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Neu an der FU: der Radiochemiker Ulrich Abram
Keine Angst vor Radioaktivität

Technetium ist der Stoff, in dem die Zukunft liegt – zumindest für Ulrich Abram. Seit Februar dieses Jahres ist er Professor für Radiochemie an der Freien Universität. Der 1957 in Thüringen geborene Wissenschaftler tritt die Nachfolge von Professor Günter Marx am Institut für Chemie (Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie) an. Abrams Forschungsschwerpunkt ist die Synthese und Strukturanalyse nuklearmedizinisch relevanter Metallkomplexe wie Technetium, Rhenium, Indium und Gallium. "Mit Hilfe dieser Metallkomplexe können Organe wie beispielsweise das Gehirn grafisch dargestellt werden", bexrichtet Abram. So ist es möglich – etwa bei einem Schlaganfallpatienten – die mangelhaft durchbluteten Regionen im Gehirn auf einem farbigen röntgen-ähnlichen Bild sofort zu erkennen und den Patienten dementsprechend medizinisch zu versorgen. "Der große Vorteil bei der Gabe eines Technetium-Komplexes besteht darin, dass die sonst übliche Strahlenbelastung des Patienten gesenkt werden kann und man nur vergleichsweise geringe Dosen verabreichen muss; das Technetium wird innerhalb weniger Stunden vom Körper wieder ausgeschieden", erklärt Abram. In seiner neuen Arbeitsgruppe in der Anorganischen Chemie sollen nun die Kenntnisse zur Grundlage dieser Methode, der Chemie des Technetiums, erweitert und verbessert werden. Die synthetisierten Verbindungen sollen strukturell charakterisiert und das Verhalten der radioaktiven Elemente in biologischen und ökologischen Systemen untersucht werden.

Der wissenschaftliche Werdegang des neuen Radiochemieprofessors verlief geradlinig und erfolgreich. Nach Studium und Promotion in Leipzig habilitierte er 1990 auf dem Gebiet der Struktur- und Festkörperuntersuchungen an Technetiumkomplexen. Nach Forschungsaufenhalten in Marburg und Essex ging er als Heisenberg-Stipendiat fünf Jahre an die Universität Tübingen, wo er 1997 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde. Vor seiner Berufung an die FU war er drei Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum Rossendorf in Dresden. Für seine erfolgreichen Arbeiten erhielt Abram den Friedrich-Wöhler-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker und einen japanischen Symposium Award. Seinen wissenschaftlichen Weg "pflasterte" er mit rund 200 Publikationen in nationalen und internationalen Fachzeitschriften.

Von Berlin weiß Abram bisher noch nicht viel. "Ich kenne die Stadt nur als Tourist und von Tagungen." Doch er ist davon überzeugt, dass sich das bald ändern wird. Seine Familie war von dem bevorstehenden Umzug ganz begeistert. Besonders seine 11 und 16 Jahre alten Kinder sind Feuer und Flamme. Abram selbst freut sich auf die vielen klassischen Konzerte, die in Berlin geboten werden.

Abram zweifelt nicht daran, seine wissenschaftlich neugesteckten Ziele erreichen zu können: "In der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, habe ich Unterstützung von allen Seiten erhalten, insbesondere vom Fachbereich. Von dem Klima bin ich wirklich angenehm überrascht." Der Neu-Berliner freut sich über die sehr guten Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten an der FU und über die wieder ge-stiegenen Studentenzahlen in der Chemie. "Der Arbeitsmarkt hat sich in diesem Bereich deutlich entspannt, die Berufsaussichten für Chemiker haben sich wesentlich verbessert", sagt Abram. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Assistentenstellen gestrichen worden; dadurch entstehen zurzeit Betreuungsengpässe in den Praktika.

Aber nicht nur die reine Forschung im Labor ist Ulrich Abram wichtig. Er möchte sich auch außerhalb der Universität engagieren. Kenntnisse über das heikle Thema Radioaktivität zu vermitteln und den Menschen die Angst davor zu nehmen, ist ihm ein vorrangiges Anliegen. Hier sieht er einen großen Handlungsbedarf. Abram hält Vorträge in der Ausbildungsanstalt des Lette-Vereins, wo u.a. Assistenten für chemische und biologische Laboratorien und Radiologieassistenten ausgebildet werden. Zusätzlich bietet er eine Reihe von Strahlenschutzkursen an. Und was wünscht sich der neue FU-Professor für die Zukunft? "Vor allem eine gute Truppe, die überall mitzieht."

Claudia Kurreck