Das Zivilprozeßrecht soll ja bekanntlicherweise in der einen oder anderen Examensklausur vorkommen. Also ich jedenfalls hatte eine ZPO-Zusatzfrage plus etwas Zwangsvollstreckungsrecht und Versteigerung. Grund genug also, um diese Vorlesung nicht von vorneherein als unsinnig abzutun. Zumal Grundzüge des Erkenntnisverfahrens mindestens zur Allgemeinbildung eines Juristen dazugehören sollten. Und Frau Preuß berücksichtigt auch bereits die Änderungen durch das Gesetz zur Reform des Zivilprozesses vom 27.07.2001, also aktueller, als irgendein Buch es schaffen könnte. Bleibt anzumerken, daß die Grundzüge eben auch reichen und es wohl doch viel einfacher ist, sich bequem in eine Vorlesung hineinzusetzen, als ein ganzes Buch durchzulesen. Ergo: Hingehen lohnt.

Hier gibt es die einmalige Gelegenheit, das Zivilprozessrecht II zu hören, denn diese Veranstaltung ist eine absolute Rarität an unserem Fachbereich. Hinter dem Titel verbergen sich die Grundzüge der Zwangsvollstreckung im Zivilprozessrecht und des Insolvenzrecht. Der zweite Teil dieser Vorlesung verschafft einen Überblick über das materielle Insolvenzrecht und das Insolvenzverfahren. Da beide Veranstaltungen, ZPO I und ZPO II, in diesem Semester zum ersten Mal laufen, baut der zweite Teil nicht auf den Kenntnissen des ersten auf. Wir haben weder Kosten noch Mühen gescheut und knallhart recherchiert: Jetzt können wir Euch berichten, warum das Prozessrecht bisher nicht gelehrt wurde. Das Land Berlin steckt in der Haushaltskrise und wird aus dieser auch nicht mehr herauskommen. Ein Sparpunkt ist die Justiz. Da die Verfahren vor die Amtsgerichten sich über Jahre erstrecken werden und Beamte für eine eventuelle Zwangsvollstreckung nicht vorhanden sind, ist diese Materie bald ein Teil der Rechtsgeschichte und die Selbsthilfe wird ganze Vorlesungen füllen. Ich glaube, dass ich zur Lage der Rechtsgeschichte nach Vollendung der Reform der Juristenausbildung nichts Schreiben muss. Die Ausbildung wird hautnah an der Praxis ausgerichtet und an die Fachhochschulen verlegt. Ich empfehle also allen, die sich für die allerneueste Geschichte begeistern können, die Vorlesung zu besuchen.

Wer in seiner Hausarbeit den Schwerpunkt auf das Maklerrecht legte, lag diesmal leider falsch, denn es ging eigentlich um andere Sachen, obwohl es auch um das Sachenrecht in der Übung geht. Aus leidlicher Erfahrung weiß der Verfasser, dass es auch eine große Rolle in der Übung spielen wird. Prof. Schirmer ist nämlich ein wahrer Liebhaber des Sachenrechts. Die wissenschaftliche Heimat des Dozenten liegt im Versicherungsrecht und Sozialversicherungsrecht. Ich empfehle allen Teilnehmern genau zuzuhören, wenn die Fälle in der Übung in diese entfernten Gefilden entschwinden, denn die Klausuren können auch Ansprüche aus dem Versicherungsrecht enthalten. Prof. Schirmer erstellt schöne Gliederungen und nimmt die Lehre ernst. Ihr müsst keine Scheu haben, ihn anzusprechen, da er sehr nett ist und sich Zeit für alle Fragen nimmt. Zusammenfassend kann man sagen, die Übung wird bestimmt hart, aber fair.

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