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Neu an der FU

Die Literaturwissenschaftlerin Johanna Bossinade - Im Anfang war das Wort

Johanna Bossinade

Foto: von Richthofen

Bossinade

Es ist das Wort, worauf es Johanna Bossinade ankommt. "Denn die Bedeutung des Wortes wird von Schriftstellern verändert", so ihre These. "So können sie Einfluss nehmen und in den können historischen Prozess eingreifen".

Johanna Bossinade ist nicht wirklich ganz neu an der FU. Von 1990 bis 1994 hatte sie eine Teilprofessur auf Zeit am früheren Fachbereich Germanistik. Ihr Forschungsschwerpunkt war damals – ähnlich wie heute – die "Frau im literarischen Prozess". Nach Aufenthalten an anderen Universitäten zog es sie zurück nach Berlin: "Hier gibt es eine gute Diskussionskultur" sagt sie.

In einer Welt, die von so genannten modernen Medien wie Fernsehen, Internet und allem, was elektronisch ist, beherrscht wird, sucht Bossinade nach dem Einzigartigen in der Literatur: "Das Besondere ist die Sprachkunst. Sie unterscheidet die Literatur von allen anderen Medien". Wenn Johanna Bossinade Sprachkunst sagt, meint sie nicht aus dem Zusammenhang gerissene Sprachkunst, die für sich selbst lebt. Vielmehr hat Sprache für sie eine verändernde Kraft. "Die Literatur ist ein kulturelles Gedächtnis, an dem sich historische Prozesse ablesen und thematisieren lassen". Hier schlägt sie die Brücke zur "Frau in der Literatur". Ingeborg Bachmann hat es ihr besonders angetan; in ihrer Literaturstudie "Kranke Welt" analysiert Bossinade, wie die Autorin Sprache kreativ und bewusst einsetzt und welchen Einfluss ihr Schaffen auf die Hermeneutik hat. Im nächsten Sommersemester wird es ein Seminar dazu geben.

Die Betonung der weiblichen Rolle ist bei ihr in die literarische Forschung integriert, ist nicht für sich alleine Thema. So will sie sich auch in den Rahmen der aktuellen "Gender Studies" eingeordnet sehen, in denen die Position beider Geschlechter in der Literatur gleichermaßen thematisiert wird. Die Wechselbeziehung zwischen Frauen- und Männerbildern in der Literatur hält sie für eine "fruchtbare Fragestellung". "Wir müssen weg von den geschlechtlichen Monokulturen", eine Ansicht, die sie im Laufe ihrer zukünftigen Tätigkeit an der FU mit mehr Nachdruck betonen will.
In der Lehre lege sie viel Wert auf Dialog, sagt sie, nur im Gespräch könne jeder aus den Veranstaltungen profitieren.

Bis Herbst 1999 war Johanna Bossinade noch Privatdozentin. Seit letztem Wintersemester teilt sie sich eine Professur mit einer Kollegin. Ihr Arbeitsverhältnis ist auf zwei Jahre befristet. Sie ist zufrieden mit dieser Regelung. "Eigentlich ist das ein sinnvolles Modell", meint sie, nur finanziell müsse es attraktiver gestaltet werden. Doch die Teilzeitprofessur verschafft ihr die Möglichkeit, sich intensiver ihrer Forschung zu widmen.

Dietrich von Richthofen

Zur Person

Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen Literaturwissenschaft in Utrecht und Köln

1984 Promotion

1993 Habilitation

1990-1994 Zeitprofessur an der FU Berlin, Themenschwerpunkt "Stellung der Frau im literarischen Prozess"

1995-1997 Vertretungsprofessur in Hamburg

Theoretische und praktische Arbeit mit Psychoanalyse

Seit Wintersemester 1999/2000 Teilprofessur für Neuere deutsche Literatur an der FU

Arbeitsschwerpunkte: Frau im literarischen Prozess, Autobiografie, Poetologie

Ab Sommer 2000 für 2 Jahre wissenschaftliche Leiterin der ZE zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung

Seminare im Wintersemester 2000/ 2001: Autobiografik von Autorinnen um 1900, Poetik der Romantik.

 
 
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