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Elisabeth Wunderl?

Elisabeth Wunderl ist nicht leicht zu finden. Durch Heinzelmännchen-Trubel hindurch müssen ihre Besucher die richtige Tür finden, die irgendwo links abgeht und zum Obergeschoss führt. Weiter geht es einen Gang entlang. Dann endlich: die richtige Tür hat auch eine Aufschrift in Braille-Schrift. Elisabeth Wunderls Besucher sind blinde und stark sehbehinderte Studierende der Freien Universität. Zu ihr kommen sie, wenn es darum geht, Lehrmaterial zu "übersetzen", mit Dozenten zu sprechen, die z. B. ihren Unterricht zu stark visualisieren, oder sie durch den unsichtbaren Dschungel Universität zu führen. Es sind Studierende mit "zusätzlichen Bedürfnissen" – Elisabeth Wunderl legt Wert auf diese Formulierung –, für die sie seit 1989 in der "Servicestelle für blinde und sehbehinderte Studierende" an der FU arbeitet. "Der Bedarf ist riesig", sagt sie, denn diese Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich, selbst bei einer so homogen wirkenden Gruppe wie Blinden. Sie und die vier Tutoren, davon einer sehbehindert, einer blind, in der Servicestelle haben alle Hände voll zu tun. Ein grosser, gut schallgedämpfter Braille-Drucker stellt Stu dienmaterial in tastbarer Schrift her, seien es Seminarunterlagen, Auszüge aus dem Studienhandbuch oder dem Vorlesungsverzeichnis. Elisabeth Wunderl hofft, dass recht bald möglichst viel Material digital zur Verfügung steht. Gut gebrauchen könnte man auch eine Hörbibliothek – an der FU gibt es leider keine. Sehr wenige wissenschaftliche Texte werden "aufgelesen" – für die Verlage ist das kein Geschäft, der Markt ist zu klein. Wer Glück hat, findet einen Kommilitonen, der aufliest, aber das kann nicht jeder.

"Es macht mir total viel Spaß, mit den Tutoren und den Studierenden zu tun zu haben", schwärmt die gebürtige Österreicherin, die 1968 nach Berlin kam, wo sie Abitur machte und an der FU Psychologie studierte. Spaß machen ihr auch Kochen und gutes Essen, bedeutender immaterieller Genuss ist die Musik – insbesondere der Chorgesang, und zwar ihr eigener.

Auf den Berufsweg brachte sie ihre Tochter, die in einem Kindergarten für behinderte und nicht behinderte Kinder und später in einer ebensolchen Schule war. Ein Weg, der es Elisabeth Wunderl erlaubt, die Arbeit mit persönlichem und politischem Engagement zu verbinden.

sw