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Bericht aus dem Fachbereichsrat Rechtswissenschaft (April 2004)

Das vergangene Semester war aus Sicht des Fachbereichsrates ein eher ruhiges. Der große Akt der neuen Studienordnung lag hinter uns und so konnte zum Tagesgeschäft übergegangen werden. Die in den vergangenen Semestern angestoßene Idee der Vergabe einen Studienpreises scheint sich weiter zu konkretisieren. Freilich mag man sich fragen, wozu so ein Studienpreis gut sein soll, aber wenn dieser nur einen kleinen Beitrag dazu leistet, daß sich so mancher Dozent etwas mehr Mühe mit seinen Vorlesungen gibt, ist wohl schon viel gewonnen. Bisher ist auch noch unklar, ob die Gewinnerin oder der Gewinner der Studienpreises dafür eine Prämie erhalten soll. Dafür müßte dann auch noch ein Sponsor gefunden werden. Jedenfalls hat der Fachbereichsrat nach Anregungen aus der Ausbildungskommission folgende fünf Punkte beschlossen:

Die Nominierung erfolgt schriftlich zur formalen Prüfung an das Dekanat. Dem Dekanat sollen in dieser Sache die Studentischen Vertreter des Fachbereichsrates zur Seite stehen. Die Nominierungen werden im Internet ohne Namensnennung der Vorschlagenden veröffentlicht. Über die Nominierungen wird im Internet von allen Studierenden nach der Nominierungsphase abgestimmt. Die Lehrpreise (Professorenpreis und Nachwuchspreis) werden pro Semester vergeben. Die Lehrpreise werden einmal im Jahr während der akademischen Abschlußfeier überreicht. Es sollte versucht werden, den Lehrpreis durch Sponsoring zu dotieren. Die Verwendung des Preisgeldes soll an dienstliche Zwecke gebunden werden (z.B. Bücher etc.).

Was "formale Prüfung" genau bedeutet, wurde noch nicht ganz klar, was für diesen Begriff aber schließlich nicht untypisch ist. Die Kriterien, nach denen Kandidaten für den Lehrpreis vorgeschlagen werden sollen, wurden nicht abschließend festgelegt. Jedenfalls soll der Nominierung eine kurze schriftliche Begründung beigefügt werden.


"Da will ich aber rausrennen, um meinen Kopf unter einen kalten Wasserkran zu halten!"

Strengt sich ein Professor besonders an, bekommt er extra Prämien im Rahmen der leistungsbezogenen Mittelvergabe. Diese werden nach einem bestimmten Punktschlüssel vergeben. Zu einem Eklat kam es, als Professor Schwab, der als Gast geladen der Fachbereichsratssitzung beiwohnte, ein ausführliches Plädoyer für die Aufnahme von vorlesungsbegleitenden Skripten in den Punktekatalog hielt. Seiner Auffassung nach sei es nicht zu erklären, warum durch diesen Katalog den Dozenten nicht ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden solle, Skripten zu erstellen. Seiner Meinung nach geschehe dies noch viel zu selten und verglichen mit anderen Universitäten oder der Bucerius Law School hinke unser Fachbereich in diesem Punkt hinterher. Es meldeten sich verschiedene Mitglieder des Fachbereichsrates zu Wort, um Professor Schwabs Ausführungen beizupflichten.

Professor Rogall sah jedoch in der Aufnahme der Skripten in die Kriterien zur leistungsbezogenen Mittelvergabe einen Zwang solche bald auch selbst herausgeben zu müssen, worin er eine Verletzung der Freiheit der Forschung und Lehre vermutete. Mit errötetem Haupt griff er Professor Schwab in einer ganz und gar unangemessenen scharfen Art und Weise - teilweise sogar persönlich - an. In dem eher mäßigen Versuch witzig zu sein, erklärte er auf die Äußerungen Schwabs, müsse er zunächst einmal einen kalten Wasserkran aufsuchen, um seinen Kopf darunter zu halten. Und überhaupt lasse er sich von "Gästen" ohnehin nicht erklären, wie er seine Veranstaltungen zu halten habe. Seiner Meinung nach lebten Vorlesungen von der Spontaneität des Wortes. Daher hätte so eine "Verpflichtung" zur Herausgabe von Skripten unverantwortbare Folgen. Der Disput zwischen Professor Schwab und Professor Rogall artete schließlich in einem hitzigen Wortgefecht aus, bis Professor Rogall vom Vorsitzenden schließlich informell zur Ordnung gerufen wurde.

Der Beschluß des Fachbereichsrates fiel dafür um so eindeutiger aus. Mit 9 zu 3 zu 1 Stimmen wurde beschlossen, die Herausgabe von Skripten in den Kriterienkatalog der Leistungsbezogenen Mittelvergabe aufzunehmen. Dieses Ergebnis läßt hoffen, daß in Zukunft mehr vorlesungsbegleitende Skripten erscheinen werden. Als prominente Beispiele seien an dieser Stelle unter vielen die Skripte von Professor Kunig oder Professor Leenen zu nennen, die sich außerordentlicher Beliebtheit bei den Studierenden erfreuen. Wer glaubt, die Spontaneität des Wortes in der Vorlesung werde durch ein begleitendes Skriptum gefährdet, erweckt den Anschein, im Geiste noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Möglicherweise gibt es aber auch noch andere Beweggründe, seinen Studierenden die Hilfe begleitender Skripten verweigern zu wollen. Es kann aus studentischer Sicht nur als äußerst bedauerlich angesehen werden, daß nun ein Professor das Amt des Prodekans bekleidet, der Kollegen, die sich im Fachbereichsrat zu Worte melden, abfällig als "Gäste" "denunziert". Und ihnen offen Lächerlichkeit vorwirft, wenn sie dafür appellieren den Bedürfnissen der Studierenden mehr Beachtung zu schenken.


"Was ist ein Cluster?"

Am 11. Februar stattete uns dann auf der Fachbereichsratssitzung seine Exzellenz Professor Dieter Lenzen (zur Zeit "El Presidente" der FU) einen Besuch ab, um uns davon zu berichten, wie die jüngste Kürzungsrunde unseren Fachbereich beeinflussen würde. In Zukunft läuft anscheinend alles auf eine höhere Spezialisierung der Universität hinaus, um diese besser am Markt ausrichten zu können. Dazu sollen sogenannte Cluster gebildet werden, wie das bei einigen Instituten schon geschehen ist.

Was ist ein Cluster?
Cluster: [klaßter; engl.] der; -s, -[s]:
1. Eine als einheitliches Ganzes zu betrachtende Menge von Einzelteilchen (Kernphysik).
2. Klanggebilde, das durch übereinanderstellen kleiner Intervalle entsteht (Mus.)
3. (Sprachw.) a) Folge von aufeinander folgenden ungleichen Konsonanten; b) ungeordnete Menge semantischer Merkmale eines Begriffs.

Glücklicherweise kann man Wörtern der englischen Sprache im deutschen ständig neue lustige Bedeutungen unterjubeln.

Cluster: [klaßter, engl.] der; -s, -[s]:
Ein Cluster entsteht, wenn verschiedene Fachbereiche unter einem bestimmten Schirmthema eine Forschungseinheit bilden (FU Bln.).

Ach so! Auch wenn sich bestimmt auch ein adäquater deutscher Begriff gefunden hätte, klang Cluster wahrscheinlich einfach netter und war dem Vorhaben dienlicher. Gemeint ist mit Clusterbildung, daß verschiedene Fachbereiche und Institute fächerübergreifend ihre Forschung an einem einheitlichen Thema ausrichten, um einen auf die gesamte Universität bezogenen Schwerpunkt zu setzen. Dies könnte zum Beispiel ein Thema wie Sicherheit oder Umweltschutz sein.

Insbesondere soll in Zukunft auch die Einwerbung von Drittmitteln eine wesentlich grössere Rolle spielen. Es bleibt abzuwarten, was mit der so viel beschworenen Freiheit von Lehre und Forschung geschieht, wenn diese abhängig von der freien Wirtschaft sind.


"FU ist kein Brandname"

In seinem sehr interessanten und aufschlußreichen Vortrag kam Prof. Lenzen auch auf das Thema der Bildung von Eliteuniversitäten zu sprechen. Nach den derzeitigen Plänen der Bundesregierung sollen noch in diesem Jahr die Universitäten nominiert und 2005 zur Eliteuniversität gekürt werden. Da die FU keine Prominenz wie beispielsweise die RWTH Aachen oder die Universität Heidelberg besitzt, die bekanntermaßen heute schon als sichere Kandidaten gehandelt werden, aber dennoch gerne in die Riege der Eliteuniversitäten aufsteigen möchte, macht man sich im Präsidium so seine Gedanken wie das bewerkstelligt werden könnte. Sicherlich wird es eine Eliteuniversität in der Bundeshauptstadt geben müssen. Da hätte natürlich die FU einen Standort Vorteil. Wäre da nicht die Humboldt-Universität.

Von der Bundesregierung wurde an die Firma McKinsey eine interne Studie in Auftrag gegeben, die herausfinden sollte, welche Universitäten besonders zur Eliteuni geeignet seien. Prof. Lenzen erfuhr von dem Bearbeiter der Studie in einem persönlichen Gespräch, daß natürlich die HU von den Berliner Universitäten dazu prädestiniert wäre Eliteuni zu werden. Auf die Frage, warum das gerade die HU sei, wurde geantwortet, "Humboldt-Universität" sei ein hervorragender Brandname der sich einfach viel besser vermarkten lasse. Wenn das Vermarktungspotenzial des Universitätsnamens das ausschlagende Kriterium für die Eliteuniversitäten sein soll, so muß man sich schon fragen, was aus dem ehemals hohen Stellenwert von Lehre und Forschung geworden ist.


"Sind wir hier in der DDR, oder was?"

Ach ja, es wurde ja auch noch ein neues Dekanat gewählt. Es wurde sogar erstmals eine Wahlkabine und Wahlurne im Sitzungszimmer aufgestellt, um eventuelle Betrugsversuche von vornherein auszuschließen. Professor Schmidt wurde zum Dekan und Professor Rogall zum neuen Prodekan gewählt.

An dieser Stelle muß dem scheidenden Dekan, Herrn Professor Kunig, für sein bemerkenswert studierendengerechtes Engagement als Dekan ein besonders herzlicher Dank im Namen aller Studierenden unseres Fachbereichs ausgesprochen werden.

Rainer Horbach

(erschienen im DEFO-Info Nr. 49 vom SS 2004)



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