Ideenwettbewerb des Bundesministeriums für Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF, Ref. 231)

zum Themenfeld

Nutzung des weltweit verfügbaren Wissens für
Aus- und Weiterbildung und Innovationsprozesse

Ideenskizze unterbreitet von

Arthur E. Imhof, FU Berlin

07. April 1997


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Ideenskizze

Erfahrungshintergrund

Quintessenzen aus den bisherigen Erfahrungen ( = gleichzeitig Mängelliste)

Auf der Mängelliste basierende Lösungsvorschläge ( = Ideenskizze)

    1. Zielgruppen
    2. Neuheit und Attraktivität der Lösungsvorschläge
    3. Projektkonzept
    4. Markt- und Arbeitsplatzpotential
    5. Plausibilität des Umsetzungskonzepts
    6. Potentiale der Kooperationspartner

Abschliessende Bemerkungen


Erfahrungshintergrund

Seit dem Wintersemester 1995/96 lehre und forsche ich am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Freien Universität Berlin sowie im Rahmen des berlin-brandenburgischen Virtual College so gut wie ausschliesslich unter massiver Einbeziehung des World Wide Web und unter Zugrundelegung einer mittlerweile über hundert Nummern umfassenden multimedialen CD-ROM-Kollektion. Dasselbe trifft zu auf meine Beteiligung an nationalen und internationalen Veranstaltungen. Neuere Publikationen erfolgen grösstenteils online und/oder auf multimedial aufbereiteten CD-ROMs. Eingespielt hat sich ferner, und zwar auf denselben zukunftsweisenden neuen Technologien basierend, eine interdisziplinäre, interuniversitäre, interurbane Kooperation. Zu Einzelheiten und Hintergründen vergleichen Sie bitte online die folgenden Punkte:
    Archivablage bis Ende 1995
    Archivablage 1996 (inklusive Online-Lehrveranstaltungen im Wintersemester 1995/96 sowie im Sommersemester 1996)
    Archivablage 1997 (inklusive Online-Lehrveranstaltungen im Wintersemester 1996/97)
    Lehrveranstaltungen im Sommersemester 1997
    Lehrveranstaltungen im Wintersemester 1997/98
    Lehrveranstaltungen im Sommersemester 1998
    Lehrangebot im Virtual College
    Hinweise zu den webbetreuten Lehrveranstaltungen
    Kommentierte multimediale CD-ROM-Kollektion (mehr als 100 einschlägige CD-ROMs für Lehre und Forschung)
    Projekt telehist (laufende Team-Arbeit Historiker-Informatiker, Universitäten Berlin und Halle)
    Projekt ethnohis (gemeinsam mit dem Museum für Volkskunde der Staatlichen Museen zu Berlin)
    Joos de Momper-Projekt: Die vier Jahreszeiten (gemeinsam mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig)
    Online-Veranstaltungen
    Neuerscheinungen (CD-ROM- und Buchpublikationen)
    Online-Aufsätze und -Berichte

Um mich international auf dem laufenden zu halten, besuche ich in der vorlesungsfreien Zeit zweimal jährlich ausgewählte Einrichtungen in den USA sowie in Skandinavien, den Niederlanden, Frankreich und Grossbritannien. Eine Kooperation mit forschungsprojektbezogenem Personenaustausch besteht mit den Universitäten Linköping in Schweden sowie mit Birmingham in Grossbritannien.

An eigenproduzierten multimedialen CD-ROMs sind auf dem Markt derzeit erhältlich: "Historische Demographie I" (Saur-Verlag München 1995/96) sowie "Wolken-Malerei-Geschichte / Clouds-Painting-History" (Verlag der Meteorologischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg 1996). Zwei weitere multimediale CD-ROMs sind beim Hirzel-Verlag Stuttgart in der Fertigstellung: "Die Kunst des Sterbens. Wie unsere Vorfahren sterben lernten. Impulse für heute" und "Das prekäre Leben. Leben, Not und Sterben auf Votivtafeln. Impulse für heute". Komplett online aufrufbar ist die durchgängig im HTML-Format geschriebene Nachfolge-CD-ROM Historische Demographie II.




Quintessenzen aus den bisherigen Erfahrungen ( = gleichzeitig Mängelliste)

Wenn ich die gegenwärtige Situation richtig überblicke, bin ich im deutschsprachigen Raum bislang einer der ganz wenigen Hochschullehrer - vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich -, der es seit mehreren Semestern mit dem systematischen Einsatz von zukunftsweisenden neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere von Internet und multimedialen CD-ROMs, in Forschung und Lehre ernst meint und der dabei auch den internationalen interdisziplinären Vergleich nicht scheut. Insofern stimme ich vielen der vom BMBF angestrebten Zielen zu, so wie sie in dessen Bekanntmachung eines Ideenwettbewerbs in den Punkten 1 und 2 formuliert sind, so vor allem:
  • Erreichen und nutzen der Kompetenzvorsprünge im internationalen Vergleich
  • Entwicklung und Realisierung von Leitprojekten mit Schrittmacherfunktionen in anwendungsrelevanten Feldern
  • Anwendung neuer Informations- und Kommunkationstechniken - insbesondere Multimedia - für Bildung in Schule, Hochschule, beruflicher Bildung und Weiterbildung
  • Entwicklung von strukturierten Informations- und Wissensangeboten sowie von benutzerfreundlichen Zugangs- und Recherchemöglichkeiten
  • Entwicklung von technologiegestützten Dienstleistungen im Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung
  • Entwicklung einer virtuellen Hochschule

Wie dem eingangs skizzierten Erfahrungshintergrund entnommen werden kann, sind manche dieser Punkte an der Freien Universität Berlin seit längerem in Angriff genommen, so die seit 1995/96 Semester für Semester in Lehrstoff-Bausteinen ausgearbeiteten webstrukturierten sowie CD-ROM-gestützten Informations- und Wissensangebote (vgl. für das laufende Sommersemester 1997 zum Beispiel Hans Holbeins Kaufmann Gisze oder für die kommenden Wintersemester 1997/98 beziehungsweise Sommersemester 1998 Joos de Mompers Die vier Jahreszeiten, ferner in Kooperation mit Informatikern der Universität Halle das Projekt telehist beziehungsweise gemeinsam mit den Staatlichen Museen Preussischer Kulturbesitz das Projekt ethnohis, ausserdem das ebenfalls seit mehreren Semestern laufende Angebot im Virtual College). Auch bezüglich der vom BMBF immer wieder betonten Zusammenarbeit mit (mittelständischen) Unternehmen im multimedialen Bereich sind bereits zwei Projekte realisiert worden, nämlich die schon erwähnten CD-ROMs mit dem Saur-Verlag in München und dem Hirzel-Verlag in Stuttgart.

Die bisher in diesem Bereich hierzulande gemachten Erfahrungen sind indes nicht sehr ermutigend. Die vom BMBF "durch die Anwendung neuer Informations- und Kommunikationstechniken - insbesondere Multimedia -" erhoffte und sich quasi wie von selbst ergebende Entstehung "eines völlig neuen Marktes für Bildung in Schule, Hochschule, beruflicher Bildung und Weiterbildung" wird angesichts einer hierzulande - um es milde auszudrücken - noch weitverbreiteten "silent resistance" entscheidender Stellen gegen die Einführung der neuen Technologien sowie einer überzogen unrealistischen Marktstrategie vieler mittelständischer Unternehmen in diesem Bereichen noch lange auf sich warten lassen, im internationalen Vergleich und Wettbewerb entschieden zu lange. So hatte der Saur-Verlag zwar DM 35.000 in die Produktion der CD-ROM Historische Demographie I investiert (hauptsächlich für Werkaufträge). Auf dem Markt verlangt er nun allerdings einen CD-ROM-Einzelpreis von 680 DM! Das logische Resultat ist, dass sich die CD nicht verkauft, die Arbeit also umsonst war. Der Hirzel-Verlag seinerseits investierte DM 25.000 in die Herstellung der zwei oben genannten CD-ROMs. Er erhielt die fertigen Endprodukte von uns um die Jahreswende 1995/96. Bis heute brachte er es jedoch, trotz langatmiger Verlagsankündigung, nicht fertig, die CD-ROMs in der abgemachten Auflagenhöhe zu erstellen und auf den Markt zu bringen. Bei Erscheinen werden sie technisch überholt und damit dem "CD-ROM-Ansehen" hierzulande abträglich sein.

Die logische Konsequenz aus diesen misslichen Erfahrungen war, dass ich die Nachfolge-CD ROM Historische Demographie II schon gar nicht mehr mit einem Unternehmen produzierte, sondern im Do-it-yourself-Verfahren direkt im multimediafähigen HTML-Format anfertigte und umgehend ins World Wide Web einspeiste, wo sie nun kostenlos abgerufen werden kann - und wird. - Richtig ist, dass hierzulande derzeit mit wissenschaflich-bildungsmässig anspruchsvollen qualitativ hochstehenden multimedialen CD-ROMs (noch) kein Geld zu machen ist.

Mit "silent resistance" meine ich sodann die hinhaltend-ablehnende Taktik vieler mit Entscheidungsbefugnissen ausgestatteten Stellen. Dies hat auf universitärer Ebene konkret zum Beispiel zur Folge, dass im innovativen Multimediabereich so gut wie die gesamte Hard- und Software-Ausrüstung sowohl von den Lehrenden wie von den Lernenden aus persönlichen Mitteln beschafft werden muss - was sich nur wenige Studenten leisten können und Lehrende leisten wollen. So habe ich denn auch die komplette, hierzulande im Rahmen von Forschung und Lehre einzigartige multimediale CD-ROM-Kollektion aus eigenen Mitteln finanziert und aus den in der Produktion führenden Ländern (USA, Kanada, Grossbritannien, Frankreich, Niederlande, Schweden, Finnland) zusammengetragen. Schriftliche Vorstösse zwecks Verbesserung dieser desolaten Situation und einer Anhebung insbesondere auch der Lehre auf internationales Niveau (etwa durch Akzeptierung entsprechend gestalteter Examensarbeiten), das heisst der Ausbildung der nächsten und übernächsten Generation werden von der Universitätsadministration in der Regel gar nicht oder aber abschlägig beantwortet. Die dabei meist vorgegebenen Argumente der finanziellen Strangulation der Universitäten von staatlicher Seite sind nur zum Teil stimmig, denn noch immer wird dort überflüssigerweise viel Geld allein für überholte kostpielige Kommunikationstechniken ausgegeben (Fax, Post, Papier usw). Dieselbe desolate Situation hat aber auch zur Folge, dass ich die besten Teilnehmer meiner WWW- und CD-ROM-gestützten Lehrveranstaltungen zwecks zeitgemässen Weiterstudiums an ausländische Universitäten schicke, vor allem nach den Niederlanden, Skandinavien, Grossbritannien und in die USA.




Auf der Mängelliste basierende Lösungsvorschläge ( = Ideenskizze)


Aus den bisherigen Ausführungen geht hervor, dass die zukunftsweisenden Technologien im Multimediabereich hierzulande an sich zwar vorhanden sind (und anderswo unter günstigeren Marktabnahmebedingungen rasch weiter entwickelt werden und uns dann prinzipiell jederzeit ebenfalls zur Verfügung stehen), dass es bei uns indes an der Bereitschaft zu ihrer sinnvoll selbstverständlichen Integration in Forschung und Lehre, Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, beim lebenslangen Lernen noch weithin mangelt. Es gilt somit nicht in erster Linie, durch Zusammenarbeit mit wirtschaftlichen Unternehmen das Rad nochmals zu erfinden, das heisst das, was anderswo längst und besser vorhanden ist, nochmals zu entwickeln und zu produzieren (zum Beispiel dreidimensionale Darstellungsmöglichkeiten im CD-ROM- und im WWW-Bereich, HTML- und SGML-Editoren und -Browser, Applikationen und Extensionen für Sound, Video usw.). Vielmehr geht es zuerst einmal darum, durch Bereitstellung von genügend inhaltlich attraktiven Bausteinen (zum Beispiel von gut strukturierten Lehreinheiten für den Unterricht auf verschiedensten Ebenen) den vom BMBF anvisierten Markt zu schaffen beziehungsweise genügend zu verbreitern.

Erst wenn dieser Markt vorhanden ist, werden sich die entsprechenden Absatzmöglichkeiten für die Wirtschaft ergeben: die Nachfrage nach raschen CD-ROM-Laufwerken beziehungsweise nach hochwertigen CD-ROMs, nach adäquater Hard- und Software im Multimediabereich insgesamt. Für die Entwicklung und Bereitstellung der inhaltlich attraktiven Elemente aber sind - unter Berücksichtigung methodischer und didaktischer Gesichtspunkte - in erster Linie die Hochschulen zuständig, das heisst die sich hierfür derzeit überhaupt interessierenden Hochschullehrer, nicht selten gegen erhebliche Widerstände von seiten der "silent resistance"-Segmente.

Die von mir zwecks Eigen-Evaluation seit längerem betriebene Auswertung der Webseiten-Aufrufe meines WWW-Servers (wer ruft welche meiner Webseiten wann woher wie oft auf) erleichtert mir eine fundierte Beantwortung der folgenden Punkte 1 bis 6.



1. Zielgruppen

Unter den Zielgruppen sind - für einen Hochschullehrer selbstverständlich - in erster Linie die Studierenden sowohl an der eigenen wie auch an anderen Universitäten und Hochschulen zu nennen. Sie haben sich den von mir seit 1995/96 für jedes Semester jeweils Monate im voraus im Web oder/und auf eigenproduzierten CD-ROMs aufbereiteten Lehrstoff selbständig individuell oder in Gruppen zu erarbeiten und dann während des Semesters in den wöchentlichen Sitzungen vor vernetzten Monitoren im Plenum beziehungsweise von zuhause aus via e-mail zu diskutieren. Wer einen Seminarschein erwerben will, kann dies durch Bereitstellung eigener Webseiten oder durch die - meist gruppenweise erfolgende - Anfertigung einer multimedialen CD-ROM tun. Hinzu kommt allerdings stets noch eine individuelle mündliche Prüfung über die online erarbeiteten Lehrinhalte.

Diese webstrukturierten Semesterangebote werden erfahrungsgemäss regelmässig auch von einer beträchtlichen Anzahl auswärtiger Teilnehmer wahrgenommen, und zwar nicht nur - wie die begleitende e-mail-Korrespondenz belegt - aus dem deutschsprachigen Raum, sondern auch global (vor allem natürlich aus den europäischen Ländern, aber auch aus Übersee: Nord- und Südamerika, Japan, Australien).

Da einer meiner Schwerpunkte in Forschung und Lehre seit Jahren die Zunahme unserer Lebenserwartung während der letzten drei bis vier Jahrhunderte und deren Folge betrifft, ergab sich von hier aus wie von selbst eine weitere grosse interessierte (und meist finanzkräftige) Zielgruppe: unsere älteren Mitmenschen. Mittlerweile liegen auch für sie eigene Webseiten vor.

Stark angesprochen fühlt sich sodann eine Gruppe, die von mir anfänglich gar nicht in Betracht gezogen worden war, sie sich dann allmählich aber wie von selbst ergab: die ehemaligen Studierenden. Es lohnt sich wahrlich, sie im Hinblick auf lebenslanges Lernen als Zielgruppe nicht zu vernachlässigen: die ehemaligen Magistranden, Doktoranden, auf dem Lande im Schuldienst Stehenden.Via e-mail ist von ihnen immer wieder zu erfahren, dass sie sich durch selbständige Aneignung meiner universitären Web-Lehrangebote in der von mir vertretenen Geschichtsdisziplin ohne grosse Umstände auf dem laufenden halten können. Bequemer und effektiver geht Life-long-learning nicht.

Eine von mir umworbene Zielgruppe bilden schliesslich jene Institutionen, die über Bildrechte verfügen und ihrerseits ein Interesse an einer attraktiven, wissenschaftlich einwandfreien Präsentation im Web oder/und auf CD-ROM haben. Hierbei handelt es sich meist um Gemäldegalerien, Museen, aber zum Beispiel auch um Wallfahrtskirchen mit grossen Votivbildbeständen. Der multimediale Bereich lebt von Bildern, deren Nutzung juristisch einwandfrei geregelt sein muss. Als gut gelungene Beispiele - nach zum Teil langwierigen Verhandlungen - können angeführt werden: das Projekt ethnohis (gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz), das Joos de Momper-Vierjahreszeiten-Projekt (gemeinsam mit der Gemäldegalerie des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig) sowie das Projekt telehist (aufgrund von rund 1600 von mir digitalisierten Votivtafelaufnahmen aus der Wallfahrtskirche Sammarei bei Passau vom 16. bis 20. Jahrhundert). Hier sind mir überall die multimedialen Nutzungsrechte an den Bildern unter der Auflage eingeräumt worden, das Material gleichzeitig auch zugunsten der Rechteinhaber (der Staatlichen Museen, der Gemäldegalerie, des Marien-Wallfahrtsortes Sammarei) zu präsentieren, was im Web denn auch so geschieht.



2. Neuheit und Attraktivität der Lösungsvorschläge

a. "Schlanke Universität": im Rahmen der Restrukturierung ihrer Curricula dürften Universitäten aus finanziellen Gründen über kurz oder lang gezwungen sein, ihre Lehrangebote nicht länger an jedem Standort, das heisst allein im deutschsprachigen Raum dutzendfach gleich oder ähnlich anzubieten. Warum also nicht bestimmte Grundkurse, die von sämtlichen Studierenden einer Disziplin absolviert werden müssen, an einem Ort optimal aufbereiten und nach örtlicher Erprobung anschliessend im Web überregional-flächendeckend anbieten? Genau das versuche ich bisher mit meinen webstrukturierten Lehrveranstaltungen. Neu ist für mich hierbei allerdings auch die aufwendigere e-mail-Betreuung der immer zahlreicher werdenden auswärtigen Teilnehmer.

b. Attraktivität: Während ich meine webbetreuten Face-to-Face-Lehrveranstaltungen an der heimischen Universität wegen der geringen (von mir selbst zu finanzierenden) Anzahl vernetzter PCs auf maximal je etwa 20 Teilnehmer beschränken muss, zeigt die Server-Analyse, dass meine Webseiten derzeit (April 1997) wöchentlich zwischen 2000 und 3000 Mal allein von ausserhalb der eigenen Universität aufgerufen werden. Dass es sich hierbei nicht um Zufalls-Surfer handelt, ergibt sich aus der Tatsache der wiederholten Aufrufe von derselben Stelle aus. Von erheblicher Attraktivität scheinen auch meine im Rahmen der Kooperation mit den Museen und Gemäldegalerien ausgearbeiteten Webseiten zu sein. So bedient sich der Momper-Serie zum Beispiel der museumspädagogische Dienst des Braunschweiger Museums in regelmässigen Abständen. Wie von dort zu erfahren war, würden auf diese Weise ganz neue Besucherschichten erschlossen. Schliesslich erstaunt wenig, dass die Webseiten des Internets für Ältere eine grosse Attraktivität ausüben und häufig aufgerufen werden.



3. Projektkonzept

Das Leitprojekt soll sich in zwei Phasen gliedern: Phase I mit einer Dauer von zwei und Phase II mit einer Dauer von drei Jahren, insgesamt also fünf Projektjahre.

Phase I: Ziel ist, die Akzeptanz von Internetdiensten (vor allem von multimedial gestalteten Webseiten) und von multimedialen CD-ROMs in allen Bildungssektoren durch Bereitstellung inhaltlich attraktiver Angebote zu erhöhen und ihnen an immer mehr Stellen zum Durchbruch zu verhelfen. In dieser ersten Phase wird eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht angestrebt. Die notwendigen Werkzeuge (HTML- und SGML-Editoren, Multimedia ToolBook, Macromedia Director, QuickTime VR usw.) stehen zur Verfügung. Bei den in den zwei Jahren aufzubereitenden Inhalten handelt es sich im Hinblick auf die "schlanke Universität" sowie die vernetzte interdisziplinäre interurbane Kooperation um die Fertigstellung der ansatzweise schon vorhandenen Projekte ethnohis und telehist sowie des Joos de Momper-Vierjahreszeiten-Projekts. Für das stets wichtiger werdende Segment älterer Mitmenschen wird gleichzeitig das in nuce ebenfalls bereits bestehende Internet für Ältere ausgebaut und an (lokal fast überall vorhandenen) relevanten Stellen (Seniorenclubs, Universitäten für das Dritte Alter usw.) massiv propagiert.

Im Hinblick auf benutzerfreundliche Zugangs- und Recherchemöglichkeiten im Forschungsbereich soll sodann das vor kurzem abgeschlossene, seinerzeit vom BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren , Frauen und Jugend) geförderte vierjährige Projekt Die Zunahme unserer Lebensspanne seit 300 Jahren und ihre Folgen webgerecht aufgearbeitet und mitsamt der umfangreichen Quellendokumentation online recherchierbar zur Verfügung gestellt werden. (Das Material befindet sich zur Zeit im Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung / GESIS an der Universität zu Köln). Um hier während der beiden Jahre die Kompetenzvorsprünge im internationalen Vergleich so weit wie möglich bereits aufzuholen, soll diese Bereitstellung in Kooperation mit und in Anlehnung an zwei auf diesem Sektor weltweit führenden Einrichtungen geschehen. Es handelt sich einerseits um den Population Index des Office of Population Research der amerikanischen Universität Princeton und anderseits um die landesumfassende Demographische Datenbank der schwedischen Universität Umeå. (Aufgunrd eines früheren siebenjährigen Aufenthaltes in Skandinavien ist mir die schwedische Sprache geläufig.) Gleichzeitig werden die Bestände der einzigartigen eigenen CD-ROM-Kollektion, insbesondere die besten Stücke aus den USA/Kanada, Grossbritannien, Frankreich/Belgien, den Niederlanden sowie Skandinavien/Finnland in inhaltlicher, technologischer, methodologisch-darstellungsmässiger Hinsicht analysiert und daraufhin die überzeugendsten Elemente als diesbezügliche Standards für die eigene multimedial ausgerichtete Arbeit gesetzt.

Es sei unterstrichen, dass diese gesamten webgerecht attraktiv aufbereiteten Bausteine umgehend kostenlos im WWW angeboten werden sollen. Es handelt sich um Dienstleistungen im Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung. In den zwei Jahren soll dabei auch geprüft werden, in welchen Bildungssektoren welche Technologien die grösste Akzeptanz erfahren. Es macht wenig Sinn, sich (zu stark) auf diese oder jene Applikationen oder Extensionen zu kaprizieren, die zum Beispiel nur von diesem oder jenem Browser angezeigt werden können oder über die nur selten verfügt wird.

Am Ende der beiden ersten Projektjahre soll evaluiert werden, in welchen Bereichen eine Kooperation mit (mittelständischen) Unternehmen der Hard- und Softwarebranche beziehungsweise im Bildungssektor für die zweite Phase sinnvoll ist. Hierbei wird der kommerzielle Ausbau der Bausteine "Internet für Ältere", "schlanke Universität" (erprobte Lehrstoff-Einheiten), "online recherchierbare Datenbanken in der Forschung" im Vordergrund stehen.

Mittelbedarf: vorerst nur für Projektphase I anggebbar:
Personalbedarf: 1 wissenschaftlicher Mitarbeiter; 1 Systembetreuer (Webmaster), 1 wissenschaftliche Hilfskraft 80 Stunden monatlich; überschlagsmässige Personalkosten für 2 Jahre: DM 500.000.
Tätigkeitsfelder: in enger Zusammenarbeit mit mir (und weiteren relevanten Institutionen an den Berliner Universitäten: Informatik, Zentraleinrichtungen für audiovisuelle Medien bzw. Konrad-Zuse-Zentrum) multimediale Aufbereitung strukturierter Bausteine für eine "schlanke Universität", für "Internet für Ältere", "online recherchierbare Datenbanken mit historisch-demographischem Material". Neben diesen (technischen) Bereitstellungsarbeiten soll grosses Gewicht auf die Online-Betreuung der Webteilnehmer gelegt werden: Einrichtung von e-mail-Services / Newsgroups für "Ältere", für "Fernstudien-Teilnehmer" (virtuelle Universität, Virtual College), für "Schulgruppen", für "virtuelle Museumsbesucher" (Momper-Projekt).
Sachmittel: Hard- und Software-Ausstattung für die angegebenen Personalstellen für 2 Jahre: DM 200.000.
Reise- und Aufenthaltskosten (Kooperation mit USA und Schweden inklusive entsprechende Aufenthalte vor Ort; vor allem auch Teilnahme an dort häufig angebotenen sachdienlichen Intensivkursen) für 2 Jahre: DM 150.000.

Eigenmittel stehen keine zur Verfügung.



4. Markt- und Arbeitsplatzpotential

Anvisierte Märkte und Volumen: Universitäten, Bildungseinrichtungen jeder Art (Schulen, Weiterbildung), selbstorganisiertes lebenslanges Lernen, ehemalige mittlerweile im Beruf stehende Studierende, die stetig wachsende Zahl älterer Mitmenschen.

Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen (ab der zweiten Projektphase): Unternehmen, die zweckdienliche Hard- und Software bereitstellen; kommerziell betriebene Bildungseinrichtungen.



5. Plausibilität des Umsetzungskonzepts

Umsetzung in die Praxis: meine kostenlosen Online-Angebote werden derzeit bereits - wie oben erwähnt - wöchentlich zwischen 2000 und 3000 Mal von ausserhalb der Universität aufgerufen. Inhaltlich und darstellungsmässig attraktive Webseiten kommen an; sie haben in der Praxis keine Probleme.



6. Potentiale der Kooperationspartner

Diese Frage wird sich in Übereinstimmung mit den oben gemachten Darlegungen erst am Ende der Projektphase I stellen.




Abschliessende Bemerkungen


Um den vom BMBF anvisierten "völlig neuen Markt für Bildung in Schule, Hochschule, beruflicher Bildung und Weiterbildung" durch "Anwendung neuer Informations- und Kommunikationstechniken - insbesondere Multimedia -" zu schaffen, muss hierzulande derzeit noch sehr viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Dies kann am ehesten durch inhaltlich und darstellungsmässig gleichermassen attraktive Angebote geschehen, vor allem dann, wenn sie jederzeit und überall kostenlos im World Wide Web abrufbar sind und kontinuierlich sorgfältig betreut werden. Die in bescheidenem Umfang bereits vorhandenen klar strukturierten Beispiele zeitigen Erfolg. Doch erst wenn sich die Akzeptanz wesentlich verbreitert hat und ein entsprechender Nachfrage-Markt tatsächlich vorhanden ist, werden (mittelständische) Unternehmen der Hard- und Softwarebranche sowie kommerzielle Anbieter im Bildungsbereich wirtschaftlich eine realistische Chance haben.

Verhelfen Sie den 1995/96 an der Freien Universität Berlin in den Geisteswissenschaften erfolgreich angelaufenen innovativen Bemühungen beim Einsatz zukunftsweisender Informations- und Kommunikationstechniken - insbesondere Multimedia - in Forschung und Lehre durch Einrichtung eines fünfjährigen Leitprojekts mit Schrittmacherfunktionen in anwendungsrelevanten Feldern ("schlanke Universität", "Internet für Ältere", "online recherchierbare Datenbanken") auch hierzulande zum Durchbruch. Anders als durch entsprechende Förderung werden die wachsenden Kompetenzvorsprünge im internationalen Vergleich (USA, Skandinavien, Grossbritannien, Niederlande) nicht aufzuholen sein.



Fertig gestellt und dem BMBF unterbreitet am 07. April 1997

© A. E. Imhof 1997