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FU-Soziologen untersuchen verlängerte Ladenöffnungszeiten
Ein Team von Soziolog(inn)en der FU hat die neuen Ladenöffnungszeiten unter die Lupe genommen. Gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung untersuchten Frank Meissner, Svenja Pfahl und Philip Wotschack unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Herkommer, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften, die Folgen der verlängerten Öffnungszeiten für den Berliner Einzelhandel. Studienobjekt waren siebzehn Einzelhandelsbetriebe (Warenhäuser, Kaufhäuser, Fachmärkte und Fachgeschäfte). Dabei wurden neuartige Arbeitszeitlösungen gefunden und auf ihre Vor- und Nachteile hin abgeklopft. Das Fazit für die Wissenschaftler: Für die betroffenen Verkäuferinnen und Verkäufer stellt sich in jedem Fall die Aufgabe, eingespielte Muster der Lebensführung aufzugeben und ihren Alltag auf die veränderten Arbeitszeitbedingungen auszurichten. Nur einer Minderheit gelingt das ohne Einschränkungen. Auf die Änderung des Ladenschlussgesetzes 1996 haben die meisten Einzelhandelsunternehmen zunächst mit einer Ausweitung der Öffnungszeiten reagiert. Inzwischen nutzen sie die Möglichkeiten sehr unterschiedlich. Nur etwa ein Drittel schöpft die Ladenöffnungszeiten voll aus, während andere sie nur um eine Stunde verlängert oder nur für bestimmte Wochentage festgesetzt haben. Auch die Kunden nehmen das Mehrangebot nur zu einem Drittel regelmäßig in Anspruch. Ein weiteres Drittel nutzt sie selten oder gelegentlich. In den Innenstädten sind die Läden länger geöffnet als außerhalb, in großen Städten (über 100 000 Einwohner) wird der verschobene Ladenschluss öfter genutzt als in kleineren Städten (unter 50000 Einwohner). Warenhäuser, Gewerbegebiete und außerhalb der Städte gelegene Einkaufszentren schöpfen die Möglichkeiten am weitesten aus. Die künftigen Trends sind noch unklar, jedoch ist die Bereitschaft für verlängerte Öffnungszeiten in den Metropolen und Einkaufszentren am größten. Fast überall haben die Öffnungszeiten zu neuen Arbeitszeitmodellen geführt: Die meisten Betriebe (58%) arbeiten in einer 5-Tage-Woche mit schichtähnlichen Arbeitszeiten. In einem beachtlichen Teil (30%) der Betriebe wurde eine 4-Tage-Woche eingeführt und eine dritte Gruppe legt die Arbeitszeiten in einem variablen Modell fest (41%). Dies kann grundsätzlich auch im Rahmen einer (flexiblen) 4- oder 5-Tage-Woche erfolgen bzw. im Wechsel von beidem. Gleichgeblieben sind die Arbeitszeiten nur für eine Minderheit der Beschäftigten. Fast zwei Drittel mussten ihr Leben aufgrund dieser Veränderungen stark umorganisieren. Besonders moniert wird dabei von den Angestellten die Abendarbeit. Nach einem durchschnittlichen Arbeitstag sind um 19.00 Uhr erst ca. 33 Prozent der Beschäftigten wieder zu Hause, um 20.00 Uhr ca. 62 Prozent und erst um 21.00 Uhr sind es ca. 95 Prozent. Diese Entwicklung beurteilen knapp drei Viertel von ihnen negativ. Die stärkste Kritik kommt von vollzeitbeschäftigten Frauen. Je geringer das Arbeitszeitvolumen ist, umso positiver werden die neuen Bedingungen beurteilt. Trotzdem bewertet auch jede zweite teilzeitbeschäftigte Frau die Entwicklung negativ. Bei der Suche nach sozialverträglichen Arbeitszeitmodellen haben die Wissenschaftler kein durchgehend positives Modell gefunden, aber verschiedene Modelle mit Vor- und Nachteilen, die sich mit den Interessen bestimmter Beschäftigungsgruppen eher in Einklang bringen lassen. Auch die Spielräume bei der konkreten Ausgestaltung einzelner Bereiche könnten für Verbesserungen genutzt werden. Beispiele sind die Kombination einer 4-Tage und einer 5-Tage-Woche, die den Beschäftigten große Freizeitblöcke ermöglichen und die Belastungen senken würden. Diese Modelle wären auch in kleineren Betrieben praktikabel. Außerdem könnten die Betriebe parallel mehrere geregelte Modell anbieten, unter denen die Beschäftigten (individuell oder je nach Abteilung) wählen könnten. Die Studie der FU-Soziologen erscheint in den nächsten Tagen im Sigma-Verlag unter dem Titel "Dienstleistung ohne Ende? Die Folgen der verlängerten Ladenöffnung". Anne Schillo |
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