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[Kurz vor Weihnachten starb FU Gründungsstudent Horst Rögner-Francke]

von Felicitas von Aretin

„Wenn Sie einmal mit ihm verabredet sind, lieber Kommilitone, warten Sie geduldig, selbst wenn es Stunden dauert. Sein Lächeln beim Eintritt wird Sie versöhnen. Selbst wenn Sie den Eindruck haben, dass er auf Ihr Anliegen nicht eingeht, so werden Sie wenigstens 'staatspolitische Einsichten' gewinnen, die ihre kleinen Sorge gegenstandslos machen“, charakterisierte die „Deutsche Studentenzeitung“ Horst Rögner-Francke, den ersten Vertreter der Studentenschaft der Freien Universität. Alte Fotos zeigen ihn stets adrett mit Krawatte, Hornbrille und Seitenscheitel, sei es, ob er Bundespräsident Theodor Heuss mit staatsmännischen Schritten entgegen eilt, vatermännisch sein Kind wickelt oder fachmännisch eine Rede hält. Sein Ruf: „Ab sofort fröhliche Stimmung!“ wird geflügeltes Wort. Fast mag man dem seriös Wirkenden nicht abnehmen, dass er 1948 an der Freien Universität als Student der Zahnmedizin eingeschrieben war. Wie vielen seiner Generation warf Hitlers Krieg die Lebensplanung durcheinander. Auf das Abitur 1938 in Berlin folgten Arbeitsdienst und Wehrmacht. „Die langen, ereignisreichen Jahre (...) kosteten mich wohl die vielleicht kostbarsten Jahre meines Lebens“, heißt es in einem handgeschriebenen Lebenslauf. Der Krieg führte ihn nach Frankreich, Polen und auf den Balkan. Vor Leningrad schwer verwundet, verbrachte er fast zwei Jahre im Lazarett und arbeitete frontuntauglich im Sanitätsdienst. Sein Onkel, ein Zahnarzt, hatte schon früh das Interesse an Zahnmedizin geweckt. Noch in der Schulzeit hatte Rögner-Francke eine Ausbildung zum „Dentisten-Praktikanten“ abgeschlossen. Nach 1945 immatrikulierte sich der Kriegsheimkehrer an der Berliner Universität für Zahnheilkunde. Im gleichen Jahr wählten ihn die Zahnmediziner zum Fachschaftsleiter in der Studentischen Arbeitsgemeinschaft, 1947 wird er Pressereferent des ersten Studentenrates, 1948 stellvertretender Vorsitzender des zweiten. Die kommunistische Einflußnahme auf Forschung und Lehre kann der Frankophile nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. „Als ich nicht mehr glaubte, die Interessen der Studentenschaft wirksam vertreten zu können, legte ich das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Studentenrates nieder“, erzählt der Lebenslauf. Ein Foto zeigt, wie er mit ernster Miene gegen die Zwangsexmatrikulation der drei Studenten Hess, Schwarz und Stolz 1948 protestierte.

„Die oft tragischen Erlebnisse im Felde, im Lazarett und die nahe Berührung mit dem Tode, ließen mich innerlich reifen (...)“, schrieb er. Unabhängig studieren zu können, wurde für Rögner-Francke zur Herzenssache. Schon im Juni 1948 engagiert er sich als Mitglied des studentischen Vorbereitungsauschusses für die Gründung der Freien Universität. „Tragen Sie Sorge dafür, dass die Mühe dieser Gründung nicht vergeblich war, dass der Gründungsgeist nicht verwässert wird und auch den kommenden Generationen erhalten bleibe (...)“, hatte der spätere erste AStA-Vorsitzende Rögner-Francke in seiner Rede während der Gründungsfeier der Freien Universität am 4. Dezember 1948 seinen Kommilitonen zugerufen.

Rögner-Franckes Einsatz für die Freie Universität macht ihn weit über Berlin hinaus bekannt. Schon 1950 wählte ihn der Verband der Deutschen Studenten zum Vorsitzenden. Höhepunkt seiner zweijährigen Tätigkeit wurde die Tagung des Vereins an der Freien Universität, bei der sich die Mitglieder für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aussprachen.

Längst ist die politische Tätigkeit Passion geworden. Bis in die achtziger Jahre arbeitet Rögner-Francke für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Berlin, hält Vorträge für verschiedene Zeitschriften. Außerdem ist er langjähriges Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Deutschlandforschung. 1984 heftet Staatssekretär Peter Lorenz dem 65-jährigen das Bundesverdienstkreuz erster Klasse ans Rever.

Entspannt hat sich Rögner-Francke im Kreis seiner Familie, in seinem Lichterfelder Garten und nicht zuletzt beim Sport – über fünfzehn Goldene Sportabzeichen des Deutschen Sportbundes hat sich Rögner-Francke bis in das hohe Alter erkämpft.

 
 
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