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Pressemitteilung Nr. 138
der Freien Universität Berlin vom 01.07.2004:
Warum Frauen meistens nicht die Familie ernähren
Hans-Böckler-Stiftung fördert Studie zum Ernährermodell mit 200.000 Euro
In Deutschland sind Frauen seltener als Männer erwerbstätig und damit in höherem Maße als Männer auf
Ehegattenunterhalt und/oder Sozialleistungen angewiesen. Eine mit 200.000 Euro von der Hans-Böckler-Stiftung
geförderte Studie am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin untersucht in den
kommenden zwei Jahren den Ehegattenunterhalt und das Ehegattensubsidiaritätsprinzip im Hinblick auf
Gleichstellungshindernisse. Das interdisziplinär angelegte Projekt unter Leitung von Dr. Sabine Berghahn
geht der Frage nach, welche juristischen Faktoren im Zusammenspiel mit wirtschaftlichen und sozialen Umständen
dazu beitragen, dass Frauen in bestimmten Situationen auf die Sicherung durch die Ehe ausweichen bzw. auf den
Unterhalt vom Ehemann verwiesen werden.
"Auf Grund der gesetzlichen Normen wird Frauen nahe gelegt, lieber die familiäre Versorgung in Anspruch zu nehmen,
statt eine Erwerbstätigkeit nachzugehen", sagt Dr. Sabine Berghahn. Das Erwerbs-, Sozial-, Steuer-, und
Unterhaltssystem in Deutschland fördert nach wie vor die Ernährerstellung des Mannes und sieht die Frau als
eher geringfügige Zuverdienerin. "Darin ist eine rechtlich relevante Benachteiligung und ein Hindernis für die
Verwirklichung von Gleichstellung zu vermuten," so Berghahn.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit einer Soziologin und einer Juristin am Otto-Suhr-Institut der FU durchgeführt.
Außerdem ist eine Kooperation mit der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin geplant. Untersucht werden die
jeweiligen Schnittstellen zwischen Arbeits-, Sozial-, und Steuerrecht und dem Recht des Ehegattenunterhalts
im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit der Gleichberechtigung der Geschlechter und dem aktiven Gleichstellungsgebot.
Damit sollen Wege zur Überwindung des „männlichen Ernährermodells“ in der deutschen Existenzsicherung aufgezeigt
werden. Die neue Studie bezieht Untersuchungen über die sich verändernde Akzeptanz der ehelichen Solidaritätspflichten
mit ein, zudem will die Forschergruppe qualitative Interviews mit Frauen und Männern in Paarbeziehungen führen.
Die Studie: "Ehegattenunterhalt und Ehegattensubsidarität als Gleichstellungshindernisse" wird vom 1. Mai
2004 bis 28. Februar 2006 gefördert.
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