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[Studierende der Bioinformatik ziehen nach dem ersten Semester Bilanz]

Facvon Cornelia Dippel
Felicitas von Aretin

In Kürze ist das erste Semester Bioinformatik zu Ende. 75 Studierende wurden erstmals für den Bachelor- und Masterstudiengang Bioinformatik zugelassen. Darunter auch Benjamin Georgi, Christine Gräfe, Philip Groth und Sven Kiesewetter. Natürlich habe es zu Anfang einige organisatorische Schwierigkeiten gegeben. Doch das seien wohl eher Kinderkrankheiten gewesen, konstatieren die vier einhellig. „Einige Sachen waren allerdings nicht überlegt, da hatte man schon das Gefühl, dass der Studiengang in aller Eile eingerichtet wurde“, berichtet Christine.

Tatsächlich hatte die Freie Universität in der Rekordzeit von einem Dreivierteljahr bundesweit den ersten Bachelor- und Masterstudiengang Bioinformatik gestartet und damit auf den steigenden Bedarf an interdisziplinär arbeitenden Spezialisten für Biotechnologie reagiert. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass in der Biotechnologie-Branche in ein, zwei Jahren Personalnotstand herrschen wird. Nach der jüngsten Prognose von Bundesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaft wird sich die Zahl der hier Beschäftigten in den nächsten zehn Jahren verfünffachen. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms, die Erforschung der Funktionsweise des Gehirns oder auch die Entwicklung neuer Medikamente gegen Krankheiten wie beispielsweise Alzheimer – keines dieser Gebiete kommt heute ohne die Informatik aus. Die in diesen Forschungsbereichen anfallenden Datenmengen sind nur mit Hilfe der Informatik zu bewältigen.
In dem neuen Studiengang werden deshalb nicht nur Kenntnisse der Informatik und Mathematik vermittelt, Unterricht in Chemie und Biochemie, Molekularbiologie und Genetik steht ebenfalls im Lehrplan. Gerade die spannende Kombination von Informatik und Biologie war für viele Studienanfänger der ausschlaggebende Grund, dieses Fach zu belegen. So auch für Benjamin und Philip. Die Zukunftschancen der Absolventen waren bei der Entscheidung für die Bioinformatik für Philip dagegen eher nebensächlich. „Wer weiß schon, ob die Bioinformatik in der heutigen schnelllebigen Zeit in fünf Jahren noch aktuell ist“, sagt Philip, der zuvor bereits zwei Semester Informatik studiert hat. Für Christine war die Frage der Internationalität des Studienabschlusses wichtig, da sie irgendwann ins Ausland gehen möchte, Sven dagegen ist die Fachrichtung wichtiger, „ein Diplomabschluss wäre aber auch gegangen“.

An dem neuen interdisziplinären Studiengang ist neben den beteiligten Fachbereichen Informatik/Mathematik, Humanmedizin und Biologie/Chemie/Pharmazie auch das „Netzwerk Bioinformatik und Theoretische Biologie in Berlin“ beteiligt. Durch die Angliederung der Bioinformatik an die verschiedenen Fachbereiche fühlen sich die Studenten allerdings nirgends richtig zugehörig. „Wir sind 60 Leute, die sich einfach irgendwo dazu setzen“, erklärt Sven die Situation in einigen Veranstaltungen.

Bei einem Teil der Schwierigkeiten handele es sich um typische Anfangsprobleme, meint Prof. Dr. Christof Schütte, der aber auch mangelnde finanzielle Mittel und die bisweilen fehlende Abstimmung zwischen den beteiligten Fachbereichen als Ursache ausmacht. Damit die Studierenden sich im ersten Semester mit ihren Schwierigkeiten nicht zu alleine fühlen, helfen studentische Studienberater, die häufig vorkommende Probleme mit Christof Schütte besprechen.

Der Bachelor-Studienplan ist auf sechs Semester angelegt. Die Veranstaltungen des Studienganges sind in zwölf Module unterteilt, damit soll die Anrechnung schon erbrachter Leistungen aus anderen Studienfächern erleichtert werden. Die Leistungen der Studierenden werden nicht in einer Abschlussprüfung, sondern studienbegleitend über Leistungspunkte (Creditpoints) beurteilt, damit die Vergleichbarkeit und der Austausch international gewährleistet ist. „Manche Dozenten mussten sich an die studienbegleitenden Prüfungen erst gewöhnen“, erzählt Schütte.

Dank des Leistungspunktesystems können Studierende der Bioinformatik ohne größere Probleme ins Ausland wechseln, zudem wird ein Studium der Bioinformatik an der Freien Universität für ausländische Studierende noch attraktiver. Am Ende des Bachelor-Studiums steht eine kürzere Abschlussarbeit. Außerdem muss ein achtwöchiges Berufspraktikum absolviert werden, dass die Möglichkeit bietet, den potientiellen Arbeitgeber im Berufsalltag kennenzulernen. Wer seine Kenntnisse weiter vertiefen möchte und die geeigneten Voraussetzungen mitbringt, kann sich für ein anderthalbjähriges Masterstudium einschreiben.

„In der Molekularbiologie wird unsere Anwesenheit über ausliegende Listen kontrolliert und am Ende der Vorlesungen werden Klausuren geschrieben“, erläutert Christine das System der studienbegleitenden Beurteilung.

Eine Klausur mal eben um ein oder zwei Semester zu verschieben, sei dadurch nicht mehr so einfach, dafür sei das Studium zu strukturiert. Traurig sind die vier angehenden Bioinformatiker deswegen aber nicht, ihnen macht das Studium, auch trotz der Anfangsschwierigkeiten, viel Spaß. Und schließlich gelten ihre Berufsaussichten in drei Jahren als exzellent.

 
 
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