verleihung des Margherita-von-Brentano Preises an das Redaktionsteam der "femina politica” aus. "Ich übergebe deshalb sowohl als schlichtes weibliches Wesen, als auch als stellvertretende Vizepräsidentin den Preis”, betonte die Linguistin, was das reich versammelte Publikum am Frauentag dankend mit Lächeln quittierte. Zuvor hatte Prof. Dr. Peter Steinbach in seiner mit Spitzen versetzten Rede die feministische Fachzeitschrift als Medium für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Vernetzungsstelle von Politologinnen gelobt. "Die Zeitschrift macht Ernst mit der Frau in der Politik und ist wissenschaftlich einfach gut”, sagte Steinbach, dem eine innige Liebe zum Feminismus sicher nicht nachgesagt werden kann. Die Philosophin Margherita von Brentano habe stets hohe Anforderungen an ihre wissenschaftliche Arbeit gestellt, die die zweimal jährlich erscheinende Fachzeitschrift für politikwissenschaftlich und politisch tätige Frauen erfülle.

In der Tat ist, was das ehrenamtlich arbeitende Redaktionsteam in den vergangenen fünf Jahren auf die Beine gestellt hat, beachtlich. "Etablierte politische Institutionen und Politikwissenschaft sind nach wie vor Männerdomäne”, stellt Gabi Wilde fest. Um diese Situation zu verändern, gründete eine Gruppe Berliner Politologinnen 1991 den Arbeitskreis "Politik und Geschlecht” in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft und das Netzwerk politikwissenschaftlich und politisch arbeitender Frauen. Seit 1992 erscheint der Politologinnen-Rundbrief, der Frauen innerhalb und außerhalb der Universität zum Diskurs über feministisch-politologische Themen anregt. Die Redaktion setzt sich aus Mitarbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen und Studierenden zusammen.

Und was niemand der Gründungsredakteurinnen sich hatte vorstellen können, gelang innerhalb kürzester Zeit. Aus dem schlicht gestalteten "Politologinnen-Rundbrief” ging 1997 die professionell erscheinende "femina politica” hervor. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Politologinnen zu vernetzen, die Frauen und Geschlechterforschung zu fördern und Nachuchswissenschaftlerinnen Publikationsmöglichkeiten zu eröffnen. "Bis dahin gab es keine feministisch orientierte Zeitschrift für Politologinnen in Deutschland”, sagt Gabi Wilde vom Redaktionsteam und fügt hinzu: "In diese Lücke wollten wir stoßen."

Inzwischen besitzt die 180 bis 200 Seiten starke Zeitschrift einen Abonnentinnenstamm von mehr als 250 Leserinnen im In- und Ausland. Die Einzelauflage liegt bei 500, Tendenz steigend. Jedes Heft bietet einen thematischen Schwerpunkt: "Feminismus in internationalen Beziehungen” widmet sich beispielsweise das Ende April 2000 erscheinende Heft. Ansonsten reicht die Bandbreite der Themen von bundespolitischen Entscheidungen wie der Änderung der 630 DM-Regelung hin zur Situation der Frauen im Kosovo-Krieg. Außerdem gibt das Redaktionsteam das sogenannte "Politologinnen-Brevier” heraus, ein Adressverzeichnis von politikwissenschaftlich und politisch tätigen Frauen mit ihren Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten. Seit März 1999 ist die femina politica unter der Adresse www.femina-politica.de präsent, wovon das Auditorium sich während der Präsentation der Ausstellung und des Zukunftsprojektes "Networking im Wyberspace” überzeugen konnte. Mit dem Preisgeld von 20.000 DM soll eine Datenbank realisiert werden. "Wir wollen das Politologinnen-Brevier im Internet als Datenbank zugänglich machen”, erläutert Jasmin Touati. Vorbild sei die Datenbank "European Womens Lobby”. "Interessierte Frauen sollen ihre Daten selbst eingeben und aktualisieren können”, fügt Touati hinzu, denn "die Betreuung der Daten können wir als ehrenamtliche Mitglieder nicht übernehmen. Alle Mitarbeiterinnen, vor allem Frauen aus dem Mittelbau in einer prekären Situation arbeiten ehrenamtlich. "Wir tragen noch immer Zeitschriften von der Druckerei ins Otto-Suhr-Institut, fahren sie danach selber zur Poststelle”, meinte Gabi Wilde abschließend, so dass ihr Statement "man wolle sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen” fast ein wenig zu bescheiden klingt.