Intro

"Ein Garten ist etwas, woraus man nur hat vertrieben werden können, denn wie sonst hätte man ihn je verlassen? Ein Garten ist das, was "jenseits" unser harrt, Paradies, Elysium, Hesperiden." (Rudolf Borchardt)


Was ist ein Garten?


(Eine Themenübersicht finden Sie unten)
 

Wir wissen von chinesischen, japanischen, indischen, ägyptischen, syrischen und persischen Gärten. Alle waren sie Paradiese, eingefriedete Orte, als Abbild des Kosmos heilige Räume unter freiem Himmel.
Unsere Mythen vom Paradies gründen in den Gärten der persischen Achämenidenzeit (522-330 v. Chr.) Die Perser nannten ihre umfriedeten Gärten pairi-dae.
Es waren ausgedehnte, mit Blumen bepflanzte Gehege, die - gegliedert durch zwei Achsen in vier Abschnitte - Abbild des Universums und der vier Himmelsrichtungen waren.
Ein Garten ist etwas, mit dem man Heimweh besiegen kann. Der Babylonier Nebukadnezar II. ließ vor zweieinhalb Jahrtausenden für seine Frau terrassenförmige Gärten anlegen, die sie an die Hügel ihrer medischen Heimat erinnern sollten: die Hängenden Gärten der Semiramis.

Wie der Übersichtsplan aus dem Jahre 1909 zeigt, wurde der Dahlemer Garten als Landschaftspark angelegt. Der Grundriß ist im großen und ganzen bis heute erhalten. Das im Krieg zerstörte System der krautigen Pflanzen (unten links) wurde danach geometrisch angelegt.
Ein Garten ist ein heiliger Hain. In Griechenland waren es die Parks bei den Akademien und Gymnasien. Erst in hellenistischer Zeit entstand eine Gartenkultur unter orientalischem Einfluß Neue Pflanzen kamen in die Gärten: Mandel, Kirsche, Krokus, Veilchen.
Ein Garten ist ein Gartenhof in Rom, ein Villengarten, angelegt in Beziehung zu den ländlichen Gegebenheiten, sei es eine Hanglage, eine Quelle oder der Blick aufs Meer.
Ein Garten ist das, was Karl der Große anzubauen befiehlt in seinem berühmten Capitulare de villis, Heilpflanzen und Küchenpflanzen in erster Linie, Blumen für den Altar. Mönche und Priester hatten die Pflanzen des Südens in den Norden gebracht. "Lilie, Rose, Nelke, Levkoje und Goldlack und Liebstock, Basilikum und Rosmarin und Salbei der Mittelmeerländer gehen durch den Klostergarten und den Kirchenschmuck ins deutsche Gemüt." (Borchardt)
Im Mittelalter ist ein Garten geometrisch, regelmäßig, begrenzt, bei Burg und Kloster.
Ein Garten ist ein Kunstwerk, doch so verstanden erst seit der italienischen Renaissance, in enger Beziehung zu Architektur und bildender Kunst mit großer Perspektive und meist mit zentraler Mittelachse. So auch im französischen Barock, wo sich die Anlage des Gartens mit seinen ordentlich gestutzten Pflanzen dem Betrachter nur von oben erschließt, aus der Bel Etage des Schlosses, dessen Erweiterung der Garten ist.
Ein Garten ist eine politische Aussage wie die von Alexander Pope 1711 im ,,Essay on Criticism": ,,Die Natur - wie die politische Freiheit - wird eingeschränkt durch dieselben Gesetze, die zuerst sie selbst erlassen hat." Die Formel: Gestutze Natur = Französischer Absolutismus - Unberührte Natur = Politische Freiheit in England wird etabliert und gern gebraucht in einer Zeit, als England sich anschickte, von Frankreich die Führungsrolle in Europa zu übernehmen. Der englische Landschaftsgarten ist ein Bild der Freiheit, das seinen Sinn in einzelnen Ansichten preisgibt, nicht mehr von oben.
Ein Garten ist ein Volkspark, ein "Humboldthain", ein "Kreuzbergpark", ein "Tiergarten", ein Schrebergarten am Stadtrand. Ein Garten ist "das Paradies, und sei es am Fenster des sechsten Stocks im Hinterhause". (Borchardt)
Ein Garten ist ein botanischer Garten. In China, in Ägypten, in Indien und Babylonien. In der Antike wurden Pflanzen zu botanischen Studien in Privatgärten gezogen. Im christlichen Mittelalter ist botanisch-wissenschaftliches Interesse das an Heil- und Nutzpflanzen. Die Renaissance bringt die Gründung zahlreicher botanischer Gärten in Europa, private und öffentliche - das war neu - der erste 1545 in Padua.
Berlin folgt erst 1679. Der Umzug des Berliner Botanischen Gartens nach Dahlem Anfang dieses Jahrhunderts brachte einen der größten und schönsten Gärten seiner Art und eine der bedeutendsten botanischen Forschungseinrichtungen hervor.
Auf den folgenden Seiten werfen die Angehörigen der Zentraleinrichtung Botanischer Garten und Botanisches Museum (BGBM) der Freien Universität Berlin einen Blick hinter die Kulissen.

Die weiteren Themen:

  • Was ist Botanik?
  • Die Pflanze im Buch
  • Humboldts Tomate
  • Forschen für die Vielfalt
  • Der modellhafte Charakter der Pflanze
  • Die Pflanze und der Ingenieur
  • Die Pilzberatung im BGBM: giftig oder nicht giftig?
  • BGBM kurz und knapp


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