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Gertraud Schindler und der wissenschaftliche Nachwuchs Von Susanne Weiss Menschen, die ohnehin schon einen weiten Horizont haben, sind auch immer froh über seine weitere Entfaltung. "Was glauben Sie, was ich hier alles gelernt habe", freut sich Gertraud Schindler. Sie gehört zu den glücklichen Menschen, die Kommissionssitzungen spannend finden, weil "immer etwas dabei heraus kommt". "Oder wissen Sie vielleicht, was ein Marderhund ist?", fragt sie lächelnd in genauer Kenntnis der Antwort. Der fremde Hund ist Gegenstand eines Berlin-Forschungs-Projekts, das in der neuen Förderrunde genehmigt wurde und herausfinden will, welches für Mensch und Tier zunehmend gefährliche Unwesen dieser Überträger von Zoonosen in Berlin und Brandenburg treibt. Andere Projekte bearbeiten die Internetnutzung von Jugendlichen, die Berliner Architekturgeschichte oder Schicksale von polnischen Zwangsarbeiterinnen in der Region während des Krieges. Aber nicht nur die unterschiedlichen Projekte origineller junger Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen sind eine Quelle von Freude und Inspiration (das "Fledermaus-Projekt" hat es sogar zu einiger Berühmtheit in der Region gebracht). Auch die "außerordentlich gute Zusammenarbeit" in ihrem Referat Nachwuchsförderung (VI D) und die zahlreichen verschiedenen Kommissionsmitglieder, deren beispielhaft kooperatives Verhalten Gertraud Schindler nicht müde wird zu loben, tragen dazu bei, dass die gebürtige Bayerin mit dem afrikanischen Begabtenabitur ihre Arbeit liebt.
Ja, es gibt sie wirklich, diese Kommissionen, in denen sachbezogen und zielorientiert diskutiert wird, in denen persönliche Erwägungen keine Rolle spielen, in denen es wie in diesem Fall nur um eines geht, nämlich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, und zwar ausschließlich nach einem Kriterium: Die Besten mögen gewinnen. Gertraud Schindler führt die Geschäfte von fünf Kommissionen, die sich dieser Aufgabe widmen. (s. Kasten) In ca. 20 Sitzungen pro Jahr wird beschlossen, wer von den Nachwuchswissenschaftler/innen förder- oder preiswürdig ist. Gertraud Schindler und ihre fünf Mitarbeiterinnen haben die jungen Leute vor der Antragstellung beraten und betreut, und sie werden es nach Beschluss und Verkündung tun, auch die Nicht-Geförderten können kommen. Nachbetreuung für abgelehnte Bewerber ist selbstverständlich; zusammen kann man unter Umständen andere Wege des Weiterkommens finden. Auch für Fälle dieser Art ist Gertraud Schindler bestens gerüstet durch ein breites Spektrum beruflicher Erfahrungen, bei denen Krisenmanagement gelegentlich zu den Kernaufgaben gehörte. Ihr Arbeitsleben begann im Verlagswesen. Geprägt vom Beruf des Vaters, des Schriftstellers André Mairock, beschloss sie: "Ich will in der Nähe des Buches bleiben." Doch 1968 zog sie erst einmal mit Mann und Tochter nach Afrika, zunächst nach Sambia, anschließend nach Uganda, wo sie 1970 an der Makerere University das Begabtenabitur machte als einzige Europäerin, aber mit ausgeprägtem Wissen über afrikanische Belange. Auf Uganda folgte Kenia, auf das Abitur ein Studium der Sozialwissenschaften an der University of Nairobi, das sie 1974 abschloss. Ein Jahr später bekam Gertraud Schindler es zum ersten Mal mit der FU zu tun. Die Familie war 1975 in erster Linie wegen der Tochter nach Deutschland zurückgekehrt, und die politisch und literarisch interessierte und informierte Afrikakennerin schaffte es, 1977 Diplomsoziologin zu werden. Schon damals war der Arbeitsmarkt für Soziologen eng, nicht unbedingt ein Hindernis für eine Frau wie Gertraud Schindler, die offen, flexibel und pragmatisch verschiedene Herausforderungen annahm: die Arbeit als freiberufliche Familienhelferin ("alles Problemfamilien"), als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum und nicht zuletzt das bisweilen auf die Knochen gehende politische Engagement als Bezirksverordnete, Abteilungsvorsitzende oder im SPD-Kreisverband Zehlendorf. "Man muss es tun, aber man darf das nicht zu lange machen", sagt die Frau, die auch den irdischen Dingen des Lebens zugetan ist, gerne kocht und bisweilen ihre "Spielernatur" beim Doppelkopf an die frische Luft lässt. 1990 kam Gertraud Schindler zum zweiten Mal an die FU. Diesmal als persönliche Referentin des Vizepräsidenten für Naturwissenschaften und Forschung. 1993 bewarb sie sich schließlich erfolgreich auf die frei werdende Referatsleitung in der Nachwuchsförderung eine Entscheidung, die sie nie bereut hat. Fotos: Ausserhofer, Dahl |
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