Die Grabung Sandelzhausen

UND
HASENHIRSCH
 HUNDEBÄR
Rekonstruktion eines Lebensraumes
Einführung
 

Erdgeschichte

Jahrhundert-
Fund

Die Sedimente
 

Tierwelt vor

16 Mio. Jahren
 


Rekonstruktion
eines
Lebensraumes


 Rechtes Hinterbein eines Nashorns, Lartetotherium. Nur durch langfristige systematische Grabungen ist es möglich, zusammengehörige Teile eines Tieres, die auf verschiedenen Planquadraten verstreut liegen, zu finden und zu vollständigen Skelett-Teilen zusammenzusetzen.
 

 

Noch sind die Ausgrabungen in Sandelzhausen längst nicht beendet und viele geologische wie paläontologische Untersuchungen stehen noch aus. Dennoch mag ein Versuch gewagt werden, nach den bisherigen Beobachtungen eine erste Antwort auf die Frage zu geben, wie es zur Zeit des Miozäns vor etwa 16 Millionen Jahren in der Umgebung der Sandelzhausener Fundstelle ausgesehen haben mag, und wie es zur Entstehung einer derartig reichhaltigen und in seiner Fauna vielfältigen Lagerstätte kam. 
 
In der weiten Niederung eines Fluß-Mittellaufs, in dem der Fluß selbst sein eigentliches Bett immer wieder verlegte, kam es durch ständige Sedimentumlagerung und Abdämmung alter Flußschleifen zur Entstehung einer Altwassersenke in unmittelbarer Nähe weiter Überflutungsebenen. Flußläufe und Altwasserseen waren der Lebensraum von Fischen, Schnecken und Ostracoden sowie von Schildkröten, Krokodilen und Bibern. Viele Säugetiere mögen hierher zur Tränke gekommen
sein. Durch hohen Grundwasserstand waren die einzelnen Seebecken, deren Ausmaße in der Größenordnung von einigen oder etlichen hundert Metern gelegen haben mögen, vor dem Austrocknen geschützt. 

Zeitweilig müssen entlang den Ufern Sumpfgürtel bestanden haben. Kleine Nebenflüsse führten feine Tontrübe und Sand herbei, mit ihm auch die Kleinwirbeltierreste, die primär an Fraßplätzen von Raubvögeln durch Gewölle angereichert worden waren, sowie die Schalen der in
Uferregionen lebenden Schnecken. 

Durch schnelle Einbettung als Schutz vor zerstörendem Sauerstoffzutritt blieben die Organismenteile erhalten.In Zeiten hoher Wasserführung, zeitweilig als katastrophale Hochwässer, werden die Kiesbarrieren, welche die Altwasserbecken oder Überflutungsflächen säumten, überspült worden sein. Die stärkere Strömung führte neben gröberen Kiesgeröllen auch Reste - isolierte Gebiß- und Knochenteile oder halb zerfallene Kadaver - größerer Tiere heran, welche im Stromschatten der Kiesriegel infolge abnehmender Transportkraft des Wassers niedersanken. 

Der hohe Anteil an Jungtieren, die beiden Ausgrabungen geborgen werden konnten, mag teilweise seine Ursache ebenfalls in der Mitwirkung von Hochwasserphasen und Überschwemmungen bei der Entstehung der heute vorliegenden Fossilgemeinschaft haben. Zu beiden Seiten der weiten Flußniederung müssen ausgedehnte, mäßig feuchte, lichte Laubwälder mit reichem Unterholz - von einer vielfältigen Tierwelt belebt - bestanden haben, von denen sich, vielleicht auf leicht erhobenen Höhenrücken im Hinterland, kleinere, trockenere Areale mit einer entsprechend angepaßten Tierwelt abgliederten. Auch wenn detaillierte Untersuchungen noch fehlen, deutet schon jetzt alles darauf hin, daß es sich um eine subtropische Tier- und Pflanzenwelt handelte. 

 

 Epilog


Versuch einer Rekonstruktion des ehemaligen Lebensraumes wie er in der Umgebung der Fossilfundstätte ausgesehen haben könnte.
Rechts am Ufer: Krallentiere (Metaschizotherium)
So entsteht aus den Ausgrabungen und Beobachtungen von Paläontologen und Geologen in einer kleinen Kiesgrube das Bild einer wechselhaften, reich gegliederten Landschaft mit mannigfaltiger Tierwelt - fremdartig im Vergleich zur heutigen dieses Raumes: Eine farbige Momentaufnahme aus der langen, vielgestaltigen und lehrreichen Geschichte der Erde.
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