Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat bekannt gegeben, dass sie zwölf neue Klinische Forschergruppen einrichten und mit finanzieren wird. Die Berliner Hochschulmedizin ist dabei überproportional vertreten: Zwei Forschergruppen gingen alleine an
den Fachbereich Humanmedizin der Freien Universität, Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF).
Die Forschergruppe Molekulare Mechanismen der Opioidanalgesie bei Entzündungsschmerz (Sprecher: Prof. Dr. Christoph Stein, Anaesthesiologie und Operative Intensivmedizin) beschäftigt sich mit der Behandlung starker Schmerzen, z.B. im Zusammenhang mit Operationen sowie Krebserkrankungen. Inhalt des Forschungsprogramms ist es, die Angriffspunkte Morphin-ähnlicher Substanzen (Opioide) außerhalb des zentralen Nervensystems weiter zu untersuchen. Bisher wurden zentral wirksame Opioide mit teilweise begrenzter Wirksamkeit und schwerwiegenden Nebenwirkungen eingesetzt. Ziel ist es unter anderem, lokal wirksame Opioide ohne diese ungünstigen Effekte zu entwickeln. Außerdem werden die Beteiligung des Immunsystems und gentherapeutische Ansätze zur Schmerzkontrolle untersucht (Abb. 1).
Infektiöse Durchfallerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die Forschergruppe Immunpathogenese und Interventionsstrategien bei mukosalen Infektionen (Sprecher: Prof. Dr. Martin Zeitz, Gastroenterologie/Infektiologie/Rheumatologie) möchte deshalb ein besseres Verständnis von der lokalen Immunabwehr im Darm erlangen und gezieltere Behandlungsstrategien entwickeln. Es geht hierbei ferner um neue Impfmethoden, die zu einem Schutz vor Magen-Darm-Infektionen führen sollen. Die Gruppe beschäftigt sich darüber hinaus mit Darminfektionen bei immungeschwächten Patienten, z.B. AIDS-Patienten, Knochenmark-transplantierten Patienten (Abb. 2). Neben den Forschern aus dem UKBF sind auch Arbeitsgruppen aus dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und aus der Humboldt-Universität beteiligt.
Im Mai 2000 hat die DFG ein Programm Klinische Forschergruppen aufgelegt. Damit sollen besonders ausgewiesene Wissenschaftler-Gruppen gefördert werden. Die DFG-Mittel sind daran gekoppelt, dass die entsprechende Hochschule eine Forschungsprofessur einrichtet. Neu ist, dass sich der geförderte medizinische Fachbereich verpflichten muss, sich über die Laufzeit von sechs Jahren mit 50% an der Förderung der Klinischen Forschergruppe zu beteiligen. Ferner muss die enge Kooperation zwischen Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern sichergestellt sein. An der Ausschreibung haben 58 Arbeitsgruppen teilgenommen. Hintergrund der Initiative der DFG war eine im Mai 1999 vorgelegte Analyse. So hatten der Wissenschaftsrat und andere Spitzenorganisationen die klinische Forschung in Deutschland als Problemkind bezeichnet. Es wurde kritisiert, dass Ärzte mit der Krankenversorgung mehr als ausgelastet seien und keine vergleichbaren Freiräume für die Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen wie ihre Kollegen in der Grundlagenforschung haben sowie, dass klinische Forschung an deutschen Universitäten oft nicht dem medizinischen Fortschritt, sondern eher der beruflichen Qualifikation dient. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1999 eine Denkschrift zur klinischen Forschung vorgelegt:
www.dfg.de/aktuell/download/klinische-forschung.html