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Man bin ich müde - Der vorläufige Fetenbericht

Kennen Sie das? Ich meine, wissen Sie, wie das ist - wenn man vom Läuten (im digitalen Zeitalter eher ein nervender, künstlicher, klangarmer Ton) des Telefons aus dem absoluten Tiefschlaf geholt wird? So ging es mir am Sonntag, dem 23.1.2000 - gegen 21.30 Uhr. Die Stimme am anderen Ende der Leitung möchte wissen, wann sie ihr Auto zurück bekommt. Ja, ist es denn schon so spät? All dies war weiter kein Wunder - eine durchaus normale Kausalitätskette ebnete den Weg zu diesem spätabendlichen Weckanruf.

Es begann alles am Samstag um 10.00 Uhr (wegen der Australian Open war ich erst um 5.40 Uhr im Bett), als ich von meinem Radiowecker mit den neuesten Nachrichten der Info-Radio-Redaktion geweckt wurde (Das Rädchen zum Einstellen des Senders war irgendwann einmal zufällig auf die Frequenz 93,1 MHz gerutscht). Also los, anziehen und mit dem am Vorabend geliehenen Auto ab in den Fachbereich. Um 11.00 Uhr trafen hier auch die Musikanlage und die Getränke ein. Von da an wurde im Fachbereich alles daran gesetzt, mal wieder eine Party vorzubereiten. Anlage aufbauen, Getränkestände organisieren ... . Ach, und wenn ich mit einer Antwort auf die Frage: "Können wir durch die Bibliothekswand ein paar Löcher bohren?" hätte rechnen müssen (ich hätte diese Frage niemals zu stellen gewagt!), dann wäre diese wohl "Sie sind wohl nicht bei Trost!" gewesen.

Eigentlich brach bis 14.00 Uhr keine Hektik aus, im Gegenteil, da hatten wir doch beinahe schon Leerlaufphasen. Was dann passierte, weiß ich nicht - schließlich durfte ich das Spitzenspiel Preussen gegen Kölner Haie nicht verpassen. Als ich gegen 18.30 Uhr wieder im Fachbereich eintraf, waren die Haie mit 6:4 abgefertigt und der Fachbereich partyreif. Und ab da habe ich nur noch schemenhafte Erinnerungen: eine Wandelhalle, die sich schon bald so füllte, daß man sich kaum noch bewegen konnte; ein Fußboden, der überall klebte; eine Zapfanlage, aus welcher das Bier nur so in Strömen floß, leider zu einem nicht unbeachtlichen Teil auch neben die Becher; ein DJ, dessen Laune immer besser wurde (bis etwa 4.00 Uhr, als er all seine Technik wieder auseinander nehmen durfte); eine Garderobe, an der sich die Leute nur so drängten; eine Pizza, die nach etwa 2 Stunden Wartens gegen Mitternacht bei mir eintraf und sofort verschlungen wurde; Wassertropfen, die von der Decke in die tanzende Menge klatschten; eine deutlich sichtbare Dunstwolke, die aus den wenigen offenen Fenstern nach draußen zog (man hätte glauben können, es brenne); ein Affenfelsen in der Wandelhalle (gibt´s bestimmt ein Foto von); eine Kommilitonin, die sich darüber ereiferte, daß es nur Bier gäbe und dies ja wohl frauenfeindlich sei, weil alle Frauen gezwungen würden, Bier zu trinken (ja, hat sie nicht ganz unrecht, Wein und Sekt wäre nett gewesen, aber GEZWUNGEN, Bier zu trinken, hab´ ich niemanden!) - und dann waren da noch einige interessante Begegnungen mit Leuten, die ich niemals bei einer Juraparty anzutreffen gedacht hätte ...

Ja, und um 4.00 Uhr begann dann die richtige Arbeit. Nachdem auch der letzte Partygast vertrieben worden war (irgendeiner, der Streß macht, bleibt wohl immer übrig) sah die Wandelhalle aus wie ein Schweinestall - und mußte wieder auf Vordermann gebracht werden, schließlich herrscht am Sonntag wieder Betrieb in der Bibliothek. Alle Tische mußten zurück in den zweiten Stock, alle Schränke mußten wieder an ihren Platz - und zwar diesmal nach Nummern geordnet - zumindest die an der Hörsaalwand. Die Anlage mußte abgebaut werden und damit mußten etwa 500 Meter Kabelleitungen wieder von Decke herunter geholt werden. Je mehr es gegen 9.00 Uhr vorrückte, um so mehr mußte man sich motivieren, Kräfte zu wecken, die eigentlich nicht mehr vorhanden waren. Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung regierten.

Bis um 9.00 Uhr waren wir dann auf die Zahl von 8 Leuten zusammengeschrumpft. Nachdem dann die Musikanlage abgeholt, der Fachbereich wieder in seinen Urzustand versetzt und wir endgültig entkräftet waren, ging es Frühstücken - das gehört dazu. Dies zog sich trotz allem noch bis 12.30 Uhr hin (wir mußten anfangs noch auf Lammert warten, der sich als Dreiradfahrer versuchte) und so war es auch kein Wunder, daß ich tatsächlich auf dem Nachhauseweg einmal nicht mitbekam, wie eine Ampel grün wurde, und den ganzen Verkehr aufhielt.

Gegen 13.00 Uhr fiel ich in Tiefschlaf. Und aus diesem wurde ich dann 8 ½ Stunden später geweckt - genau richtig, um mich ein wenig frisch zu machen, diesen Bericht zu schreiben und im Anschluß zu sehen, wie Serena Williams von einer Qualifikantin im Achtelfinale aus dem Turnier katapultiert wird! Weiter so!

Ein herzlicher Dank geht an Florian Schierle, dem wir alle diesen schönen Abend zum größten Teil verdanken und der selbst im Morgengrauen von uns allen wohl noch die meiste Energie besaß ...

René Richardt



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