Nach langer Funkstille aufgrund von Elternzeit und voller Auslastung im neuen Job endlich mal wieder ein Eintrag hier im Blog – und der Anlass ist auch noch ein außerordentlich guter: Die Organisation des alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) hat meinen Antrag auf eine sogenannte Ad-hoc Gruppe nicht nur angenommen, sonder aufgrund der professionspolitischen Bedeutung zu einer Sonderveranstaltung befördert. Deshalb wird das Folgende nun vor und mit hoffentlich großem Publikum diskutiert werden können:
Nachwuchs in der Krise
In dieser Veranstaltung soll das Motto des diesjährigen Kongresses nach innen gewendet werden. Seit einigen Jahren zeichnet sich für den soziologischen Nachwuchs bzw. für Juniorpositionen ein immer deutlicheres Bild ab, in dem sich sichere Zukunftsperspektiven innerhalb der Universität gleichsam nicht erkennen lassen. Dies soll hier zum Anlass genommen werden, um aus Perspektive von angehenden Soziologinnen und Soziologen die eigene Rolle in der Universität zu diskutieren.
Die Diskussion schließt insbesondere an fachliche und berufsperspektivische Diskussionen an, die im Rahmen des Nachwuchsnetzwerks Stadt–Raum–Architektur und bei verschiedenen, von unterschiedlichen Graduiertenkollegs organisierten Tagungen stattgefunden haben. Im Rahmen dieser Diskussionen hat sich folgendes Bild ergeben:
Mag die Phase der Dissertation selbst noch über Stipendien oder Stellen im sogenannten Mittelbau einigermaßen abgesichert sein, so wird nach Abschluss der eigentlichen Qualifikationsphase jedwede Sicherheit langfristig entzogen und es gibt praktisch keinerlei Möglichkeit der eigenen Einflussnahme oder Steuerung. Dies wirkt sich auf alle Aspekte der Lebens und Arbeitens derjenigen aus, die den Versuch unternehmen, eine fachliche Karriere innerhalb der Universität zu verfolgen. Resultat dieser Prozesse sind eine zunehmende Verunsicherung bis hinauf in die Junior- und Vertretungsprofessur, Abwanderung in andere Berufe, sowie psychische und soziale Belastungen mit Konsequenzen für Forschung und Lehre.
Themen:
- Entwicklung des Stellenmarkts generell
- Arbeitsdruck in der (verlängerten) Qualifikationsphase
- Befristung von Stellen (inkl. mangelnder Tenure Track in der Juniorprofessur)
- Lehrstuhlsystem und Teilhabe von Juniorforschern in Entscheidungsprozessen (Forschungsförderung, Stellenbesetzung, Organisation von Session bei DGS Tagungen etc.)
- Migration und Vergleich mit der Situation in anderen Ländern
Beitragende:
Im Rahmen der Veranstaltung soll die derzeitige, deutlich krisenhafte Lage von Beitragenden aus unterschiedlichen Positionen gemeinsam diskutiert werden. Folgende Gruppen werden repräsentiert:
- Promovierende (Nina-Sophie Fritsch, Universität Wien)
- Promovierte (Michael Frey, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
- Juniorprofessur (Sybille Frank, Technische Universität Berlin)
- Emigrierte (Lars Frers, Telemark University College)
- Gewerkschaft (Thomas Schömann, GEW)
Format:
Die Veranstaltung soll der gemeinsamen Diskussion und des Austauschs dienen. Deshalb beschränken sich die eingeladenen Beitragenden auf kurze Impulsreferate von fünf bis sieben Minuten Dauer. Danach soll mit dem Publikum gemeinsam diskutiert werden. Die Diskussion wird parallel via Twitter begleitet, so dass Rückmeldung aus dem Publikum direkt in die Diskussion eingetragen werden kann. Sofern die Diskussion sich in eine entsprechende Richtung bewegt, werden Arbeitsgruppen gegründet, um beispielsweise Statements an den Vorstand der DGS und/oder an die Presse zu verfassen und weitere Perspektiven zu diskutieren, die eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Problem auch nach der Tagung ermöglichen.
Das Ganze wird Freitag den 10. Oktober von 9 bis 11:30 Uhr auf dem Kongress in Trier stattfinden. Je mehr Leute zur Veranstaltung kommen und sich beteiligen, desto mehr Gewicht hat die Veranstaltung und die möglicherweise daraus hervorgehenden Initiativen. Also: kräftig die Werbetrommel rühren und dafür sorgen, dass niemand am Freitag vor 12 Uhr abreist!
Tags: conference, junior researcher, sociology, work