Abschlussklausur: Freidenker. - Dieses Wort, wurde sicherlich für Menschen wie Professor Bohnert geschaffen. Wenn er mit einer ebenso gelassenen wie ernsten Ruhe den Vorlesungssaal betritt und sich auf einen Stuhl gesetzt hat, beginnt er meist einfach mit der Vorlesung. Das "Guten Morgen" oder "Ich grüße sie" wird ausgelassen. Besucht man seine (Strafrechts) Vorlesung zum ersten Mal, so hat man in diesem Moment den Eindruck einen strengen Menschen vor sich zu haben. Düster malt man sich aus, wie dieser Mensch das kommende Semester Lehrbücher zitieren wird, ohne wenigstens "Hallo" zu sagen. Weit gefehlt! - Professor Bohnert bestätigt schnell das Sprichwort, dass der erste Eindruck trügerisch sein kann. Die Vorlesung gestaltet er weitestgehend frei aus dem Kopf, Buchzitate beschränken sich auf Definitionen und Lehrbuchbeispiele. Trotzdem behandelt er dabei den nötigen Stoff des Semesters, ohne dass man aber den Eindruck bekommt, er würde die selbe Vorlesung bereits seit 20 Jahren halten. Neben den Standardbeispielen bringt er auch zahlreiche eigene Erfahrungen in die Vorlesung ein und legt weniger Wert auf die Literaturstreitigkeiten. Dementsprechend empfiehlt es sich bei Bohnert mehr als bei allen anderen Professoren die Vorlesung mitzuschreiben, denn gerne fragt er in der Abschlussklausur auch die Themen ab, auf die er in der Vorlesung eingegangen ist und nicht nur die Lehrbuchschwerpunkte.

Sicherlich nicht ohne Hintergedanken, denn Prof. Bohnert sieht manches gänzlich anders, als der Rest der Welt. Sei es die Studien- oder die Rechtsordnung, der Hausmeister oder die Sekretärin, die Notwendigkeit von Vorlesungen um acht Uhr morgens, ja sogar sein eigenes Fach. Mit Sarkasmus und bitterbösem, pechschwarzem Humor kritisiert er die Säulen der Erde bis es raucht. - Harald Schmidt kann einpacken und eines ist gewiss: zu Zeiten der heiligen Inquisition hätte dieser Mann auf dem Scheiterhaufen gebrannt.

Einzige Kritik bleibt dabei, dass er oftmals nahtlos zwischen Vorlesungsstoff und Weltordnungszoff hin und her wechselt, so dass es manchmal etwas schwierig ist dem roten Faden der Vorlesung zu folgen.

Trotzdem gehen Humor und Inhalt hier Hand in Hand, so dass die Vorlesung nie langweilig wird, Daumen nach oben.

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