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FU-N 1-2/2000
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Neu an der FU
Der Veterinärmediziner Reinhard Fries

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Neu an der FU: Der Veterinärmediziner Reinhard Fries
Im Stall und auf der Rennbahn

VON CLAUDIA KURRECK

"Wenn das mit dem Umzug und dem Umbau des Instituts doch bald ein Ende hätte," stöhnt Reinhard Fries zwischen unzähligen Stapeln von Umzugskisten. Seit dem 1. Januar ist der Veterinärmediziner Professor am Institut für Fleischhygiene und -technologie der Freien Universität. Noch scheint das Chaos im Leben des Neu-Berliners die Oberhand zu besitzen, aber eine Schonfrist gibt es für ihn nicht. Fries hält bereits Vorlesungen an der FU und bis zum Semesterende auch an der Universität in Bonn. Dort war er bis zu seinem Wechsel nach Berlin sieben Jahre Professor am Institut für Anatomie, Physiologie und Hygiene der Haustiere. Der Umzug ist noch nicht abgeschlossen und um eine Wohnung muss er sich auch noch kümmern. Doch trotz des vielen Pendelns und Organisierens ist Fries optimistisch. "Ich bin hier im Institut sehr gut aufgenommen worden", mit der direkten Art der Berliner kommt er gut zurecht.

Reinhard Fries wurde 1950 in Mönchengladbach geboren und wuchs in Duisburg auf. Sein Weg führte ihn dann nach Hannover, wo er im Fach Veterinärmedizin promovierte und 1988 auch habilitierte. 1993 bekam er schließlich einen Ruf als C3-Professor an die Universität in Bonn.

Nach Berlin ist Fries gekommen, weil es hier das einzige Institut für Fleischhygiene in Deutschland gibt und die Möglichkeiten für ihn einfach besser sind. Sein Arbeitsgebiet sieht er im Bereich Public Health und erklärt es so: "Wir wollen die Bevölkerung davor bewahren, durch den Verzehr von Fleisch krank zu werden." In Deutschland bestehen Risiken insbesondere dadurch, dass pathogene Mikroorganismen, wie etwa Salmonellen, durch Fleisch auf den Menschen übertragen werden können – diese sind möglicherweise antibiotikaresistent. Um Erkrankungen der Konsumenten zu vermeiden, entwickelt seine Arbeitsgruppe Modelle, die die Schwachstellen im System der Fleischherstellung aufzeigen sollen. Daher werden Datensysteme über die Viehbestände, Krankheiten und Ergebnisse der Schlachtuntersuchungen zusammengestellt. Denn "es wird höchste Zeit, dass das alte System, das schon 100 Jahre alt ist, erneuert wird", so Fries. Wünschenswert wäre ein globales, einheitliches System. Doch das ist schwierig, denn in Afrika und Indien treten andere Krankheiten auf als in Deutschland.

Schwerpunkte von Fries' Arbeit sind Schweine und Geflügel, vor allem Haltungs- und Gewinnungstechniken mit ihren mikrobiologisch-hygienischen Auswirkungen, auch hinsichtlich des Tierschutzes. Grundsätzlich begrüßt er die Freilandhaltung, doch er warnt vor Gefahren, die oft verkannt werden. Was passiert mit einem Schwein, das eine kranke Ratte oder Maus frisst oder mit Salmonellen behafteten Wildtieren in Berührung kommt? Hier hilft Prävention. "Für uns ist es wichtig, in die Betriebe hinein zu gehen", betont der Veterinärmediziner. "Aber die Leute müssen auch mitmachen. Denn ohne ihre Mitarbeit kann es keine Hygiene geben". Aber Hygiene dürfe keine bloße Übung in Disziplin sein, sondern ein wichtiges Ziel.

Auch Fries‘ ungewöhnliches Hobby hat etwas mit Tieren zu tun: Er hat sich dem Galopprennsport verschrieben. Mit seiner Amateurreiterlizenz hofft er, auch im Berliner Hoppegarten seiner Leidenschaft nachgehen zu können. "Meine Frau, die selbst als Tierärztin praktiziert, ist seit 40 Jahren im Galopprennsport tätig und hat sogar eine Trainerlizenz." Da ist der Funke eines Tages auch auf ihn übergesprungen. Seine beiden Söhne jedoch "gehen lieber ihre eigenen Wege". Bei Fries‘ Hobby spielt natürlich das Gewicht eine Rolle: "Ich habe gelernt, innerhalb kürzester Zeit fünf Kilo abzuhungern", erzählt er stolz.

Und was wünscht sich der neue FU-Professor für die Zukunft? "Vor allem wünsche ich mir eine gute Zusammenarbeit und den Dialog mit allen veterinärmedizinischen Instituten, die über ganz Berlin verstreut sind." Denn das ist für eine erfolgreiche Arbeit unbedingt erforderlich. Und: "Der Umbau des Fleischhygiene-Instituts soll möglichst schnell über die Bühne gehen, so dass wir am Ende des Jahres uneingeschränkt arbeiten können." Aber Reinhard Fries sieht dem allem gelassen entgegen. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er sich an der Freien Universität und in der Stadt gut einleben wird.

Kontakt:

Fachbereich Veterinärmedizin
Institut für Fleichhygiene und -technologie

Brümmerstraße 30
14195 Berlin

Tel: 838 5 2790
Fax: 838 5 2792

und weitere vier Standorte (vgl. Vorlesungsverzeichnis S. 233)

Foto: Dahl